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Gretchen: Ein Frankfurter Kriminalfall (German Edition)

Gretchen: Ein Frankfurter Kriminalfall (German Edition)

Titel: Gretchen: Ein Frankfurter Kriminalfall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Berger
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hinunter und linst um die Ecke in den Hof. Oje, da ist jemand. Die Hundchen tapert gerade im Schneckentempo mit ihrem Stock Richtung Straße. Aber sie hat ihr ja den Rücken gekehrt, und die Hundchen sieht sowieso schlecht, und es ist auch schon dunkel, sodass die Susann es nach kurzem Zögern wagt, den letzten Schritt bis in den Hof zu tun. Die Tür zur Wohnstube der Frau Bauerin ist zum Glück gleich hier beim Eingang zur Hinterstiege. Sie streckt die Hand aus, drückt die Klinke.
    Die Tür ist verriegelt.
    O Jesus. Wie soll sie denn jetzt in die Küche kommen! Der einzige andere Eingang zum Wohn- und Küchentrakt ist die Tür der Bierstube, und die ist rappelvoll, da kann sie nun beim besten Willen jetzt nicht hinein.
    Jemand vom Haus müsste ihr die Stube der Frau Bauerin von innen aufriegeln. Aber wer denn? Wem kann sie denn trauen?
    «Hundchen!», ruft sie halblaut mit dem Mut der Verzweifelten.
    Die ist mit ihrem langsamen, wackligen Gang erst jetzt ans Tor zur Straße gelangt. Sie dreht sich um.
    Die Susann flüstert fast: «Hundchen, könnt Ihr mir bitte, bitte den Bonum rausrufen aus der Bierstub.»
    Die Hundchen hat zwar glücklicherweise noch ausgezeichnete Ohren (es ist das Bein, ach, das nicht mehr will!), versteht aber nicht ganz, was das soll, warum denn nämlich die Susann den Bonum nicht selber herausholen kann aus der Bierstub und überhaupt, warum sie jetzt plötzlich da ist, wo man sie doch seit Stunden sucht. Aber sie versteht sehr wohl die Not in der Stimme der Susann, die noch nie etwas von ihr erbeten hat.
    Deshalb humpelt sie an ihrem Stock das kleine Stück zurück, die Susann zischt ihr unterdessen zu: «Aber sagt nicht, dass ich hier bin!», und dann erspart die Hundchen ihrem schlechten Bein ein paar Schritte und die Stufe von der Bierstub und ruft einfach durchs erste offene Fenster: «Löb! Löb! Kommt einmal heraus!»
    Der Bonum heißt nämlich mit seinem anderen Vornamen Löb. Manche nennen ihn Bonum, manche Löb. (Nur Herr Zacharias, wie er offiziell mit Nachnamen heißt, so nennt ihn eigentlich keiner.) Und der Löb Bonum Zacharias denkt sich natürlich nichts Böses, als er das Rufen hört. Höchstwahrscheinlich die Hundchen, denkt er, die noch was will von ihm. Von der sieht er aber erst mal gar nichts, als er kurz darauf auf den Hof tritt. Sondern er sieht, nachdem seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt haben, die Susann an der Hinterstiege stehen und dringliche Zeichen mit der Hand machen, er möchte ein Stück näher kommen. Das tut er auch. Und dabei fällt ihm auf, dass die Susann ihre Röcke so merkwürdig festhält und dass da große dunkle Flecken drauf sind.
    Herr der Welt. Warum immer er?
    «Lieber Bonum, ich muss rasch in die Küche, aber ich will nicht durch die Bierstub gehen. Wollt Ihr mir bitte, bitte die Wohnstube von der Frau Bauerin inwendig aufriegeln, dass ich da durch kann. Und bitte noch nicht gleich sagen, dass ich da bin. Lasst mich erst in der Küche sein und mich umziehen.»
    Dem Bonum ist die Kehle wie zugeschnürt. Halb betäubt verschwindet er zurück in die Bierstube, marschiert nach hinten durch in die Stube der Bauerin, entriegelt dort die Hoftür, macht, dass er wieder in die Bierstube kommt, bevor die Susann eintritt, und beschließt, jetzt nicht noch lange zu warten, sondern gleich seine Pflicht zu tun, anstatt sich noch weiter zu verstricken in Hurerei und Verbrechen. Die Susann muss eben selbst sehen, wie schnell sie in der Küche ist und heraus aus ihrem Blutschurz. Er jedenfalls verlässt ohne Verzug jetzt flott die Bierstub Richtung Hof und steigt dann (nun ja, etwas langsamer) zur Hälfte die steile alte Stiege zum Vorderbau hoch, bis er den Suchtrupp, nämlich die Bauerin, die neue Magd und eine weinerliche Hechtelin, im Korridor vom ersten Geschoss laut miteinander sprechen hören kann. Sie scheinen gerade dabei, die letzte dortige Stube zu öffnen.
    Er wartet. Nur ein bisschen. Und noch ein kleines bisschen.
    «Frau Bauerin», ruft er dann aus dem Treppenhaus, «Frau Bauerin!»
    «Ja? Bonum? Was ist?»
    «Die Susann ist wieder da. Sie ist jetzt in der Küche.»
     
    In der Küche findet sich nicht lange danach auch die Hechtelin ein. Auf dem Weg vom ersten vorderen Obergeschoss bis hierher hat sich ihre Sorge um die Susann in gelinde Wut umgekehrt, sodass sie sofort losschimpft. «Wo bist du gewesen?! Ich such dich überall, ich hab schon wer weiß was für Ängste ausgestanden und gedacht, du hättst dir den Tod angetan!»
    Den

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