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Grenzwärts

Grenzwärts

Titel: Grenzwärts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver G. Wachlin
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fuhr vorsichtig die schmale Plattleite hoch. Die ganze linke Straßenseite war zugeparkt, und der Oberkommissar fragte sich, ob das alles Fahrzeuge des Sondereinsatzkommandos waren, das Liliana Petkovic für ihn bereitstellen wollte. Wo war sie überhaupt? Er hielt Ausschau nach ihrer grün-weißen Polente, konnte den 2 CV  aber nirgendwo entdecken. Dafür sah er den schwarzen Bulli der Einsatzleitung, stoppte und stieg aus seiner Déesse.
    »Oberkommissar Romeo Schwartz!« Ein drahtig-durchtrainierter Hüne in der schwarzen Kluft des  SEK  kam breitbeinig auf ihn zu und streckte ihm zackig die Hand entgegen. »Mein Name ist Kloppke, schön, dass Sie da sind. Wir haben das Objekt bereits gecheckt und umstellt. Scharfschützen wurden auf den umliegenden Dächern postiert – eigentlich kann nichts schiefgehen.«
    »Prima«, fand das Schwartz, »dann sind Sie der Chef hier?«
    »Der Chef sind Sie«, stellte Kloppke klar und lachte abgehackt, »ohne Sie passiert hier gar nichts.«
    Genau das war das Problem. Schwartz spürte plötzlich die ungeheure Last der Verantwortung auf seinen Schultern. Wenn hier doch etwas schiefging, war er fällig. Ende der Karriere. So viel war klar.
    Mit etwas weichen Knien folgte er dem drahtigen, hünenhaften Herrn Kloppke in den schwarzen Bulli. An einem Pult überwachte ein Beamter mehrere Videomonitore, die Bilder von ferngesteuerten Infrarotkameras übertrugen.
    Was für ein Aufwand. Und alles wegen zwei Russen. Irre!
    »Irgendwelche Vorkommnisse?«, erkundigte sich Kloppke bei dem Beamten.
    »Null«, antwortete der und gähnte, »alles wie gehabt.«
    Schwartz betrachtete die Monitore. Sie zeigten aus verschiedenen Perspektiven eine hübsche Villa im sächsischen Landhausstil. Netter Garten drum herum. Und der gesuchte Mercedes in der Einfahrt.
    »Die Schillerstraße neun?«
    »Korrekt«, nickte Kloppke und stellte sich neben Schwartz. »Das Objekt ist zur Straße hin von einer Feldsteinmauer umgeben, dort kommen wir nicht so ohne Weiteres ran. Deshalb sichern da die Scharfschützen. Der Zugriff erfolgt über die Gartenseite. Sie liegt relativ frei, und meine Männer haben sich bis auf zwanzig Meter dem Haus genähert.«
    Schwartz überlegte. Wenn der Mercedes da war, waren auch die ominösen Russen da. Und vermutlich dieser Kaemper und seine Huren.
    »Wie viele Personen befinden sich in dem Haus?«
    »Mindestens vier«, antwortete der Beamte vor den Monitoren, »im Obergeschoss zwei und unten zwei.«
    »Männer?«
    »Eine Frau, drei Männer.« Kloppke sah auf einen Notizblock. »Alexander Salnik ist der Eigentümer des Objekts. Er und seine Frau schlafen oben. Wer die zwei Männer im Untergeschoss sind, haben wir bislang nicht eruieren können. Der Fernseher läuft, sie haben sich nicht groß bewegt, seit wir das Haus im Visier haben.«
    Dann ahnen sie nicht, dass wir hier sind, dachte Schwartz. Gut, gut.
    »Sind noch weitere Menschen im Haus?«
    »Das können wir nicht ausschließen«, erwiderte der Beamte vor den Monitoren und reichte Schwartz, ohne sich nach ihm umzusehen, einen Pappbecher. »Kaffee?«
    »Nein, vielen Dank.« Sein Herzschlag war ohnehin viel zu hoch. Schwartz sah sich um. Wo steckte bloß die Petkovic? Wollte die sich nicht hier mit ihm treffen?
    »Also, wir haben die Lage im Griff«, Kloppke rieb sich angriffslustig die Hände, »wir können sofort zuschlagen.«
    Toll! »Und Sie erwarten jetzt, dass ich den Befehl dafür gebe?«
    »Absolut«, nickte Kloppke. »Jede Verzögerung könnte eine Verschlechterung der Lage bedeuten, und im Augenblick sind wir gut aufgestellt, um die Situation, so wie sie sich uns jetzt darstellt, erfolgreich parieren zu können.«
    »Was haben Sie vor?«
    Kloppke schaltete einen Overheadprojektor ein, der einen Grundriss des Hauses zeigte. »Wir gehen über die Terrasse rein. Vier meiner Leute schalten die Männer im Wohnzimmer aus, vier weitere gehen nach oben und übernehmen den Salnik und seine Frau. Das war’s. Eine Sache von Sekunden.«
    »Aber Sie sagten doch, es könnten sich noch mehr Leute im Haus befinden?«
    »Wenn, dann nur im Keller oder auf dem Dachboden. Dafür habe ich weitere Beamte abgestellt. Sobald wir drin sind, wird das ganze Haus durchsucht.«
    »Und wenn die sich wehren?« Vor seinem geistigen Auge sah Schwartz eine furchtbare Schießerei, Tote, Verletzte, das Haus in Flammen. Ein entsetzliches Gemetzel. Und er hatte die Verantwortung. Du lieber Gott!
    »Ich meine«, setzte er mit etwas zittriger Stimme hinzu,

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