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Grenzwärts

Grenzwärts

Titel: Grenzwärts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver G. Wachlin
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war ein 2 CV  nicht vergleichbar mit der Déesse. Zwar stammten beide Wagen aus dem Hause Citroën, doch das eine war eine herrliche, unverwechselbare Göttin, und das andere, verflucht noch mal, nur eine klapperige Ente. Ohne jeden Komfort!
    Zweitens: »Was machen Sie hier?«, fragte er düster.
    Noch bevor Liliana Petkovic antworten konnte, erschien auch Oma in der Haustür.
    »Na, Hosebemberle«, freute sie sich, »ist das eine Überraschung? Deine kroatische Freundin ist zu Besuch!«
    »Das ist nicht meine kroatische Freundin«, knurrte Schwartz grimmig. »Das ist nur eine …« verfluchte, dachte er, hinterhältige und verachtungswürdige »… Kollegin«, brachte er schließlich heraus, und auch das klang wie ein Schimpfwort.
    »Was ist los mit Ihnen, Schwartz?« Liliana Petkovic hatte die Hände in die Seiten gestemmt und sah ihn mit geneigtem Kopf kritisch an. »Haben Sie schlecht geschlafen?«
    »Das auch«, maulte Schwartz. Er nahm seine Aktentasche aus dem Wagen und packte Liliana Petkovic am Arm. »Kommen Sie!« Dann zog er sie unmissverständlich ins Haus.
    »Ich fang schon mal mit dem Essen an«, rief Oma, »ich dachte, ich mache uns dreien ein schönes …«
    »Oma!« Schwartz rief es mit schneidender Stimme. »Würdest du uns bitte allein lassen?«
    »Aber sicher, Hosebemberle, wenn ihr noch arbeiten müsst …« Oma verzog sich eilig nach oben, aber es war sicher, dass sie von dort aus lauschen würde.
    Liliana Petkovic kicherte. »Sagt sie immer Hosebemberle zu Ihnen? Das ist ja süß!«
    »Ich werde gleich noch süßer!« Schwartz zog die Petkovic zur rustikalen Essecke, zwang sie dort – »Setzen Sie sich!« – auf einen der geschnitzten Bauernstühle und baute sich vor ihr auf. »Jetzt reden wir mal Tacheles!«
    »Herrgott, was ist denn in Sie gefahren?« Liliana Petkovic machte ein erstaunt-belustigtes Gesicht.
    »Machen Sie nicht auf unschuldig.« Schwartz öffnete seine Tasche und warf ihr die Akte hin, die sie für ihn zusammengestellt hatte. »Ihr sogenanntes Dossier ist das Papier nicht wert, auf dem es steht.«
    »Aha«, machte Liliana Petkovic verwundert. »Und wie kommen Sie darauf?«
    »Ach, hören Sie doch auf, so ahnungslos zu tun!« Er stützte beide Hände auf den Tisch, beugte sich zu Liliana Petkovic vor und sah sie eindringlich an. »Ich weiß nicht, was hier gespielt wird, aber eines ist sicher: Ich bin draußen!«
    »Gratuliere!« Liliana Petkovic lehnte sich zurück. »Dann sind Sie bei Ihren Ermittlungen vermutlich ein ganzes Stück weitergekommen.« Sie wollte ihre Zigarette auf einer offenbar von Oma bereitgestellten Untertasse ausdrücken, doch Schwartz nahm ihr – »In diesem Hause wird nicht geraucht.« – sowohl die Zigarette als auch die Untertasse ab und warf beides aus dem geöffneten Fenster.
    »Mein Gott«, entfuhr es der Petkovic, »Sie sind ja richtig auf hundertachtzig.«
    »Auf zweihundertachtzig, wenn Sie’s genau wissen wollen.« Schwartz setzte sich schnaufend. »Der  BGS «, sagte er ruhiger, »hat monatelang gegen Jochen Kuhnt intern ermittelt. Dieser Kerl war in der Menschenhändler- und Schmugglerszene aktiv, da muss es umfangreiche Akten geben. Die Frage ist, warum mir diese Ermittlungsergebnisse vorenthalten werden.«
    »Weil man dem Kuhnt am Ende nichts nachweisen konnte!« Liliana Petkovic hob die Hände. »Das Einzige, was wir sicher hatten, waren Kuhnts ungewöhnlich großen Einkünfte. Aber die hat er mit einem Gewerbe erklärt, und so blieb es bei Vermutungen.«
    »Herrgott, er war Imker! Das können Sie doch nicht ernst nehmen!«
    »Warum nicht?« Liliana Petkovic suchte in ihrer Tasche und legte eine Steuererklärung auf den Tisch. »Angeblich hat er laut Finanzamt allein mit seinen Bienenkörben im vergangenen Jahr über zweihundertfünfzigtausend Mark verdient.«
    »Der hat sein Geld mit Honig gewaschen«, nickte Schwartz, »aber das ist nicht der Grund dafür, dass man ihm nichts nachweisen konnte. Der Grund war, dass er für die intern gegen ihn ermittelnde Stelle nicht mehr greifbar war. Wegen einer Fortbildung in Wiesbaden. Danach war er für die Innenrevision in Pirna sozusagen unantastbar geworden. Kuhnt arbeitete jetzt bereichsübergreifend.« Schwartz ließ die Petkovic nicht aus den Augen. »Die Frage ist, für wen? – Für den  BGS , wie seine Uniform nahelegt? Wohl kaum. Denn der Bundesgrenzschutz bildet seine Leute in Koblenz oder Neustrelitz aus. In Wiesbaden dagegen sitzt nur das  BKA .« Er atmete aus. »So! Und

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