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Grenzwärts

Grenzwärts

Titel: Grenzwärts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver G. Wachlin
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sich auf die Socken und greifen Sie ab, was abzugreifen ist. Ich denke, der Mann ist Gold wert für alte Korruptionsbekämpfer wie uns.«
    »Vielen Dank, Goldenbaum. Bin schon unterwegs.«
    Schwartz legte auf. Es ist immer gut, ein paar Kontakte zu haben, dachte er. Pagels: neuer Name, neues Glück! Und die Chance, der Petkovic mal zu zeigen, wie der Hase läuft.
    Schwartz nahm seine Jacke und verließ zügig das Büro.
    »Vicky« rief er, als er dem Ausgang zustrebte, »faxen Sie mir die Durchsuchungsbefehle bitte an die  GÜG  Chopinstraße in Zittau.«
    »Wohin?«
    »Grenz-über-gangsstelle«, sagte Schwartz sehr deutlich. »Chopinstraße, Zittau. Sobald Sie sie haben, in Ordnung?«
    »In Ordnung, Chef.«
    »Und machen Sie Feierabend, wenn Sie hier fertig sind.«
    »Na, das ist wenigstens mal ein vernünftiger Vorschlag«, fand Vicky und packte sogleich ihre Sachen zusammen.

47
    ER STREBTE  seiner noch immer völlig verdreckten Déesse zu. Jetzt hätte es mal einen kräftigen Schauer gebraucht, damit wenigstens der gröbste Schmutz wegging. Aber seitdem er im Tagebau Berzdorf gewesen war, hatte es nicht mehr geregnet. Seltsam, fand das Schwartz. Dass das Wetter nie so war, wie man’s gerade brauchte …
    Er schloss die Fahrertür auf, als ihn eine kräftige Hand an der Schulter packte.
    »Lass meinen Sohn frei, Brauner!«
    Klaus Piontek. Der hatte ihm noch gefehlt. Schwartz fuhr herum.
    »Er hat nichts getan«, sagte Piontek eindringlich, »du musst ihn freilassen.«
    »Er hat gestanden«, widersprach Schwartz, »ich kann ihn nicht laufen lassen.«
    »Das ist doch Quatsch, Brauner: Lass uns doch mal wie Männer … Unter vier Augen.«
    »Na gut«, lenkte Schwartz ein, »setzen wir uns in den Wagen?«
    Piontek nickte dankbar und stieg ein.
    Schwartz setzte sich ebenfalls.
    Beide Männer schwiegen einen Moment, dann wollten beide gleichzeitig anfangen zu reden, dann schwiegen sie wieder.
    »Du zuerst«, sagte Piontek.
    »Nee, du«, verlangte Schwartz.
    »Mensch, Tobi ist erst sechsundzwanzig«, Piontek hob die Hände, »der hat noch alles vor sich, den kannst du doch nicht einfach einbuchten.«
    »Nicht einfach«, sagte Schwartz, »sondern wegen Mordes.«
    »Brauner!« Piontek sprach leiser. »Kein Hahn hätte danach gekräht. Das war Selbstmord und basta. Wen interessiert das noch?«
    »Das  LKA «, antwortete Schwartz, »die haben mich hergeschickt, weil Sie schon vermuteten, dass irgendetwas an der Sache faul ist.«
    »Weil sie vermuteten, dass Kuhnt von irgendwelchen Schleppern oder Menschenhändlern gekillt wurde«, präzisierte der alte Piontek. »Wurde er aber nicht. Das wissen wir beide. Also können wir’s auch bei Selbstmord belassen. Bitte, Brauner«, er packte Schwartz an der Schulter und schüttelte ihn, »Tobi zuliebe! Er ist mein Sohn. Und er ist ein guter Junge!«
    »Das geht nicht.«
    »Natürlich«, rief Piontek, »das geht. Das ist die ganze Zeit gegangen. Du bestätigst einfach den Selbstmord und gut.«
    »Mensch, denk doch mal an Tobi«, wurde auch Schwartz lauter, »wie soll er denn leben, mit so einer Schuld? Einer ewigen Lüge. Immer mit der Gefahr, dass es doch noch irgendwann rauskommt.«
    »Das war ein Affekt, du hättest ihn mal sehen sollen hinterher.«
    »Ja, vielleicht entscheidet der Richter auf Affekt. Ich bin sicher, das wirkt sich entlastend auf ihn aus. Dann wäre das ein Totschlag und kein Mord. Wir müssen das abwarten, Klaus, mehr können wir nicht tun.«
    »Und wenn er aus dem Knast rauskommt, ist er fast vierzig. Zu alt für ‘n Arbeitsmarkt, ein weggeworfenes Leben.«
    »Der wird keine zehn Jahre sitzen, Klaus.«
    »Er wird sitzen«, beharrte der, »dann ist’s vorbei mit der Karriere bei der Polizei.«
    Ja, das sicher, dachte Schwartz. Aber es gibt ja auch andere Berufe. »Ich halte schon dich aus der Geschichte raus«, sagte er verhalten, »was du versucht hast, war Strafvereitelung im Amt.«
    »Ja, komm du mir noch mit Paragrafen«, rief Piontek ärgerlich. »Soll ich jetzt dankbar sein dafür, dass du das Leben meines Sohnes ruinierst?«
    »Das hat er sich ganz allein ruiniert, Klaus.«
    »Er?« Piontek lachte auf. »Nein, Brauner. Tobi war nur verliebt. Und Jochen hat ihm seine Liebe kaputt gemacht.« Er schnaubte und sah Schwartz an. »Würdest du da zusehen? Wenn dein Mädchen ins Unglück getrieben wird. In den Selbstmord?«
    Ich weiß nicht, wie ich mich verhalten würde, dachte Schwartz, keine Ahnung. »Tobi hat einen Menschen getötet. Und er hat es

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