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Grenzwärts

Grenzwärts

Titel: Grenzwärts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver G. Wachlin
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nichts. Bis auf das gedämpfte Geräusch einer Straßenkehrmaschine draußen auf dem Johannisplatz war es völlig still.
    Er trocknete seine Schuhe ab und ging zurück ins Zimmer. Den Dreck auf dem Teppich musste die Rouché irgendwann wegmachen, das war schließlich ihr Job.
    Roland stellte die Schuhe vors Bett und nahm die Walther  PPK  aus der Aktentasche. Falls er unangenehmen Besuch bekam. Obgleich das unwahrscheinlich war, denn hier war er sicher. Vorerst jedenfalls. Wer sollte ihn hier vermuten?
    Roland legte sich lang aufs Bett und die Pistole neben sich. Er fühlte sich völlig kaputt und war sehr müde.
    Ein wenig Zeit, um sich zu sammeln, dachte er gähnend. Ich muss versuchen, einen klaren Kopf zu bekommen. Trotz Kaemper. Ich muss nach vorn blicken!
    Swetlana zu suchen, war zwecklos, denn wo sollte er anfangen? Keine Chance. Also blieb nur eines: Flucht. Er hatte dreihunderttausend Mark in seiner Aktentasche, und die Rouché konnte ihm jederzeit ein Taxi rufen. Damit nach Dresden zum Flughafen und weg. Zunächst nach Frankfurt. Und von da aus: Südamerika. Binnen weniger Stunden wäre er entronnen.
    Und was sollte aus Tom werden? Und den anderen Mädchen in Bogatynia? Die wollten doch als Volleyballmannschaft getarnt nachts um drei an der Grenze sein. Vielleicht könnte man sie mitnehmen? Nach Südamerika? Für einen netten kleinen Laden an der Copacabana …?
    Er kam nicht mehr dazu, den Gedanken zu Ende zu führen, denn wenige Sekunden später war er eingeschlafen.

41
    MAN KONNTE   NICHT SAGEN,  dass die Akten frisiert waren. Zu  DDR -Zeiten war das ein probates Mittel, um Ermittlungsergebnisse zu manipulieren. Vor allem, wenn hohe  SED -Kader in einen Fall belastend verwickelt waren. Dann wurden die Indizien zuweilen so umgebogen, dass anstelle des Parteifunktionärs andere Personen, Dissidenten etwa, politisch zweifelhafte Leute, ins Visier des ermittelnden Staatsanwaltes gerieten. So bekam man jene verlässlich von der Straße, die dem Staat gefährlich werden konnten, und der hohe Kader war fein raus.
    Schwartz kannte diese ganzen Tricks. Er hatte sie zur Genüge studieren können, als er für Kriminaldirektor Habersaath Hunderte solcher  DDR -Altfälle neu bewerten musste.
    Die Pionteks hatten die Kuhnt-Akten jedenfalls nicht frisiert. Nein, das konnte man nun wirklich nicht behaupten, im Gegenteil: Vater und Sohn hatten gemeinsam wegen des Mordes an Jürgen Kuhnt ermittelt, und zwar sehr ordentlich. Zumindest auf den ersten Blick. Alle Zeugen waren befragt und der Fundort der Leiche spurentechnisch gründlich untersucht worden. Sämtliche Freundinnen und Liebhaber der Kuhnts waren in die Dienststelle bestellt und vernommen worden, Tobi war sogar nach Polen gefahren, um die an den Rollstuhl gefesselte Laila Krajewska zu befragen. Die allerdings hatte jede Aussage verweigert. Warum?
    Alle Gespräche waren unabhängig protokolliert und den Akten beigeheftet worden, genau wie die Ergebnisse der Überprüfung der einzelnen Alibis.
    Klaus Piontek hatte sogar sein eigenes Alibi protokollieren lassen. Angeblich war er zum Tatzeitpunkt in der Tanzschule »La Habanera«. Er sollte dort einen Tangokurs gebucht haben …
    Schwartz schlug den Tischkalender auf Pionteks Schreibtisch auf und sah nach. Jochen Kuhnt war am Dienstag, dem 14. September, tot aufgefunden wurden, gegen achtzehn Uhr. Der Todeszeitpunkt aber war, den Angaben der Gerichtsmedizin nach, schon zwischen sechzehn Uhr dreißig und siebzehn Uhr. Und von sechzehn Uhr fünfzehn bis siebzehn Uhr fünfundvierzig dauerte Pionteks Tanzkurs, der Termin war auch in seinem Kalender eingetragen. Kurz: Das Alibi stand. Was sonst? Klaus Piontek war nicht so doof, da irgendwas zu türken. In diesen Zeiten musste man stets auf eine Nachuntersuchung gefasst sein. Die westlichen Dienststellenleiter trauten ihren östlichen Kollegen, alten Volkspolizisten zumeist, rechtsstaatliche Ermittlungsarbeit noch immer nicht recht zu.
    Trotzdem fehlte etwas. Dass er selbst eine Affäre mit der Kuhnt hatte, hatte Klaus Piontek zum Beispiel geflissentlich verschwiegen. Was auch verständlich war, denn sonst wäre ihm der Fall sofort entzogen worden. Seltsam war lediglich, dass niemand darüber gestolpert war, dass ein ermittelnder Beamter sein eigenes Alibi zum Tatzeitpunkt protokollieren ließ.
    Warum wollte Klaus Piontek überhaupt unbedingt selbst in dem Fall ermitteln, fragte sich Schwartz, warum war er da so scharf drauf?
    Und noch etwas war merkwürdig: Bei

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