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Grenzwärts

Grenzwärts

Titel: Grenzwärts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver G. Wachlin
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schön schwer.« Schwarz wog das Funktelefon prüfend in der Hand. »Lange Gespräche kann man damit nicht führen. Da fällt einem ja der Arm ab.«
    »Das Gewicht kommt von den Batterien«, erklärte Liliana Petkovic. »Sie reichen für maximal vierundzwanzig Stunden  stand by  und etwa anderthalb Stunden Gesprächszeit. Danach müssen Sie’s wieder aufladen. Ich habe Ihnen ein entsprechendes Kabel mitgebracht.« Aufmunternd sah sie ihn an. »Wissen Sie endlich, wen Sie anrufen wollen?«
    »Nein.«
    »Geben Sie her!« Die Petkovic nahm ihm das Funktelefon wieder ab und gab über die leuchtenden Tasten eine Nummer ein. Es piepte jedes Mal in unterschiedlichen Tönen.
    Alle warteten gespannt, Liliana Petkovic lauschte in den Hörer.
    »Jetzt!« Rasch hielt sie Schwartz das Telefon ans Ohr. »Reden Sie!«
    »Mit wem denn?«, stammelte Schwartz verwirrt. »Wer ist denn dran?«
    »Ja, haben Sie mich angerufen oder ich Sie?«, kam die verärgerte Stimme von Kriminaldirektor Habersaath aus dem Hörer. »Sie müssen doch wissen, welche Nummer Sie gewählt haben, oder? Also haben nicht Sie zu fragen, sondern ich. Also: Wer sind Sie?«
    »Verdammt noch mal, wie legt man bei dem Ding wieder auf?«, flüsterte Schwartz erschrocken und starrte ängstlich auf das Funktelefon.
    »Einfach die Taste mit dem roten Hörer hier drücken.« Liliana Petkovic tat es für ihn und strahlte. »Super, was?«
    »Na, ich weiß nicht. Warum haben Sie ausgerechnet meinen Chef angerufen? Auch noch privat, wollen Sie mich völlig unmöglich bei ihm machen? Damit ich nie wieder zu ihm zurückkann?«
    »Schwartz, vergessen Sie’s!« Liliana Petkovic schob die Antenne zusammen. »Ich wollte Ihnen lediglich demonstrieren, wie das Ding hier funktioniert. Eigentlich genau wie ein Autotelefon.«
    »Nur ohne Auto«, folgerte Oma, »das nennt man Fortschritt.«
    »Ja, ab sofort können auch Fußgänger telefonieren«, sagte Schwartz und seufzte. »Ich weiß nicht, ob mir das gefällt.«
    »Überlegen Sie doch mal!« Liliana Petkovic schwärmte: »Nie wieder Ärger wegen kaputter Telefonzellen. Sie haben das Ding einfach in der Tasche und können telefonieren, wann und wo Sie wollen.«
    »Oder angerufen werden«, sagte Schwartz, »ob ich nun will oder nicht.«
    »Sie können es ja ausschalten«, erwiderte die Petkovic und drückte ihm das Funktelefon in die Hand. »Außerdem haben Sie nicht überall Empfang. Jedenfalls nicht hier im wilden Osten.«
    »Es sei denn, ich klettere aufs Dach«, sagte Schwartz spöttisch und besah sich das Funktelefon. »Wirklich eine tolle Sache, vielen Dank. Ich weiß gar nicht, womit ich mich revanchieren soll.«
    »Sorgen Sie sich nicht, Sie haben das Ding nur leihweise. Machen Sie einfach einen guten Job.«
    »Genau«, pflichtete Oma bei und rieb sich ungeduldig die Hände. »Und jetzt wird endlich gegessen!«
    Es gab die versprochenen Schweinelendchen, außen knusprig und innen wunderbar zart. Dazu Kartoffelbrei, Pilzsauce und Buttergemüse aus dem Garten. Herrlich. Und als hätte das noch nicht gereicht, servierte Oma zum Abschluss Schokopudding mit Vanillecreme und Apfelmus. Danach fühlten sie sich wie gemästet.
    »Noch ‘ne klare Zwetschge zur Verdauung?« Oma wartete die Antwort nicht ab und verteilte Schnapsgläser. »Übrigens: Josch lässt fragen, wann er seinen Doppelläufer wiederbekommt. Sonst wird’s mit dem Wildschweinbraten nichts. Er wollte Sonntag zur Jagd.«
    »Dann muss er wohl mit der Hand jagen gehen«, erwiderte Schwartz. »Die Waffe ist eingezogen, bis er wieder zur Vernunft kommt.«
    »Ehrlich?« Verwundert goss Oma ein. »Warum bist du denn so streng mit ihm?«
    »Weil er mit seinem Doppelläufer eben nicht nur Wildschweine jagen geht.« Schwartz wandte sich an die Petkovic. »Josch spielt ganz gerne mal den Hobbypolizisten und streicht hier nachts mit seiner Bürgerwehr um die Häuser. Ich musste ihm die Flinte abnehmen. – Zum Wohle!«
    »Prost!« Ohne mit der Wimper zu zucken, trank Liliana Petkovic ihren Schnaps auf ex. »Lecker! Wie nannte sich das?«
    »Klare Zwetschge«, antwortete Oma stolz, »aus eigener Ernte selbst gebrannt.«
    »Achtunddreißig Umdrehungen«, fügte Schwartz im Hinblick auf die Promillezahl hinzu.
    »Na denn!« Liliana Petkovic ließ sich nachschenken. »Erhöhen wir auf sechsundsiebzig.«
    »Ich mach euch dann mal das große Bett im Gästezimmer«, sagte Oma und räumte den Tisch ab. »Oder schlaft ihr noch getrennt?«
    Schwartz rieb sich angespannt die Stirn und

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