Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)
zuvor auf der Promenade gesagt hatte, nämlich dass ich nicht der wäre, den sie erwartet hätten. Offenbar hatte Jusson ihre Bestürzung darüber, dass ich nicht der wilde, zügellose und möglicherweise leicht zu beeinflussende Sohn meines Vaters war, gänzlich anders interpretiert.
»Nein, natürlich nicht«, sagte Lady Margriet und trat vor ihren Ehemann. »Seine Majestät hat recht, Idwal. Das hier ist gut ausgegangen. Belass es dabei.«
Idwal schob seine Frau sanft zur Seite. »Geh zu Bett, Margriet. Ich komme bald nach.«
»Nein«, widersprach Lady Margriet. Zum ersten Mal bemerkte ich die deutliche Ähnlichkeit mit ihrer Tochter, als sie ihr Kinn störrisch vorreckte und ihre dunklen Augen blitzten. »Hör auf mich …«
Idwal nahm den Arm seiner Frau und schob sie zur Tür. Als ich ihm nachsah, bemerkte ich Küchenhilfen und andere Diener, die sich im Gang vor dem Destillierraum herumdrückten. Idwal winkte einen Diener zu sich und schob seine Frau auf ihn zu, nachdem er ihr die Kerze abgenommen hatte. »Bring sie zu ihren Gemächern.« Dann küsste er Margriet auf die Wange. »Geh ins Bett«, wiederholte er und schloss die Tür. Er blieb an der Schwelle der kleinen Kammer stehen, zog seufzend den Schlüssel aus dem Schloss und schob ihn sich in die Tasche.
»Wir mögen Junggeselle sein, Mearden«, bemerkte Jusson, »aber selbst Wir wissen, dass auch Küsse Ihr Ehebett in nächster Zeit nicht versüßen werden.«
»Damit setze ich mich auseinander, wenn es so weit ist«, erwiderte Idwal und stellte die Kerze auf eine Anrichte neben sich.
»Tun Sie das«, antwortete Jusson. »Und während Sie das tun, werden Wir Uns ebenfalls in Unsere Gemächer zurückziehen.« Er stieß sich von der Anrichte ab und ging zur Tür. Idwal trat jedoch nicht zur Seite, und Jusson blieb stehen, während er fragend auch seine andere Braue hob.
»Glaubt es oder nicht, Euer Majestät, als ich eine Verbindung zwischen Lord Hase und meiner Tochter vorgeschlagen habe …«
»›Vorgeschlagen‹?«, fragte Jusson.
»Ich meine …« Idwal zuckte mit den Schultern. »Was ich im Sinn hatte, war eher eine Versöhnung.«
»Eine Aussöhnung, Idwal?«, murmelte Jusson. »Das ist eine Idee. Seid Ihr des Lebens hier draußen in der Wildnis müde geworden?«
»Es ist nicht gut, sich mit seinem König zu überwerfen«, erwiderte Idwal.
»Die Situation ist ziemlich schwierig gewesen, seit Unsere königliche Mutter gestorben ist«, räumte Jusson mit unbewegtem Gesicht ein. Die Adligen um mich herum jedoch verzogen grinsend die Gesichter und warfen sich vielsagende Blicke zu. Selbst Thadro verzog den Mund zu einem schwachen Lächeln, das nichts mit Humor zu tun hatte.
Entweder bemerkte Idwal es nicht, oder es kümmerte ihn nicht. »Es wäre noch weit schwieriger gewesen, wenn Ihre Majestät nicht bestimmte Schutzmaßnahmen erlassen hätte, die meinem Haus gewisse Rechte gewährten.«
»Das hatte nichts mit Ihrem Haus zu tun«, widersprach Jusson. »Genauso wenig wie die Tatsache, dass Sie hier fast ein kleines Königreich aufgebaut haben, während der Rest von Iversterre nur sehr wenig Vorteile von Ihrem belebten und prosperierenden Hafen hat. Einem Hafen, aus dem Wir ohne Ihre Zustimmung keine einzige Kupfermünze ziehen können.«
»Ich genieße in der Tat mehr Freiheiten als andere Häuser«, stimmte Idwal zu. »Aber vielleicht ist es an der Zeit, diese Rechte und Privilegien dem Thron zurückzugeben.«
»Sie tun Uns also nur einen Gefallen?«, erkundigte sich Jusson.
»Es wäre zum Vorteil für uns alle«, sagte Idwal. »Ihr erhaltet Eure königliche Oberhoheit über meine Besitztümer zurück, und ich gewinne dadurch gewisse Sicherheiten für meine Familie. «
»Sicherheiten?«, warf Thadro ein. »Vor wem oder was?«
»Das ist die entscheidende Frage, stimmt’s?«, meinte Jusson.
»Er hat den Qarant unterschätzt und will jetzt Schutz, Euer Majestät«, erklärte Suiden, was erneut bissiges Lächeln hervorrief.
»Nein, nein«, sagte Idwal. »Aber Berenice hat keine Brüder, die sie beschützen können, wenn ihre Mutter und ich nicht mehr sind, und keinen Ehemann, der sich um ihre Interessen kümmern kann. Als ich Hase hierher einlud, hatte ich gehofft, dass sie eine Verbindung schließen würden, in der meine Tochter sich mit jemandem vereinte, der ihr Beschützer sein könnte, ihr Schild. Doch was Ihr mir gebracht habt, ist jemand, der eine Gefahr für sich selbst und alle anderen um ihn herum ist, jemand, der nicht
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