Greywalker
Sarah mir von diesem Edward gegeben hatte. Eine gute, altmodische Detektivarbeit also.
Ich ging im Kaufhaus auf die Toilette, um mich ein wenig frisch zu machen, und lief dann zum Paramount Theater.
Die Wohnung befand sich in einem eindrucksvollen Gebäude. Ursprünglich hatte es in den dreißiger Jahren wohl als Hotel gedient, ehe es in den späten Achtzigern in teure Eigentumswohnungen umgewandelt worden war. Die Eingangshalle verfügte über ein elektronisches Sicherheitssystem und an der Tür befand sich eine Sprechanlage. Im Inneren sah ich einen Concierge, der hinter einer Theke saß. Ich klingelte.
»Kann ich Ihnen helfen?«, antwortete eine dunkle Stimme. Der Mann hielt nun einen weißen Telefonhörer in der Hand. Ich konnte seine Frage noch hören, obwohl sich sein Mund bereits nicht mehr bewegte. Irgendwie erinnerte mich das Ganze an einen schlecht synchronisierten Film.
»Ich glaube schon«, erwiderte ich. »Ich hätte gerne gewusst, welche Hausverwaltung für diese Anlage hier zuständig ist.«
»Es tut mir leid, aber unsere Wohnungen sind derzeit alle besetzt.«
»Ich bin auch nicht daran interessiert, zu mieten. Ich möchte vielmehr mit den Zuständigen in Kontakt treten, da ich eine Frage hinsichtlich des Gebäudes habe.«
Er schwieg für einen Moment. Dann meinte er: »Das wäre die Stanford-Davis-Immobilien.«
Diesen Name hatte ich noch nie gehört. »Könnten Sie wohl so freundlich sein und mir die Telefonnummer geben?«
Der Concierge legte auf. Ich wollte gerade Luft holen, um eine ganze Reihe farbenfroher Schimpfwörter loszuwerden, da erhob er sich von seinem Platz hinter der Theke und kam zur Tür. Als er sie öffnete, merkte ich erst, wie riesig er war. Er reichte mir eine Visitenkarte, die in seiner gewaltigen Hand wie ein kleines Stück Zigarettenpapier aussah. Ich nahm sie.
Ein rascher Blick darauf zeigte mir den Namen Stanford-Davies-Immobilien, und ich bedankte mich bei ihm.
»Gern geschehen«, erwiderte der Kerl. Daraufhin verschwand er wieder hinter der Tür, schloss sie und wartete darauf, dass ich mich auf den Weg machte. Sein ungerührter, distanziert wirkender Blick sorgte dafür, dass ich mich fühlte, als ob Ameisen über meinen Rücken krabbeln würden. Ich drehte mich um und verschwand.
Mit der Visitenkarte in der Hosentasche machte ich mich auf den Weg zurück ins Büro. Ich brauchte dringend eine Tasse Kaffee, fand dort aber stattdessen eine Nachricht von Mrs Ingstrom vor.
»Hallo, Miss Blaine. Ich bin auf der Suche nach dem Harmonium fündig geworden. Rufen Sie mich doch bitte zurück, damit ich Ihnen Näheres berichten kann.«
Ich notierte mir die Telefonnummer auf einem Block und hörte mir dann die restlichen Nachrichten an – einschließlich der meines Vermieters, der sich über die Kosten für den Schlosser beschwerte. Irgendwie konnten die Tücken des Alltags doch auch etwas Beruhigendes haben. Ich nahm mir vor, ihn zurückzurufen und wählte die Nummer der Stanford-Davis-Immobilien.
Eine aufgeweckt klingende Sekretärin hob ab. »Stanford-Davis-Immobilien, wie kann ich Ihnen helfen?«
»Ich hätte gern mit dem zuständigen Sachbearbeiter für die Para-Wood-Anlage gesprochen.«
»Das wäre Mr Foster. Leider ist er aber heute nicht im Haus. Ich kann Ihnen allerdings bereits sagen, dass das gesamte Gebäude vermietet ist und dort vor 2010 keine Wohnungen frei werden.«
»Vielen Dank, aber daran bin ich auch gar nicht interessiert. Ich brauchte vielmehr den Namen einer Ihrer Mieter. Es geht um eine juristische Angelegenheit.« Das hörte sich gar nicht so schlecht an.
Sie quietschte kurz auf. »Oh … ich weiß nicht so recht. Das überlasse ich dann doch lieber Mr Foster. Er wird Sie gleich morgen früh zurückrufen.«
»Leider drängt die Zeit. Ich brauche diese Information so schnell wie möglich. Könnte nicht jemand anderer diesen Namen für mich herausfinden? Vielleicht Mr Fosters Sekretärin? Ich kann auch gerne bei Ihnen vorbeikommen.«
»Nein, nein, das wird nicht notwendig sein. Geben Sie mir einfach Ihren Namen und Ihre Telefonnummer sowie die Nummer des Objekts, um das es geht. Ich werde veranlassen, dass Mr Fosters Sekretärin Sie so bald wie möglich zurückruft.«
»Gut.« Ich gab ihr die Informationen und sie versicherte mir, dass man noch vor Geschäftsschluss mit mir in Verbindung treten würde. Ihre übertriebene Höflichkeit hatte etwas Unangenehmes.
Sekretärinnen wissen normalerweise über alles Bescheid, aber oft haben sie
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