Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)
um uns herum. »Aber es hätte jeder sein können«, meinte ich. »Der Platz wimmelte von Menschen.«
»Also hatte der unsichtbare Zauberer viele Möglichkeiten, sich zu verbergen«, sagte Laurel. Er nahm die Tatze von meiner Stirn, legte sie unter mein Kinn und hob meinen Kopf an. Ich starrte in seine bernsteinfarbenen Augen, als die Wärme seiner Rune mich durchdrang. »Trotzdem, ebenso wie Kareste Euch unterschätzte, hat auch dieser andere Magier Euch unterschätzt. Ihr habt den Bann verhindert.« Er legte die Ohren an. »Fürs Erste.«
10
Laurel wartete, bis ich im Bett lag, bevor er zu der Besprechung mit Jusson ging. Ich hatte ihm angeboten, ihn zu begleiten. Zwar wusste ich nicht genau, was mich dazu getrieben hatte – Thadros Sarkasmus oder die Tatsache, dass ich von einem gesichtslosen Zauberer verfolgt wurde; jedenfalls lehnte Laurel ab.
»Nein. Ihr könnt kaum stehen. Geht schlafen.«
Ich hatte gedacht, dass ich mich ganz gut hielt, obwohl der Raum ein wenig zu schwanken schien. Trotzdem erhob ich keine Einwände. Cais hielt mir ein Flanellnachthemd hin – trotz meines bunten Morgenmantels schlief ich für gewöhnlich in Unterhosen; alles andere hätte mutwillige Übergriffe meiner Stubenkameraden heraufbeschworen – und half mir hinein, während Finn eine Wärmepfanne zwischen die Laken schob. Als der Haushofmeister jedoch meine schmutzige Kleidung einsammeln wollte, hielt ich ihn auf, nahm meinen Dolch aus dem Bündel und schob ihn in der Scheide unter mein Kissen. Finn hielt inne und sah mich erstaunt an. Ich schenkte Cais’ Neffen ein müdes Lächeln.
»Alte Gewohnheit.« Die hatte ich entwickelt, als ich auf demselben Flur wie Slevoic geschlafen hatte.
»Aber damals hast du dein Stiefelmesser benutzt, nicht dein großes Jagdmesser«, merkte Jeff an.
Ich zuckte mit den Schultern. »Das Stiefelmesser hab ich im Hof des Fyrst verloren.« Als ich während des Umsturzversuches durch die Verschwörer des Hohen Rates gefangen und in Ketten gelegt worden war, hatte man mir meine Waffen abgenommen. Ich bekam alle Waffen zurück, bis auf mein Stiefelmesser. Das hatte ich zuletzt in den Händen des Möchtegern-Meuchelmörders gesehen, der sich von hinten an den ahnungslosen Fyrst Loran herangeschlichen hatte. Den Attentäter konnte ich aufhalten, aber das Messer hatte ich aus den Augen verloren. Ich hatte nicht einmal mehr daran gedacht, weil mich andere Dinge abgelenkt hatten. »Ich dachte, ich könnte mir ein anderes besorgen, sobald wir nach Freston zurückgekehrt wären«, sagte ich und gähnte.
Finn schnappte Cais’ Blick auf und kümmerte sich weiter darum, dass die Laken warm wurden. Als er fertig war, trat er zurück, und ich kletterte ins Bett, versank in der weichen Matratze und seufzte wohlig bei der tröstlichen Hitze. Vage merkte ich, wie Laurel um mein Bett herumging und schimmernde Schutzzauber darum spann. Dann folgte eine leise Diskussion zwischen dem Faena, Cais und Jeff, anschließend wurde die Tür geöffnet und wieder geschlossen. Ich rollte mich auf die Seite. Die Feder in meinem Zopf kitzelte mich. Ich zog sie heraus, legte sie neben meinen Dolch unter das Kissen und starrte ins Feuer, bis die Flammen verschwammen und es dunkel wurde.
»Sie sind wirklich ein gut aussehender Bursche, stimmt’s? Selbst mit dem Zopf und der Feder.«
Ich schien mich in der Ratskammer eines Lords zu befinden, in deren Mitte sich ein großer Tisch mit einer Landkarte befand. In der Ecke stand ein kleiner Tisch mit einer Halbkugel aus matt glänzendem Alabaster. Auf den Regalen stapelten sich ordentlich Schriftrollen und Bücher, und an einer Wand hing ein Banner. Das Wappen hatte ich noch nie zuvor gesehen. An der gegenüberliegenden Wand befand sich ein mannshoher Spiegel, dessen Glas jedoch dunkel-getrübt war. Der Raum war mir unbekannt, aber ich achtete kaum darauf, weil ich mich viel mehr für die Person vor mir interessierte.
»Schöne Rosea, oder sollte ich lieber sagen, Lady Alys?« Ich grinste und verbeugte mich militärisch knapp. Meine Uniform war makellos sauber und frisch.
Das rote Haar der Schauspielerin wirkte dunkel und schien von innen heraus zu glühen. Statt es offen zu tragen, wie an dem Morgen auf dem Theaterplatz, hatte sie es zu Zöpfen geflochten und hochgesteckt, wobei es von Perlen gehalten wurde. Statt des einfachen Rocks und der Bluse trug sie ein hellgrünes Unterkleid mit einem Oberkleid aus dunkelgrünem Samt, dessen Mieder von winzigen Staubperlen
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