Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)
einmal genug Verstand besitzt zu wissen, wann er selbst in Gefahr ist. Letzten Endes einen Narren …«
»Vorsichtig, Mearden«, sagte Jusson beiläufig. »Hase ist nicht annähernd so dumm, wie Sie glauben.«
»Ganz im Gegenteil«, warf Suiden ein.
Idwal sah mich abschätzig an. »Ich gebe zu, als ich ihn das erste Mal sah, war ich über die Ähnlichkeit mit seinem Großvater Lord Alain erschrocken und hatte begonnen zu hoffen, dass er vielleicht auch die Intelligenz seines Großvaters geerbt hätte. Aber offensichtlich versteht er nur, hübsche Kleidung und Tand zu tragen, sowie blindlings in Schwierigkeiten zu stolpern …«
»Also, wie lange waren Sie und die Königin ein Liebespaar, Mylord?«, unterbrach ich ihn.
Idwal verstummte mitten in seiner Tirade, und die Männer um ihn herum lachten böse.
»Eine Weile«, antwortete Thadro. »Königin Herleve hatte etwas für blutjunge Liebhaber übrig.« Er verstummte, sichtlich überrascht über seine eigenen Worte. Jusson kommentierte sie jedoch nur mit einem spöttischen Lächeln.
»Das stimmt, Thadro«, erwiderte er dann. »Vor allem jedoch betete Unsere Mutter hingebungsvoll an dem Altar, auf dem der Zweck die Mittel heiligt.« Er neigte den Kopf. »Wie fühlt es sich an, nur ein Mittel gewesen zu sein, das ihren Zwecken diente, Mearden?«
»Wir wollten beide das Gleiche«, erwiderte Idwal. »Ein starkes und blühendes Iversterre.«
Das kam mir irgendwie bekannt vor. Ich fragte mich kurz, ob Laurel vielleicht wegen irgendwelcher Machenschaften verschwunden war, die der Faena selbst zu verantworten hatte. Allerdings hätte das nicht das Verschwinden von Javes und Königin Mabs Höflingen erklärt.
»Das heißt also, was gut für Sie ist, ist auch gut für das Königreich? «, wollte Jusson wissen.
»Im weitesten Sinne ja, Euer Majestät«, behauptete Idwal.
»War meine Mutter eine Belohnung für Ihr Wohlverhalten?« Ich musterte Idwal scharf.
»Nein«, antwortete Jusson, bevor der Lord von Mearden etwas sagen konnte. »Mearden hat ihr aus eigenem Antrieb den Hof gemacht, weil er sicher war, dass Unsere Mutter nichts dagegen einzuwenden hatte. Das stimmte auch, aber nicht wegen ihrer früheren Beziehung. Sondern sie vertraute darauf, dass sie beides kontrollieren konnte, die Ehe und das, was daraus hervorging.« Er zuckte mit den Schultern. »Sehr wahrscheinlich hätte sie das auch vermocht.«
»Meine Werbung um Ihre Mutter war aufrichtig«, beantwortete Idwal ruhig meine Frage.
»Und natürlich spielten ihre Linien zum Thron dabei keine Rolle«, warf Jusson ein.
»Selbstverständlich taten sie das«, gab Idwal zu. »Wenn auch nur als ein Vermächtnis an unsere Kinder.«
»Dieses Vermächtnis hat sie ja nun weitergegeben«, erläuterte Jusson. »Nur nicht an Ihre Kinder.« Er nahm die Kerze von der Anrichte. Ihr flackerndes Licht warf erneut dunkle Schatten über seine Züge, was den Anblick seiner goldenen Augen noch besorgniserregender machte. Sie glühten in kalter Wut. »Aber dies ist hinfällig. Es wird keine Heirat geben, keine Allianz und auch keine Versöhnung, bis all jene, die verschwunden sind, wieder auftauchen.«
»Sucht woanders, denn ich habe sie nicht«, behauptete Idwal.
»Oh, vertrauen Sie Uns, Wir werden suchen«, konterte Jusson. »Wir werden bei Tagesanbruch anfangen und diesmal nicht aufhören, bis Wir sie gefunden haben. Selbst wenn Wir dieses Haus Stein um Stein auseinandernehmen müssen.«
»Ihr droht mein Haus zu zerstören?« Idwals Stimme klang fast sanft.
»Das ist keine Drohung …«, begann Jusson, aber Idwal hob ruckartig die Hand.
»Spart Euch diesen uralten Spruch, dass es ein Versprechen wäre«, unterbrach er seinen König.
Ich hatte eine Vitrine betrachtet, weil mein Blick von etwas angezogen wurde, das hinter einer Reihe von schwarzen Flaschen in einem matten Weiß schimmerte. Ich fragte mich, ob Lady Margriet angefangen hatte, auch die Zähne zu sammeln, die der Barbier der Burg gezogen hatte. Ich hatte gerade näher treten und mir das genauer ansehen wollen, doch bei Idwals Worten drehte ich mich um. Es erschreckte mich, welche Richtung dieses Gespräch plötzlich nahm. Thadro wirkte ebenfalls aufgeschreckt und musterte den Lord von Mearden verblüfft.
»Idwal«, sagte er leise.
Jusson hielt ihn mit einer Handbewegung zurück. »Woran liegt es?«, fragte er ebenso sanft. »Liegt es an der Luft von Mearden, dass die Leute Unsere Absichten und Unsere Worte auf die leichte Schulter nehmen? Erst Unser
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