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Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)

Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)

Titel: Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
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ist Lord Hase hier, von dir aufgrund des Drängens deiner Tochter hergelockt. Wie würdest du das nennen, hm?«
    »Aber Mama, Papa, er ist nicht einmal ein Mann …«
    Der Lord des Forsts fuhr mit der Hand über seinen Körper. »Was denn, Ihr meint so etwas?« Er leuchtete auf, seine Gestalt veränderte sich, und ein Hirsch stand an seiner Stelle. Dann schimmerte er erneut und wurde ein Mann, aber nicht die mächtige, große grüne Gestalt mit dem Geweih. Er war schlanker, sein moosiger Bart und das Geweih waren verschwunden, und seine Gesichtszüge wurden feiner, bis er, abgesehen von seinen grünen Augen, wie jeder andere Mann aussah. Das heißt, fast.
    Lady Berenice öffnete den Mund, Lady Margriet traten die Augen aus dem Kopf, und die Ladys in der Halle sogen vernehmlich die Luft ein. Selbst Prinzessin Rajya blinzelte, richtete sich dann hastig auf und strich sich eine Haarsträhne hinter das Ohr.
    Jeff trat neben mich. »Verdammt, Hase, er sieht besser aus als du«, flüsterte er, was ich mit einer rüden Geste kommentierte.
    »Unbedeutende Details«, erklärte der grünäugige Mann und nahm seine vorige Gestalt wieder an.
    Berenice schüttelte den Kopf, als müsste sie ihre Gedanken neu ordnen. »Ich …«
    »Ich werde mit Eurem Kirchenältesten reden«, sagte Laurel. »Vielleicht wäre es besser, wenn wir eine gemeinsame Trauung vornähmen. Es gibt Sitten und Gebräuche, die der Ehrenwerte Lord sicherlich … respektiert sehen will.«
    Der Lord des Forsts betrachtete Laurel. »Anhänger von Gaia?«
    Laurel verbeugte sich und bog anmutig seinen Schwanz hinter sich. »Ja, Ehrenwerter Lord.«
    Der Grüne Lord nickte. »Das ist akzeptabel.«
    Das Licht, das durch die hohen Fenster in die Halle fiel, wurde plötzlich gedämpfter, und in der Ferne hörte ich ein Donnern. Der Herbstregen setzte ein. Ich ließ den Kopf erneut auf die Knie sinken und lauschte dem Wetterumschwung, den ich in meinen Knochen spürte. Ich hörte Schritte, und Jeff versteifte sich neben mir. Ich sah hoch. Arlis war zu der Hecke gegangen, die Kveta einschloss, und sah auf die Wölfin hinab. Dann richtete er seinen Blick auf mich. Seine Miene war undurchdringlich. Jeff schnaubte verächtlich, aber ich schüttelte den Kopf, und er sagte nichts. Dann nahm ich ein anderes Geräusch wahr und stellte fest, dass die Aspekte zurückgekehrt waren und mich erneut nachdenklich zu betrachten schienen. Ich erwiderte ihren Blick, und spürte nicht nur den Wetterumschwung, sondern konnte auch den Regen fühlen, der auf die Erde prasselte, als träfe er auf meine eigene Haut. Ich spürte das von Stürmen aufgewühlte Meer, fühlte, wie die Hitze der Sonne nachließ, jetzt, wo das Jahr sich dem Ende zuneigte, fühlte den Atem des Winters, der im Wind aus dem Norden tanzte … und die Barrieren, die ich vor über einem Monat errichtet hatte, begannen zu bröckeln. Als sie fielen, überströmte mich eine Sehnsucht, bis ich eine fast unerträglich Spannung in mir fühlte. Kveta stieß einen Laut aus, etwas zwischen Bellen und Keuchen, und als ich mich zu ihr umdrehte, sah ich, dass sie mich betrachtete, die Ohren flach an den Kopf gelegt.
    »Hase, du verschwimmst«, meinte Jeff besorgt.
    »Cousin …« Jusson erhob sich aus seinem Stuhl.
    »Zweibaums Sohn …!« Wyln ging hastig auf mich zu.
    Laurel setzte sich ebenfalls in meine Richtung in Bewegung. »Hase, wartet …!«
    Meinen Blick auf Kveta gerichtet ließ ich los.
    Und verschwand.

27
     
    Es regnete. Ein unaufhörlicher Wolkenbruch rauschte durch die kahlen Zweige, die die tief hängenden Wolken umrahmten, und durchnässte mich praktisch auf der Stelle. Ich trug immer noch Hose und Stiefel; die Decke dagegen, die Finn über mich gelegt hatte, war verschwunden. Verwirrt schob ich die Hand in die Hosentasche und zog meine Feder heraus. Sie leuchtete hell in dem gedämpften Licht, glühte beinahe neben der Wahrheitsrune und den Symbolen auf meiner Handfläche. Ich griff in den Stiefel und ertastete mein Messer. Ein bisschen erleichtert steckte ich beides in meine Tasche und sah mich um. Offenbar befand ich mich mitten in Meardens Wald, denn weder die Straße noch der Burghügel waren zu sehen. Einen Moment blieb ich stehen und fühlte den Regen, der meinen Zopf so sehr durchnässte, dass er auf meinem nackten Rücken klebte. Dann packte ich meinen Eschenholzstab fester und schlug die Richtung ein, in der ich die Burg wähnte.
    »Hier entlang, Cousin.«
    Ich blieb wie angewurzelt stehen und sah mich um.

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