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Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)

Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)

Titel: Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
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Wyln. Trotzdem war es eine große Gruppe von Leuten, die in die riesige, höhlenartige Küche stürmte, in der Spülhilfen, Küchenjungen und andere Diener damit beschäftigt waren, die Reste des kaum berührten Abendessens wegzuräumen. Sie hielten in ihrer Arbeit inne, als wir hereinkamen, verbeugten sich und knicksten. Idwal erwiderte ihre Gesten nicht, sondern wandte sich sofort an eine Person, die offenbar ein Hilfskoch war.
    »Ist Lady Margriet zurückgekehrt?«, erkundigte er sich.
    »Nein, Mylord«, sagte der Mann und richtete sich auf. »Nicht, seit Ihr das letzte Mal hier wart.«
    Idwal sah sich hilflos um, bis Jusson vor ihn trat. »Die Wäschekammer, Mearden?«
    Idwal wurde aus seiner Zerstreutheit gerissen, sah Jusson einen Moment an, drehte sich dann auf dem Absatz um und stürmte aus der Küche. Wir anderen hefteten uns an seine Fersen und mussten schon fast in Trab fallen, um ihm durch eine Reihe von Fluren folgen zu können. Dabei kamen wir an Lady Margriets Destillationskammer vorbei. Der Duft von Kräutern drang unter der geschlossenen Tür hervor. Jusson ging einige Schritte daran vorbei und blieb dann plötzlich wie angewurzelt stehen. Suiden hielt ebenfalls an, und beide Männer kehrten zu der Tür zurück. Sie neigten die Köpfe, als lauschten sie auf etwas, während wir anderen sie umringten. Idwal war bereits ein Stück vorausgeeilt, verlangsamte dann sein Tempo, warf einen Blick über die Schulter zurück, drehte sich abrupt um und hastete zu uns zurück.
    »Was?«, fragte er. »Was ist da?«
    Jusson deutete auf die Tür. »Haben Sie einen Schlüssel zu diesem Raum?«
    »Dem Destillationsraum?«, erwiderte Idwal. »Nein, den hat meine Frau.« Er betrachtete das mit einer Rosette verzierte Schlüsselloch. »Glaubt Ihr, dass sie sich dort drin befindet? Ich kann jemanden holen, der die Tür aufbricht …«
    Suiden legte die Hand auf den Riegel und probierte, ob die Tür verschlossen war. Aber sie ließ sich mühelos öffnen, schwang auf ihren geölten Angeln weit auf und gab den Blick auf den geräumigen, großzügig geschnittenen Raum frei, durch dessen große Fenster tagsüber sicher viel Sonnenlicht hereinfiel. Jetzt, in der Nacht, waren sie dunkel. Überall hingen und lagen getrocknete Kräuter in Bünden, standen Flaschen mit Tinkturen, Destillaten und anderen Heilmitteln auf Regalen und in Schränken, die die Wände säumten. In der Mitte des Raumes stand ein großer Tisch, auf dem Lady Margriets Destillationsbuch lag. Es war aufgeschlagen, und ich sah im Licht der Kerze, die daneben brannte, Rezepte und Bemerkungen in einer zierlichen Handschrift. Lord Idwal blieb an dem Tisch stehen und starrte die Kerze an, Jusson und Suiden dagegen traten zu einer schweren Eichentür in der angrenzenden Wand. Erneut griff Suiden nach dem Riegel. Obwohl diesmal ein Schlüssel im Schlüsselloch steckte, war die Tür nicht verschlossen, und der Riegel ließ sich leicht bewegen. Die Tür jedoch rührte sich nicht. Gleichzeitig hörte ich ein schwaches Klopfen. Idwal hörte es ebenfalls, denn er sprang dorthin. Suiden, Jusson und er stemmten die Schultern gegen die Tür. Beim dritten Versuch flog sie auf. Dahinter befand sich ein dunkler, kleinerer Raum, in dem sich noch mehr Vitrinenschränke befanden, schmale, hohe Fenster – und Lady Margriet.
    Idwal drängte sich an Jusson und Suiden vorbei und zog seine Frau in die Arme. Dann jedoch wich er zurück und hielt sie auf Armeslänge von sich.
    »Geht es dir gut?«, fragte er sie.
    Im Licht der Kerze hinter uns sah ich, dass Lady Margriets Lächeln ein bisschen zittrig wirkte. »Ja, selbstverständlich.« Sie wollte sich von ihrem Ehemann abwenden, aber Idwal ließ sie nicht los, sodass sie einfach nur den Kopf drehte, damit sie Jusson ansehen konnte. »Ich bitte um Verzeihung für die Aufregung, die ich verursacht habe, Euer Majestät.« Ihr Knicks war ebenso zittrig wie ihr Lächeln.
    »Das war nicht der Rede wert, Lady Margriet«, erwiderte Jusson. »Was ist passiert?«
    »Das war wirklich zu dumm.« Selbst ihre Stimme zitterte ein wenig. »Ich glaubte etwas gehört zu haben, deshalb bin ich hereingegangen, um nachzusehen. Irgendwie muss ich es geschafft haben, die Tür hinter mir zu schließen. Dann hat sie sich verklemmt, und ich konnte sie nicht mehr öffnen.«
    Während Lady Margriets Erklärung war Suiden zu der Tür getreten. Obwohl sie gewaltsam geöffnet worden war, hing sie noch in ihren Angeln. Der Hauptmann bewegte sie vorsichtig ein paar

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