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Grenzwärts

Grenzwärts

Titel: Grenzwärts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver G. Wachlin
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Wie hieß denn die Freundin von Tobi?«
    »Da müsste ich nachsehen.« Sie blätterte in einem dicken zerfledderten Adressbuch, das auf einem Stehpult lag. »Das war eine sehr hübsche kleine Polin.«
    »Vielleicht Laila?« Schwartz war wie elektrisiert. »Laila Krajewska?«
    »Richtig«, die Señora setzte eine bekümmerte Miene auf. »Krajewska, Laila, ja. Es gab ziemlichen Ärger wegen der Kleinen.«
    Na, jetzt kommen wir der Sache doch entschieden näher, dachte Schwartz. »Kommt Tobi deshalb nicht mehr zum Tanzen?«
    »Das ist anzunehmen.« Sie blätterte in ihrem Buch. »Wissen Sie, wir reden hier weniger und tanzen mehr. Aber diese Laila brachte eines Tages einen anderen Mann in die Tanzstunde mit.«
    »Jochen Kuhnt«, nickte Schwartz.
    »Ich weiß nicht, wie der hieß. Der fuhr ja auf Tobis Ticket«, erwiderte die Señora. »Er war auch nur dieses eine Mal da.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich mag es nicht, wenn Männer sich prügeln. Das ist ihrer nicht würdig.«
    »Was, es gab eine Schlägerei?« Schwartz schrieb eifrig mit. »Wer hat sich denn geprügelt?«
    »Na, der Klaus. Mit dem anderen. Weil der seinem Sohn die Freundin ausgespannt hat.« Sie machte ein mitleidiges Gesicht. »War ja ein hübsches Mädchen, diese Laila. Tobi war sicher sehr verliebt.«
    »Dann hat der Klaus also«, fasste Schwartz noch mal zusammen, »den neuen Freund von der Laila hier regelrecht vertrimmt?«
    »Rausgeschmissen hat er ihn«, sagte die Señora und klappte verärgert ihr Buch zu. »Ich habe mit dem Klaus sehr geschimpft deswegen. Wo kommen wir denn hin, wenn sich meine Gäste gegenseitig rauswerfen? Das entscheide immer noch ich, wer geht und wer nicht.«
    »Und was hat der Klaus dazu gesagt?«
    »Nichts. An dem Abend konnte man mit ihm nicht reden. Der war wütend. Sehr wütend.«
    »Wann war das?«
    Sie überlegte. »Das ist schon eine Weile her. Ende August etwa.«
    »Waren die danach noch mal hier?«
    »Klaus und Ursula ja, aber den Tobi und die Laila habe ich seitdem nicht mehr gesehen. Verraten Sie mir endlich, wer ermordet wurde?«
    Schwartz konnte nicht, denn es machte plötzlich düdeldüdeldü. Ah, die  KT , dachte er und wurde hektisch, das passt!
    »Tut mir leid, vielen Dank«, verabschiedete er sich und nestelte hastig sein Funktelefon hervor. »Sie haben mir sehr geholfen.«
    »Ich helfe gern«, lächelte die Señora.
    Düdeldüdeldü! – Ja doch! Schwarz drückte die grüne Taste, piieep, und hatte wieder die Antenne vergessen. Schnell zog er sie heraus und hielt sich das Telefon ans Ohr.
    »Schwartz. Was habt ihr für mich?«
    »’tschuldigung, Chef! Ich bin’s nur, die Vicky!«
    »Ja, Vicky, sprich: Was haben die Kriminaltechniker herausgefunden?«
    »Noch nichts«, antwortete Vicky, »aber ich dachte, wo ich schon mal die Nummer hab, kann ich Sie auch so anrufen.«
    »Was! – Nur so?«
    »Nicht nur so«, erklärte Vicky, »dienstlich so.«
    »Und was gibt es so?«
    »Der Wagen, nach dem Sie fahnden lassen, wurde gefunden. Dieser graue Mercedes.«
    Na, das ging ja flugs. »Und wo?«
    »Tagebau Berzdorf. Ein paar Kumpel wollen gesehen haben, wie er von der Abraumkante gestoßen wurde.«
    Mist. Dann haben die Russen das Auto entsorgt, dachte Schwartz, weil sie gemerkt haben, dass ihre Dublette geplatzt ist.
    »Im Wagen wurde ein Toter gefunden.«
    Auch das noch. »Schon identifiziert?«
    »Nein, aber Spurensicherung und Gerichtsmedizin sind auf dem Weg.«
    »Gut«, nickte Schwartz, »ich komme auch.«
    »Sieht nach viel Arbeit aus«, meinte Vicky, »sehr viel Arbeit, was?«
    »Ja, da kommt was auf uns zu, Vicky.«
    »Und warum stellen Sie dann den Klaus nicht wieder ein?«
    Schwartz seufzte. »Ich überlege es mir, Vicky«, sagte er dann, »ich überlege es mir.«

42
    SWETLANA WUSSTE NICHT,  wie lange sie schon reglos unter dem Bett lag. Voller Anspannung, kaum atmend. Ab und zu bewegte sie vorsichtig die Fußzehen und Fingerspitzen, um sie am Einschlafen zu hindern. Aber sie kribbelten trotzdem. Es war kaum auszuhalten. Zudem wirbelte ihr eine Staubflocke vor der Nase herum. Vorsichtig versuchte sie, sie wegzublasen, lautlos, ganz sanft, aber irgendein Luftzug, vom Fenster oder woher auch immer, trieb die Fluse immer wieder zurück. Direkt zur Nase hin. Swetlana hatte schon Tränen in den Augen vor Anstrengung, nicht niesen zu müssen.
    Als sie gehört hatte, dass die Tür aufgeschlossen wurde, war sie rasch unters Bett geflüchtet. Mit Julia hatte sie ein Klopfzeichen vereinbart. Immer drei

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