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Grenzwärts

Grenzwärts

Titel: Grenzwärts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver G. Wachlin
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unter dem Auto liegen. Die Russen im Wagen schwiegen und rauchten. Deutlich sah Kaemper, wie Zigarettenqualm aus dem Wagen stieg und Asche herausgeschnippt wurde.
    »Bариант пират«, sagte einer der beiden nach einer Weile leise, und der andere fing lauthals an zu lachen, »понимать Брат, понимать.«
    Dann wurde der Motor gestartet.
    In letzter Sekunde rollte sich Stefan Kaemper weg, bevor der Mercedes anfuhr und in einer Staubwolke verschwand.

8
    OBWOHL ICH DIE AUGEN   GEÖFFNET HABE,  ist es stockdunkel. Und ich spüre einen bitteren Belag auf der Zunge. Trocken klebt sie in meinem Mund, wie oller filziger Wollstoff.
    Zuletzt habe ich nur noch von kalter Coke geträumt, mit klackernden Eiswürfeln drin. Coke in Flaschen, aus Dosen und Hähnen. Ich habe gebadet in Coca-Cola. Aber es war nur ein Traum.
    Wo bin ich?
    Wenn ich den Kopf etwas drehe, sehe ich ein schwaches Licht, so, als bahne sich der Mondschein durch das dünner werdende Laub des Baumes vor meinem Fenster. Und tatsächlich bin ich zu Hause: Da ist der kaputte Stuhl, der Fernseher, die Spüle.
    Ja, ich erinnere mich, Jule hat mich hergefahren, weil ich zu blau war, und sie sah aus wie so ‘n Hippiemädchen in ihrer bunt bestickten Lammfellweste und dem vielen Geklimper an den Armen und in den Haaren. Aber wo ist sie?
    »Jule?«
    Es kostet einige Mühe, mich aufzurichten, fast falle ich von der Couch.
    » JULE !«
    Keine Antwort.
    Auf allen vieren krieche ich zur Spüle. Drehe das Wasser auf, kalt muss es sein, eiskalt. Und dann hänge ich mit meinem Mund unter dem Hahn und trinke. Gierig, wie einer, der tagelang die Sahara durchquert hat, das Wasser läuft mir an den Wangen hinab zum Kinn.
    Aah, wie gut das tut, wie die Lebensgeister wieder erwachen. Ich lasse es über den Kopf rieseln, meinen Schädel, meinen Hals. Herrlich!
    Jetzt ‘ne Zigarette und nachgedacht. Jule – wo kann sie sein?
    Ich ziehe mir eine Karo aus der Schachtel, lasse das Feuerzeug aufschnappen und inhaliere tief. Nikotin bringt das Hirn in Gang.
    Roland, denke ich, natürlich. Don Rolando hat die Gelegenheit genutzt. Und ich hab sie versaut, wie immer, verdammte Scheiße! Ob die schon in der Heia hocken? Schmusen, ficken, was weiß ich?
    Ich hau dem so was von in die Fresse! Das war meine Chance!
    Ich gehe vor die Tür, starre in die Nacht. Es ist saukalt, und zwischendurch muss es mal geregnet haben, denn die Sitze in meinem  GAZ  sind feucht. Hätten ja ruhig mal das Verdeck zuklappen können, diese Penner! Na, wenigstens steckt der Zündschlüssel noch.
    Wahrscheinlich hat er sie in seine fette Villa gekarrt, zur Champagnerparty im Whirlpool oder womit der Kerl die Weiber sonst noch so rumkriegt.
    Ich starte den Motor, schalte die Scheinwerfer an und fahre los.
    Das Anwesen der Paichs liegt vor der Stadt, majestätisch an den Hängen des Zittauer Gebirges thronend, mit weitem Blick über die Landschaft. Es wurde Anfang des Jahrhunderts von Albert Wilhelm Paich, einem frankophilen Braunkohlebaron, im Stile eines Loire-Schlösschens gebaut.
    Die Fahrt dorthin führt durch dichten Nebel, der sich über die Niederungen und Senken gelegt hat, teilweise sehe ich kaum bis zum Grill der Motorhaube. Trotzdem gebe ich Gas. Ich kenne den Weg, und um diese Zeit ist ohnehin kein Schwein mehr unterwegs.
    Das Schlösschen liegt im Dunkeln, aber es gibt Bewegungsmelder. Kaum stehe ich vor der mit einem aufwendig verzierten Tor verschlossenen Auffahrt, springen sie an. Scheinwerfer wie in einem Fußballstadion. Ein Hund fängt hysterisch an zu bellen. Ich drücke zweimal die Hupe. Einmal kurz, einmal lang. Der Hund jault jetzt, heult wie ein Wolf den Mond an, ansonsten tut sich nichts. Im Haus bleibt es dunkel, das Tor verschlossen.
    Seltsam. Wenigstens Rolands Eltern müssten doch da sein. Links oben, das Fenster im ersten Stock unter dem Türmchen, da liegt ihr Schlafzimmer. Ich hupe noch mal, der Hund jault lauter. Spätestens jetzt müsste sich der alte Paich aus dem Bett wälzen, um zu schauen, was los ist. Aber nichts passiert. Das Licht im Haus bleibt aus. Niemand da.
    Ich lege den Rückwärtsgang ein, wende und will zurück in die Stadt fahren, als mir auf der schmalen Zufahrtsstraße ein Wagen entgegenkommt. Ein Porsche, das erkenne ich schon an der Scheinwerferstellung. Das muss Roland sein. Ich blende auf, stelle meinen  GAZ  quer und steige aus.
    Roland stoppt, dass die Reifen quietschen.
    »Ausgenüchtert?« Er hat die Seitenscheibe

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