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Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)

Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)

Titel: Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
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Thronerbe und jetzt Sie. Glauben Sie, dass Wir nicht dem Beispiel Unserer Mutter folgen könnten, nur weil Wir beschlossen haben, es nicht zu tun? Oder dass Wir es nicht tun würden?«
    »Königin Herleve war nicht nur fähig, das Königreich zusammenzuhalten, sondern es auch nach ihrem Gutdünken zu leiten und es zu führen, wohin sie wollte«, gab Idwal zurück. »Unter Eurer Herrschaft ist dieses Königreich in Aufruhr, und Eure Lords rebellieren. Ihr seid nur ein schwacher Abklatsch von ihr.«
    »Ist das so?«, erkundigte sich Jusson.
    »In jeder Hinsicht«, machte Idwal weiter. »Ihr kritisiert mich, weil ich Herleves Liebhaber gewesen bin, aber wer teilt Euer Bett? Ihr hattet noch nie eine Frau, geschweige denn eine Ehefrau und Kinder, und Ihr seid wie alt?«
    »Mylord.« Ich schrak fast zusammen, als ich meine Stimme in der Totenstille hörte, die Idwals Frage folgte, sprach aber trotzdem weiter. »Seine Majestät ist ein Dunkelelf und hat vermutlich noch etwa hundert Jahre vor sich, bevor er auch nur an eine Heirat denken kann …«
    »Eure Mutter hat Euch verachtet«, fuhr Idwal fort und ignorierte mich. »Es frustrierte sie, dass sie Euch als Thronfolger akzeptieren musste, und sie sprach sogar davon, wie leicht Unfälle geschehen können, vor allem, als Ihr zur Armee gehen wolltet.« Er lächelte säuerlich. »Nur gut, dass Ihr weggelaufen und zur See gefahren seid, sonst wäret Ihr vielleicht durch jemanden ersetzt worden, der mehr Mumm hat als ein Kleiderständer.«
    Verdattert atmete ich einmal tief durch. Selbst nach Jussons Enthüllung in der Alten Wache in Freston hatte ich mir die Flucht meiner Eltern aus Iversterre nach wie vor als ein romantisches Abenteuer vorgestellt. Doch jetzt, nach Idwals Worten, dämmerte mir endlich, in wie großer Gefahr sie gewesen waren. Und ebenso begriff ich, in welcher Gefahr Jusson als Kronprinz geschwebt hatte, einer Gefahr, die von seiner Mutter ausging. Natürlich hatte auch ich als Heranwachsender meine typischen Zwistigkeiten mit meinen Eltern, aber ich hätte nie angezweifelt, dass sie mich liebten. Selbst meine Wut darüber, dass ich als Schüler zu Magus Kareste geschickt wurde, richtete sich gegen ihren Leichtsinn, dass sie nicht sahen, wem sie mich da auslieferten, nicht dagegen, dass sie mir hätten vorsätzlich Schaden zufügen wollen. Das war etwas ganz anderes als das Verhalten von Jussons Mutter, die mit dem Gedanken gespielt hatte, ihren Sohn zu ermorden.
    Einen Sohn, der über das, was Idwal ihm gerade ins Gesicht geschleudert hatte, nicht im Geringsten überrascht zu sein schien. Ebenso wenig wie seine Adligen, sein Lordkommandeur oder seine Leibwache aus Königstreuen. Offenbar war es in allen Großen Häusern bekannt, dass Königin Herleve den Wunsch gehegt hatte, sich eines von ihr verachteten Thronfolgers zu entledigen. Ich fröstelte und rieb die Hand an meinem Bauch, während Jeff neben mir ungläubig die Augen aufriss.
    »Hauptmann Suidens Onkel hat versucht ihn zu töten, und die alte Königin hat das Gleiche mit Seiner Majestät versucht?«, platzte Jeff schließlich heraus. »Ja, sind denn alle Herrscher Verwandtenmörder?« Er begriff, was er da sagte, und schlug sich hastig die Hand gegen den Mund.
    Suiden lachte nur. Zugegeben, es war ein sehr düsteres Lachen und ein sehr tiefes, bei dem das Glas in den Vitrinen klirrte, aber es war Humor, gewissermaßen jedenfalls. »Vom eigenen Souverän hinterrücks ermordet zu werden, ist ein Berufsrisiko, das alle Kronprinzen teilen«, erklärte der Hauptmann. »Gelegentlich gibt es jedoch den ein oder anderen Thronerben, der die Geduld verliert und beschließt, den natürlichen Lauf der Dinge zu beschleunigen. Ich vermute, dass sich am Ende beides die Waage hält.«
    Jeff warf mir einen ängstlichen Blick zu, aber ich schüttelte den Kopf. Ich hatte nicht den Wunsch, jemanden zu töten, um auf den Thron zu kommen. Und ebenso wenig wollte ich deswegen getötet werden. Allerdings glaube ich nicht, dass Jusson mir nach dem Leben trachtete. Unwillkürlich warf ich ihm einen Blick zu und wäre fast einen Schritt zurückgewichen, als ich seine Ähnlichkeit mit jenem uralten Hochkönig der Elfen bemerkte.
    »Das stimmt«, bestätigte Jusson Suidens Worte. Seine gelassene Stimme stand in auffallendem Widerspruch zu dem, was um ihn herum passierte. »Ihre Majestät hegte gewisse Erwartungen an Ihren Thronerben, so wie Wir gewisse Erwartungen an Unsere Mutter, die Königin, hatten. Keiner von Uns beiden

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