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Grenzwärts

Grenzwärts

Titel: Grenzwärts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver G. Wachlin
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Strohmann.«
    »Ach ja?« Roland nahm ihm den Zigarillo ab. »Dann würde ich das rauchen lassen. Stroh brennt leicht.« Er trat die brennende Asche mit der Fußspitze aus.
    Stefan Kaemper war wütend. »Du weißt nicht, was die Dinger kosten, oder? Zwo achtzig das Stück!«
    »Na klar«, spottete Roland, »wenn du dir was in den Mund steckst, dann nur vom Feinsten.«
    »Was wollen die Kerle?« Kaemper sah unbehaglich zum Tagebau hinüber, dahin, wo die Russen in ihrem Mercedes saßen.
    »Geschäfte machen.« Roland holte einen Karton mit haltbarer Milch aus dem Porsche, dazu eine Kiste frisches Obst und mehrere Kästen Cola. »Hoffe ich jedenfalls.«
    »Ich würde mich mit denen lieber nicht einlassen«, mahnte Kaemper, »von solchen Typen kommt selten etwas Gutes.«
    »Keine Vorverurteilungen, klar?« Roland zwang sich zu einem unbekümmerten Lächeln und drückte Kaemper drei Flaschen Whisky in die Hand. »Habt ihr noch Gin?«
    »Genug«, nickte Kaemper, »und Tonicwasser auch. – Du, das meine ich ganz im Ernst«, er sah Roland eindringlich durch seine verspiegelte Sonnenbrille an, »in Hamburg ging das genau so los. Da waren es die Albaner. Irgendwann tauchten sie auf, und keiner nahm sie ernst. Heute gehört ihnen der Kiez.«
    »Wir sind beweglich«, Roland klopfte ihm beruhigend auf die Schulter, »schon vergessen?«
    »Beweglich genug?«, rief Kaemper ihm nach, bekam aber keine Antwort mehr. Roland hatte sich schon auf den Weg zum Mercedes der Russen gemacht.
    Stefan Kaemper seufzte. Dann rief er seine Mädels zusammen. Sie sollten die Milch, das Obst und die Cola kühl stellen.
    »Aber nicht wieder in die Tiefkühltruhe, klar?« Beim letzten Mal hatten diese dummen Gänse alles schockgefrostet. Die Milch war nicht mehr zu gebrauchen, die Colaflaschen waren geborsten. Besser, sie lagerten das Zeug in einem der Keller der verlassenen Häuser. Da war es schön kühl, unter zehn Grad. Genau richtig, und Ungeziefer gab es auch keins mehr. Sämtliche Ratten und Mäuse hatten das Dorf bereits verlassen. Zu ungemütlich der Untergrund, zu viel Vibration und zu laut für empfindsame Nagetiere.
    Kaemper trank seinen Whisky aus und schlich dann in geduckter Haltung zum Mercedes der Russen hinüber. Seine Neugier war groß und sein Überlebenswille auch. Er musste einfach wissen, was im Wagen besprochen wurde.
    Es war eine ältere S-Klasse, gepanzert, mit doppelten Scheiben. Ein schwerer Wagen, aus dem nichts nach draußen gedrungen wäre, hätten sie alle Fenster und Türen verschlossen. Aber es war warm heute, zu warm für Mitte Oktober, und die Sonne brannte aufs Autodach. Der Wagen hatte vermutlich eine Klimaanlage, doch die funktionierte nur bei laufendem Motor. Und deshalb standen die beiden vorderen Türen des Wagens weit offen. Sie ließen frische Luft hinein und Worte heraus.
    Auf allen vieren robbte Stefan Kaemper von hinten heran und lauschte. Obwohl er halb unter dem Wagen lag, kam er den geöffneten Türen nicht nah genug, und so konnte er nur bruchstückhaft verstehen, was drinnen gesprochen wurde.
    Es redete einer der Russen, man erkannte es am harten Akzent und dem typischen rollenden R, und es ging um eine Ware, die Roland angeblich hatte liefern wollen. Aber er sei nicht erschienen, was schlecht sei, ganz schlecht …
    Roland entschuldigte sich. An der Grenze sei Samstag etwas schiefgegangen, er wolle es zum Ende der Woche noch mal versuchen. Doch das ließen die Russen nicht gelten. Ihre Logistik sei termingebunden, man stehe bei diversen Auftraggebern in Brüssel und Amsterdam im Wort. Man könne nicht einfach verschieben.
    Man müsse verschieben, entgegnete Roland heftig, die Grenzen würden immer besser gesichert, zudem sei er von den Leuten abhängig, die ihm die Ware lieferten.
    Einen Moment lang schwiegen alle. Dann erkundigte sich einer der Russen, was mit dem Bus sei.
    Kaemper erstarrte. Ging es um seinen, um  den  Bus? Was wollten die Russen damit? Und noch mehr beunruhigte ihn, was Roland auf die Frage erwiderte. Der Bus sei sein Faustpfand, mit ihm sichere er sich bei seinen Lieferanten ab.
    Kaemper stand der Schweiß auf der Stirn. Nein, das klang nicht gut. Das klang alles andere als gut. Sein Bus ein Faustpfand? – Wofür? Auf was für eine dubiose Geschichte hatte sich Roland hier eingelassen?
    Sie hätten für die Ware bezahlt, schimpfte einer der Russen so laut, dass Kaemper zusammenzuckte.
    Roland beschwichtigte hektisch. Dann stieg er aus und ging.
    Kaemper blieb wie erstarrt

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