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Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)

Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)

Titel: Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
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ich versuchte, meinen Verstand und meine Sprache wiederzufinden.
    »Was weißt du vom Haus Mearden, Cousin?«, fragte er mich.
    Ich war immer noch damit beschäftigt, die Geschichte mit dem Heiratsantrag zu verdauen. Ich schloss den Mund, aber mein Kiefer klappte sofort wieder herunter. »Was?«
    »Ah.« Das Funkeln in Jussons Augen verstärkte sich. »Du weißt also nichts.«
    »Entweder haben Hases Eltern nicht über die Gründe gesprochen, weswegen sie von Iversterre fortgegangen sind, Euer Majestät«, erklärte Suiden, »oder er hat nicht aufgepasst. Jedenfalls hat er nicht gewusst, dass sie gezwungen waren, Iversterre zu verlassen, bis Vizeadmiral Havram ibn Chause es letztes Frühjahr während unserer Reise in die Grenzlande erwähnt hat.«
    Das stimmte. Ich war sehr überrascht gewesen, als Onkel Havram mir sagte, er habe seinem und meines Vaters ältestem Bruder, Lord Maceal von Chause, geraten, nicht zuzulassen, dass meine Eltern aus Iversterre vertrieben würden. Doch das war nichts gegen den Schock, den ich jetzt empfand.
    »Wer?« Ich hatte mich mittlerweile zur Frage des Königs nach dem Haus Mearden vorgearbeitet.
    »Verstehe«, antwortete Jusson auf Suidens Einwurf. Der König sah zu, wie Cais Tee in seine Tasse goss, richtete sich dann auf und griff nach dem Honig und der Milch. »Das ist eine lange und nicht sonderlich erbauliche Geschichte, Hase, in der sich niemand Ruhm erworben hat. Aber sie enthält den Stoff für ein wahres Drama: hoffnungslos Verliebte, ehrgeizige Häuser, rücksichtslose Regenten.«
    Mittlerweile hatte ich den aktuellen Stand des Gesprächs erreicht. »Regenten?« Ich starrte den König verständnislos an.
    Jusson grinste humorlos. »Ich meine nicht mich, Cousin. Unsere Mutter, die Königin, lebte damals noch und war bei bester Gesundheit.« Er lehnte sich mit der Teetasse in der Hand zurück und trank einen Schluck. »Hast du dich nie gefragt, warum ich ausgerechnet dich unter all den Sprösslingen der Großen Häuser zu meinem Thronerben erwählt habe? Wie bis zum Überdruss durchdiskutiert wurde, gibt es jede Menge anderer und weit weniger kontroverser Kandidaten.«
    Ehrlich gesagt hatte ich mich das nie gefragt. Als Jusson mich auserkoren hatte, passierten gerade weit entscheidendere Dinge: Mordversuche, der Aufstand und nicht zuletzt die drohende Gefahr eines weiteren, verheerenden Krieges mit den Grenzlanden. Und über all dem schwebte die Erkenntnis, dass Iversterre selbst sich ebenfalls verändert hatte. Die Menschen hatten sich auf ihr heiliges, göttliches Recht berufen und die Fae hinausgeworfen. Aber als sie jetzt dort lebten, wo einst das Volk gelebt hatte, wo die Knochen und die Asche der Fae sich mit der Erde vermischt hatten, war die Bevölkerung von Iversterre allmählich zu ebendem geworden, was sie zum Tabu erklärt hatte. Diese Tatsache hatte Jussons Reise durch sein Königreich mit Steinigungen, Hinrichtungen und Verbrennungen gewürzt sowie mit anderen Formen zügelloser Hysterie.
    Obwohl ich den Erzählungen meiner Eltern über ihre Jugend in Iversterre nicht aufmerksam gelauscht hatte, wusste ich von der engen Beziehung unserer Familie zum König. »Meine Verwandtschaftsgrade zum Hause Iver, Sire«, antwortete ich.
    »Die allerdings sehr beeindruckend sind«, stimmte Jusson mir zu. »Zweiunddreißig Linien durch das Haus Chause und vierzig vom Hause Flavan. Es gibt zwar Überschneidungen, aber wenn man sie außer Acht lässt, hast du immer noch vierundsechzig Linien zu meinem Haus, weit mehr als jeder andere. Doch was wäre passiert, hätten deine Eltern nicht geheiratet. Was, wäre Hilga eso Flavan nicht Hilga Flavan e Chause geworden?«
    Die Vorstellung, meine Eltern wären kein Ehepaar, war ähnlich abwegig wie der Versuch sich auszumalen, der Regen würde zum Himmel steigen. Es war schlicht unmöglich. Ich starrte Jusson hilflos an, während ich unwillkürlich zu dem Eschenholzstab griff, der an meinem Stuhl lehnte.
    Hauptmann Javes erbarmte sich meiner. »Dann hätte ein anderes Haus diese Linien erlangt, Hase. Oder zumindest die Linien, die sie nicht bereits hatten.«
    »Es hätte auch bedeutet, dass das Haus Chause nicht die Linien des Hauses Flavan bekommen hätte«, nahm Thadro den Faden auf. »Die Häuser treffen solche Entscheidungen nicht nur zu ihrem eigenen Vorteil, sondern auch um den anderen Häusern solche Vorteile zu verwehren.«
    Jusson nickte. »Das tun alle Häuser, Cousin, einschließlich des Königlichen Hauses. Eheschließungen

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