Grenzwärts
versaubeutelt, Petkovic.«
»Wieso ich? Sie hatten die Verantwortung.«
»Ach ja?« Schwartz war fassungslos. »Ich wollte die Verantwortung aber nicht. Sie haben mich doch quasi gezwungen! Was wäre denn gewesen, wenn ich gesagt hätte, stopp, Schluss, wir blasen die Aktion ab?«
»Dann hätte die Aktion nicht stattgefunden«, antwortete Liliana Petkovic ungerührt und stieg aus dem Wagen. »Aber sie fand statt, insofern: Ihre Verantwortung, Schwartz.«
»Wäre ich von Anfang an korrekt informiert worden, wäre das alles doch gar nicht passiert«, schimpfte er. »Sie und Ihre dämliche Geheimnistuerei!«
»Ach, hören Sie doch auf mit Ihrem ›wenn‹ und ›wäre‹!« Liliana Petkovic winkte heftig ab und regte sich nun ebenfalls auf. »Kaemper ist verschwunden. Unser Informant, verschleppt und entführt, genau wie die Mädchen. Tun Sie doch nicht so, als hätten wir eine Wahl gehabt!« Sie hielt ihm ein schwarzes Funktelefon hin und setzte ruhiger hinzu: »Wir mussten auf Verdacht zuschlagen, und das wissen Sie! Da war Gefahr im Verzug.«
»Na, eben nicht. Das ist ja das Problem.« Schwartz starrte auf das Telefon. »Ich hab schon eins, danke.«
»Sie haben meins«, erinnerte ihn die Petkovic.
»Ja, bitte, dann hier!« Er gab ihr seins. »Und behalten Sie das andere auch, ich kann mit den Dingern ohnehin nicht umgehen.«
»Sie werden es lernen.« Sie legte ihm das Telefon auf den Beifahrersitz. »Ich veranlasse die Nachrichtensperre. Sie hören von mir.«
»Ja«, seufzte Schwartz, »leider.«
Gott, hatte er die Schnauze voll! Ihre Verantwortung, Schwartz! Na prima, wenn er gewusst hätte, wie die Dinge lagen, hätte er die Sache doch ganz anders angepackt. Ganz abgesehen davon, dass er diesen Einsatz hier ohnehin nicht leiten wollte. Das war überhaupt nicht sein Ding! Seine Aufgabe war, den Tod von Jochen Kuhnt aufzuklären, verdammt noch mal! Und nicht, hier irgendwelche SEK s zu befehligen, weil die Petkovic ihre Informanten nicht mehr unter Kontrolle hatte.
Und genau darum würde er sich jetzt auch kümmern. Um Kuhnts Ableben. Ausschließlich. Basta!
32
ALS ROLAND AM FRÜHEN MORGEN im Porsche auf das Gelände seiner Spedition an der Äußeren Weberstraße fuhr, wartete dort bereits die Polizei auf ihn. Zwei zivile Beamte im Golf, die sich ihm als »Piontek eins und zwo« vorstellten, » KPI Görlitz. Wir hätten ein paar Fragen an Sie.«
»Natürlich«, nickte Roland, führte die beiden Herren in den ersten Stock des kürzlich so kostspielig im Sinne der Denkmalpflege sanierten Speichers und bat sie in sein Büro. »Worum geht’s?«
»Das wissen Sie nicht?« Der ältere Piontek setzte sich, der jüngere lehnte am Fenster. »Ganz Zittau spricht davon.«
»Ich wohne etwas außerhalb in Olbersdorf«, erklärte Roland und schichtete geschäftig ein paar Unterlagen auf seinem Schreibtisch um. »Wenn Sie jetzt bitte zur Sache kommen würden, ich habe zu tun.«
»Wir auch.« Der alte Piontek blätterte umständlich in seiner Kladde. »Sie sind Herr Paich, Roland, und der Geschäftsführer dieser Firma?«
»Ja.«
»Der Paich-Transportlogistik GmbH?«
»Einen anderen Betrieb haben wir nicht.«
»Ich wollte nur sichergehen«, antwortete Piontek und warf seine Kladde auf den Schreibtisch. »Denn auf die Paich-Transportlogistik GmbH ist ein Bus registriert, der ähm … sozusagen als mobiler Puff die Gegend unsicher macht. Oder besser gemacht hat.«
»Damit haben wir hier nichts zu tun«, erwiderte Roland und hängte sein Sakko über die Rückenlehne des Schreibtischstuhls. »Unser Unternehmen hat den Bus lediglich verchartert. Wie die Charterer diesen Bus seitdem nutzen, ist allein deren Sache.«
»Sicher«, nickte Piontek, »sicher. Trotzdem wird es Sie interessieren, dass dieser Bus heute Nacht einem Brandanschlag zum Opfer gefallen ist.«
Roland hob fragend die Augenbrauen.
»Hier in Zittau«, setzte der junge Piontek hinzu, »auf dem Johannisplatz.«
»Tatsache?« Roland sank auf den Stuhl hinter seinem Schreibtisch.
»Tatsache.« Der alte Piontek seufzte. »Tatsache ist auch, dass Sie am Tatort gesehen worden sind. Von mehreren Zeugen. Insofern wundert mich ein wenig, Herr Paich, dass Sie so erstaunt tun.«
»Aber ich bin erstaunt«, versicherte Roland und hob entschuldigend die Hände. »Sie haben recht, zufällig habe ich diesen entsetzlichen Anschlag auf den Bus mit ansehen müssen. Dass es sich dabei aber um einen von uns vercharterten Bus handelte, war mir nicht
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