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Grenzwärts

Grenzwärts

Titel: Grenzwärts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver G. Wachlin
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»Ich hab’s mal mit einer Yuccapalme auf Naturerde-Basis versucht, aber die ist eingegangen.«
    Schwartz schob sich zwischen zwei ausladenden Gummibäumen durch und setzte sich fast auf zwei Kakteen, weil er die für Hocker hielt.
    »Oh! – Kakteen magst du auch?«
    »Nee, die war’n ein Geschenk. Sind mächtig gewachsen, was?«
    Das konnte Schwartz nicht beurteilen. Dazu hätte er wissen müssen, wie groß sie waren, als sie dem Piontek geschenkt wurden. Trotzdem lobte er: »Prachtvolle Exemplare, das, ganz prachtvoll.«
    »Was kümmert die Dresdner eigentlich dieser Fall?« Klaus Piontek balancierte drei Kaffeetassen heran und setzte sich. »Ich meine, was geht euch das an? Wieso bezweifelt ihr den Selbstmord? Ich selbst habe in dem Fall ermittelt, der Kerl hat sich glasklar umgebracht. Mit seiner eigenen Dienstwaffe.«
    »Er hatte sie noch in der Hand, als er gefunden wurde«, sekundierte Tobi und setzte sich ebenfalls.
    »Ja.« Schwartz lächelte und holte einen Aktenordner aus seiner Tasche. Liliana Petkovic hatte ihm verschiedenes Material zusammengestellt. Ein Dossier, wie sie es nannte. »Das ist ja das Problem. Kuhnt hatte die Waffe in der rechten Hand, nicht wahr?«
    »Na und?« Die Pionteks sahen ihn ratlos an. »Was ist daran ein Problem?«
    »Ich habe hier«, Schwartz blätterte umständlich seinen Aktenordner durch, »ein ärztliches Attest aus dem Jahre fünfundachtzig. Kuhnt hatte eine Parästhesie. Seit einem Unfall in der Kindheit konnte er die Finger der rechten Hand nicht mehr richtig bewegen. Mit diesem Schreiben hat er damals ein entsprechend umgearbeitetes Holster beantragt.« Er nahm es aus dem Hefter und schob es den beiden Pionteks über den Tisch. »Ein Pistolenholster für Linkshänder. – Das bedeutet«, Schwartz sog geräuschvoll die Luft durch die Nase und ließ sich mangels anderer Sitzgelegenheiten auf dem Drehstuhl hinter Pionteks Schreibtisch nieder, »Kuhnt kann sich nicht selbst erschossen haben. Nicht mit der rechten Hand.«
    Die beiden Pionteks starrten auf das Attest und schwiegen einen Moment. Im Hintergrund röchelte die Kaffeemaschine.
    »Das beweist gar nichts«, sagte Tobi, »dann hat er sich eben mit links erschossen.«
    »Und wieso hatte er die Waffe dann in der rechten Hand, als man ihn fand?«, fragte Schwartz.
    »Moment, das haben wir gleich.« Klaus Piontek erhob sich wieder und betätigte die vorsintflutliche Sprechanlage auf seinem Schreibtisch. »Vicky, wo bleibt die Kuhnt-Akte?«
    »Bin schon unterwegs«, krähte es aus dem Lautsprecher. »Zwei Sekunden!«
    »Schauen wir mal in unseren Unterlagen nach«, sagte Piontek und rieb sich die Hände. »Mal sehen, was da so drinsteht. – Kaffee?«
    »Gern.« Schwartz lehnte sich zurück und klopfte unruhig auf die Tischplatte.
    Tobi sprang auf und sah nach, wie weit die Maschine mit dem Kaffee war.
    »Darf man fragen, woher du deine Informationen hast?« Klaus Piontek versuchte, einen Blick in Schwartz’ Aktenordner zu werfen.
    »Fragen darf man immer.« Schwartz war etwas unbehaglich zumute. »Nur mit der Antwort könnte es schwierig werden.«
    »Wieso?« Klaus Piontek setzte sich wieder. »Vertraust du mir nicht? Ist das hier eine Art interne Ermittlung oder so?«
    »Nein, nein.« Schwartz entschied sich zur Offenheit: »Ich habe meine Unterlagen vom Dresdner  LKA . Die beschäftigen sich mit dem Schmuggel hier an der Grenze und sind dabei offenbar auf Jochen Kuhnt gestoßen. Mit, wie schon gesagt, erheblichen Zweifeln an der Selbstmordtheorie. Ich soll den Fall noch mal aufrollen.«
    An der Tür klopfte es, und Vicky kam mit einer dünnen Aktenmappe herein. »Die Unterlagen zum Fall Kuhnt.«
    »Danke, Vicky.« Der alte Piontek nahm ihr die Mappe ab und ließ Schwartz nicht aus den Augen. »Dann ermittelst du also fürs  LKA ?«
    Schwartz schüttelte den Kopf: »Nein, ich bin immer noch bei der Dresdner Polizeidirektion.« Er machte eine verbindliche Geste. »Ich will nur helfen.«
    »Mhm«, machte Klaus Piontek und blätterte die Akte durch. »Dann woll’n wir mal schauen, was wir hier haben …«
    »Zucker?« Tobi füllte Kaffee in die Tassen. »Milch?«
    »Nur etwas Zucker«, antwortete Schwartz, »danke.«
    »Ja, rechte Hand«, knurrte der alte Piontek lesend. »Mit einer Heckler & Koch, neun Millimeter … Glatter Kopfschuss mit Eintrittswunde rechte Schläfe, Austrittswunde über dem linken Ohr.« Er sah auf. »Es gibt keinen Zweifel: Kuhnt muss sich mit der rechten Hand erschossen

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