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Grenzwärts

Grenzwärts

Titel: Grenzwärts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver G. Wachlin
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Gauner und Ganoven für sich arbeiten. Und irgendwann kontrollieren sie das Geschäft. Ihnen selbst kann man selten etwas nachweisen. Obwohl es heißt, dass sie sich für die Drecksarbeit durchaus nicht zu schade sind. Die Wiener Behörden bringen sie mit mehreren brutalen Morden in Verbindung, aber wie gesagt …« Schulterzuckend hob sie die Arme und setzte sich wieder. »… die Brüder sind schwer zu knacken.«
    »Vorbestraft?«, erkundigte sich Schwartz.
    »In Russland, ja«, nickte Liliana Petkovic und lachte spöttisch auf, »wegen sogenannter Fahnenflucht.«
    Die gab’s in der  DDR  auch, dachte Schwartz.
    »Igor und Valentin Gussinski dienten als mittlere Offiziere in der Sowjetarmee und waren in Afghanistan eingesetzt. Mitte der achtziger Jahre verschwanden sie von dort. Und als russische Deserteure haben sie in Wien problemlos politisches Asyl bekommen.«
    Dann können sie sich auch in Deutschland frei bewegen, überlegte Schwartz, und sitzen möglicherweise ganz in der Nähe in einem netten Hotel.
    »Hatte Kuhnt schon Kontakt zu den beiden?«, fragte er.
    Liliana Petkovic schüttelte den Kopf. »Ehrlich gesagt haben wir ihre Spur verloren.« Sie nahm ein weiteres Foto aus dem Umschlag. »Stefan Kaemper.«
    »Wer ist das?«
    »Ein heruntergekommener Lude aus Hamburg«, erklärte Liliana Petkovic. »Er hatte dort ziemlichen Ärger mit Albanern. Die Hamburger Behörden hatten ihm gewissermaßen das Leben gerettet, indem sie ihn wegen kleinerer Vergehen verhafteten. Seitdem arbeitet er für uns als Informant.«
    »Noch einer«, Schwartz verschränkte die Arme, »der für Sie im Schlamm wühlt?«
    »Zusammen mit einem Spediteur aus Zittau«, sie sah in ihren Unterlagen nach, »Roland Paich, betreibt Stefan Kaemper den Hurenbus im Berzdorfer Tagebau der Lausitzer Braunkohle  AG .«
    »Ein Hurenbus bei der  LAUBAG ?« Unglaublich, Sachen gab’s …
    »Eine Art fahrbares Bordell.« Liliana Petkovic schob ein weiteres Foto nach, das den Bus zeigte. »Von dort aus beobachtet Kaemper die Lage.«
    »Und? Was sieht er?«
    »Es sind zwei Russen aufgetaucht«, antwortete Liliana Petkovic. »Aber ob es sich dabei wirklich um die gesuchten Gussinski-Brüder handelt, wissen wir nicht.«
    »Sehen Sie, genau das ist das Problem.« Schwartz hob bedauernd die Hände. »Obwohl Sie kopfüber im Schlamm stecken, sehen Sie nichts. Trotz Ihrer ganzen verdeckten Ermittler und Informanten.«
    »Vielleicht weil es im Schlamm so dreckig ist?« Liliana Petkovic packte ihre Unterlagen wieder zusammen. »So. Jetzt wissen Sie alles.«
    »Und was fange ich damit an? Ich habe wenig Lust, auch im Dreck zu wühlen.«
    »Schwartz, bitte! Wir brauchen Ihre Hilfe.«
    »Weil Sie inoffiziell nicht weiterkommen?«
    »Weil wir offiziell nicht ermitteln können. Ganz im Gegensatz zu Ihnen.« Sie sah ihn prüfend an: »Also? Sind Sie weiterhin im Boot?«
    »Aber natürlich ist er das!« Oma kam eilig die Treppe herunter. »Nun lass dich doch nicht so bitten, Hosebemberle!« Entrüstet sah sie ihn an. »Man schlägt einem Mädchen keine Hilfe ab, wo bleibt deine Erziehung?«
    »Ja, Oma.« Schwartz verdrehte genervt die Augen.
    »Wo sie dir doch extra ein Telefon mitgebracht hat!«
    »Was hat sie?«
    »Ein Funktelefon«, erklärte Liliana Petkovic und holte ein brikettgroßes schwarzes Teil mit Tasten aus ihrer Tasche. »Damit ich Sie und Sie mich besser erreichen können.«
    »Stell dir vor«, Oma war begeistert, »das funktioniert ohne Schnur!«
    »Seit wann interessierst du dich für Telefone?« Schwartz rang um Fassung. »Bislang wolltest du nie eins haben.«
    »Das ist ja auch für dich, Hosebemberle! Nun freu dich doch mal!«
    »Ich hab Telefon.«
    »Aber nicht für unterwegs«, sagte Liliana Petkovic und schaltete das Funktelefon an. Ein grünes Display leuchtete auf. »Das ist das Neueste vom Neuen. Funktioniert praktisch überall.« Sie zog eine Antenne heraus und schwenkte das Telefon langsam hin und her. »Na ja, hier unten ist kein Empfang. Aber oben geht’s.«
    »Das haben wir schon ausprobiert«, sagte Oma, und ihre Augen glänzten. »Kommt!«
    Kurz darauf standen sie in Omas Schlafzimmer und hielten das Funktelefon aus dem Fenster.
    »Na also«, sagte Liliana Petkovic zufrieden und sah auf das Display, »nicht viel, aber es reicht. – Hier!« Sie hielt Schwartz das Funktelefon hin. »Rufen Sie jemanden an!«
    »Aber …« Schwartz zögerte. »Wen denn?«
    »Wen Sie wollen. Zahlt schließlich die Staatskasse.«
    »Das ist ganz

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