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Greywalker

Greywalker

Titel: Greywalker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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auserkoren haben. Ich wollte sowieso dorthin, um etwas zu essen. Darf ich Sie einladen?«
    Ich zögerte. Mein Herz pochte noch immer wie verrückt und gab damit meinen flatternden Nerven den Takt vor. »Und was ist mit Ihrem jungen Assistenten?«
    »Sie meinen mit Mikey? Der hat noch zu tun. Außerdem ist er ein geübter Kühlschrankplünderer. Sehen Sie? Da verschwindet er schon«, meinte er und zeigte in Richtung der Lagerhalle.
    Aus dem Schatten des Gebäudes tauchte ein kleines Motorrad auf. Der schlanke Fahrer, der einen Helm trug, winkte uns zu und fuhr langsam aus dem Tor. Das Rücklicht flackerte und der Motor stotterte. Wir sahen ihm nach, bis er aus unserem Blickfeld verschwunden war.
    »Kommen Sie gleich in meinem Wagen mit oder möchten Sie mir lieber in Ihrem eigenen folgen?«, erkundigte sich Will Novak.
    Ich seufzte. »Ich fahre Ihnen nach.«
    Er lächelte. »Das sollte nicht schwer sein – ich gebe immer eindeutige Signale.«
    Ich rollte mit den Augen. »Das will ich doch schwer hoffen.«
    Ich folgte ihm um den See herum, und wir hielten vor einem leicht heruntergekommen aussehenden kleinen Haus in einem Industriegebiet. Die Betreiber konnten sich die Miete leisten und wir uns das Essen. Wenn man den Hals etwas reckte, konnte man sogar den See und seine berühmte nächtliche Pracht sehen. Das Wasser glich poliertem Gesteinsglas und spiegelte die Lichter der Stadt und der Boote wider. Ich konnte gerade noch die Space Needle ausmachen, die mit ihrer grün schimmernden Krone die Wolken berührte. Der Duft nach Essen erinnerte mich daran, dass ich seit mittags nichts mehr zu mir genommen hatte, und selbst das war nur die eine Tasse Kaffee mit RC gewesen.
    Sobald wir saßen, bestellte Novak einen Teller gemischte Antipasti und fragte mich dann, was ich trinken wolle. »Darf ich raten?«, fügte er hinzu.
    »Was ich normalerweise trinke? Klar, raten Sie«, erwiderte ich und machte es mir auf der gut gepolsterten Sitzbank bequem.
    »Ich wette, dass Sie früher Weißwein getrunken haben, sich aber für etwas Interessanteres entschieden haben … Vielleicht für schottischen Whiskey?«
    Ich schnitt eine Grimasse. »Irischen. Ich mag den moorigen Rauchgeschmack nicht so gern.«
    Er wandte sich an die Kellnerin, die eine Augenbraue hochgezogen hatte und sarkastisch lächelte. »Haben Sie Bushmills?«
    »Einen doppelten?«, entgegnete sie.
    Ich nickte. Novak bestellte sich ein Bier und die Bedienung verschwand.
    Er warf mir einen Blick zu und lächelte dann peinlich berührt. »Der Service hier ist im Gegensatz zum Essen miserabel.«
    »Solange sie kein Eis in meinen Whiskey tut, ist mir alles recht.«
    »Das wird sie bestimmt nicht, wäre doch viel zu anstrengend. Darf ich Sie fragen, was da eben passiert ist?«
    »Auf dem Parkplatz?« Er nickte. »An sich nicht viel. Irgendein Wahnsinniger hat versucht, mich über den Haufen zu fahren. Ich bin zur Seite gesprungen, und er hat mich verfehlt. Dann hat er aufs Gaspedal gedrückt und ist geflüchtet. Das war es im Grunde auch schon.«
    »Es ist wahrscheinlich nicht das erste Mal, dass Ihnen so etwas passiert, oder?«
    »Sie meinen, es würde zu meinem Berufsalltag gehören, dass Verrückte versuchen, mich zu beseitigen?«
    »Nein, das nicht gerade«, meinte er. »Aber ich denke auch, die wenigsten Frauen tragen ihr Make-up so auf, dass es nach Quetschungen und blauen Flecken aussieht. Daraus folgere ich, dass die Verletzungen an Ihrem Hals und den Wangen echt sind. Und da Sie keinen Ehering tragen, kann man den prügelnden Gatten vermutlich ausschließen.«
    »Stimmt, den gibt es nicht. Ich fasse es nicht, dass die blauen Flecken immer noch sichtbar sind.«
    »Nur noch ganz schwach. In der Lagerhalle dachte ich noch, es liegt am Licht. Der gleiche Typ?«
    »Nein.« Mehr wollte ich dazu nicht sagen und konzentrierte mich stattdessen auf die Speisekarte. Novak folgte meinem Beispiel.
    Die Kellnerin kam mit den Getränken. Sie schaffte es beinahe, Novaks Bier auf seinen Schoß zu kippen. Als Entschuldigung brummte sie nur ein kurzes »Sorry«. Sie verzog kurz die Lippen zu einem spöttischen Lächeln und stellte mir den Whiskey hin. Ohne Eis. Wir bestellten das Essen und ich erkundigte mich, wo die Toiletten waren.
    »Ich zeige sie Ihnen«, bot mir die Kellnerin an.
    Wir durchquerten gerade den winzigen Eingangsbereich, als sie auf einmal zu mir meinte: »Wenn mich ein Typ schlagen würde, bekäme er einen kräftigen Tritt in die Eier – und dann nichts wie weg. Das

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