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Grenzwärts

Grenzwärts

Titel: Grenzwärts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver G. Wachlin
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bewusst.«
    »Na, dann wissen Sie das ja jetzt.« Piontek nahm wieder seine Kladde und zog einen Kugelschreiber heraus. »Was wollten Sie denn gestern Abend so zufällig am Johannisplatz?«
    »Eine Freundin besuchen«, sagte Roland. »Julia Latte, sie wohnt in einer kleinen Pension am Platz, dem »Johannishof«. Das können Sie gerne nachprüfen.«
    »Das werden wir.« Piontek notierte es sich. »Und? Haben Sie sie besucht oder …?«
    »Sie war nicht da«, antwortete Roland, »leider. Ich hatte mich nicht angemeldet, wollte nur spontan auf einen Sprung bei ihr vorbeischauen.«
    »War sonst noch was?« Piontek sah auf.
    »Nein.« Roland schüttelte den Kopf. »Nicht, dass Sie mich falsch verstehen, meine Herren. Natürlich war der Anschlag auf den Bus erst mal ein Schock für mich. Und er ist es noch, erst recht jetzt, wo ich weiß, dass es sich dabei um unseren Bus gehandelt hat. Das muss ich erst mal verarbeiten.«
    »Tun Sie das.« Der alte Piontek erhob sich ächzend. »Ich nehme an, das Fahrzeug war versichert.«
    »Nur Haftpflicht«, antwortete Roland, »der Bus war alt.«
    »Stimmt«, nickte Piontek, »so was versichert niemand mehr. Schade eigentlich.« Er wandte sich mit seinem Sohn zur Tür. »Sie hören von uns.«
    Roland sah am Fenster zu, bis die beiden Beamten in ihren Golf gestiegen und vom Hof gerollt waren. Dann griff er zum Telefon, zögerte einen Moment, bevor er eine Nummer wählte, wartete.
    »Na, komm schon«, sagte er zu sich, »wach auf, geh ran!«
    Endlich hörte er Toms verschlafene Stimme am anderen Ende der Leitung.
    »Ich bin’s«, sagte Roland, »es gibt Probleme.«
    »Bist du verrückt, hier anzurufen?« Tom war entsetzt.
    »Reg dich ab, mein Telefon wird nicht abgehört«, beruhigte ihn Roland und setzte aber einschränkend hinzu: »Noch nicht jedenfalls. – Die Bullen waren hier.«
    »Klar.« Man hörte Tom durch den Hörer gähnen. »Nach dem, was heute Nacht passiert ist. Gibt’s schon Hinweise auf die Täter?«
    »Eher nicht.« Roland sah, während er telefonierte, immer wieder aus dem Fenster. »Aber die werden mich im Auge behalten, fürchte ich.«
    »Verdächtigen sie dich?«
    »Keine Ahnung. Ich hab mich verhalten wie geplant, aber …« Er holte tief Luft. »Kaemper ist verschwunden. Ich hab die ganze Nacht versucht, herauszufinden, wo er steckt.«
    »Der hat die Fliege gemacht«, sagte Tom, als würde ihn das wenig wundern. »Verräter.«
    »Hör zu«, sagte Roland eindringlich, »das Problem sind die Mädels. Keiner weiß, wo sie sind. Und wenn auch nur eine von denen bei den Bullen petzt, sind wir dran.«
    »Hört sich nach Zweifrontenkrieg an«, pflichtete Tom ihm bei, »links die Bullen, rechts die Russen.«
    »Ja, könnte ziemlich eng werden.« Roland sah erneut aus dem Fenster. »Also sollten wir zumindest eine Seite befrieden. Bevor wir nicht mehr voll handlungsfähig sind. Wie weit bist du mit unseren Volleyballerinnen?«
    »Wir warten nur auf den Barkas«, antwortete Tom. »Steht in der Lackiererei. Müsste heute fertig werden.«
    »Gut.« Roland ließ seine Hofeinfahrt nicht aus den Augen. »Dann holen wir die Mädels noch heute Nacht über die Grenze.«
    »Morgen früh«, widersprach Tom, »nachts ist es zu auffällig. Wieso sollte eine Volleyballmannschaft sich die Nacht um die Ohren schlagen?«
    »Weil sie früh in Gütersloh ankommen wollen«, antwortete Roland. »Stadtbesichtigung, Begrüßung durch den Bürgermeister, Training.«
    »Sportlerinnen wollen aber fit sein«, wandte Tom ein.
    »Das Spiel ist erst übermorgen«, entgegnete Roland, »bis dahin wären sie fit.«
    »Na gut«, lenkte Tom ein. »Drei Uhr an der Grenze?«
    »In Ordnung. Drei Uhr.« Roland legte auf und verharrte einen Moment lang nachdenklich. Dann nahm er sein Sakko vom Stuhl, zog es sich über und verließ eilig das Büro.
    Er hatte sich gerade in seinen Porsche gesetzt, als der silbergraue S-Klasse-Mercedes auf den Hof gefahren kam. Die Gussinski-Brüder. Sie stoppten ihren Wagen und stiegen aus. Gemächlich gingen sie auf den Porsche zu.
    »Aussteigen, Paich!«
    Roland tat, wie ihm geheißen. »Hört mal, Jungs«, sagte er nervös, »eure Mädchen … Die Sache geht noch heute Nacht über die Bühne. Ehrlich, ich …«
    Er stockte, denn die Brüder packten ihn am Kragen und sahen ihn lange an. Stumm und unbeweglich.
    »Ja, was«, fragte Roland unbehaglich, »wollt ihr mir Angst machen? Ich sage doch, ihr kriegt die Mädchen …«
    »Falls du geglaubt hast«, unterbrach ihn

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