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Grieche sucht Griechin - Grotesken

Grieche sucht Griechin - Grotesken

Titel: Grieche sucht Griechin - Grotesken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Dürrenmatt
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    als den Weg des Unglücks, welchen wir hienieden in der Regel zu wandeln haben. Leben Sie jetzt wohl (mit diesen Worten erhob er sich), wir sehen uns morgen in der Heloisen-Kapelle wieder, wenn Ihnen wohl vieles klarer geworden ist, und ich kann nur beten, daß Sie meine Worte nicht vergessen, was sich auch fürderhin mit Ihnen ereignet.«

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    Nach dem Gespräch mit Bischof Moser in dessen verrauchter Stube mit den Klassikern und den Bibeln an den Wänden, mit dem Schreibtisch und den schweren Vorhängen, und nachdem auch Bruder Bibi, zeitunglesend (›Le Soir‹) unter des Bischofs Fenster, sein Geld erhalten hatte, wäre der Weltkirchenrat am liebsten unverzüglich nach dem Boulevard Saint-Père gefahren; doch schlug es erst sechs von der Jesuitenkirche her am Place Guillaume, und so beschloß er, doch bis acht zu warten, wie es ausgemacht war, auch wenn er sich schmerzlich ausmal-te, daß so Chloés Dienstmädchenexistenz um zwei unnötige Stunden verlängert wurde. Er nahm sich vor, noch heute mit ihr ins Ritz zu ziehen, traf auch die nötigen Anstalten, bestellte zwei Zimmer, eines im ersten und eines im fünften Stock, weder das Mädchen in Verlegenheit, noch sich als Weltkirchenrat in ein falsches Licht zu bringen. Dann versuchte er Maître Dutour aufzutreiben, leider vergeblich. Es hieß, der Advokat und Notar sei ausgegangen, eine Hausübergabe zu vollziehen. So hatte er denn mehr als anderthalb Stunden Zeit.
    Er bereitete sich vor, kaufte Blumen, erkundigte sich nach einem geeigneten Restaurant, ins alte alkoholfreie gegenüber dem Weltgesundheitsamt wünschte er nicht zu gehen, und auch
    ›Chez Auguste‹ kam nicht gut in Frage, fühlte er doch mit geheimem Schmerz, daß er sich mit seiner eleganten Kleidung 66

    dort ausgeschlossen hatte. Was wollte er nun in einem Anzug O’Neill-Papperers neben dem Maillot jaune Monsieur Bielers!
    Er beschloß deshalb, wenn auch mit schlechtem Gewissen, im
    ›Ritz‹ selber zu speisen, alkoholfrei natürlich, bestellte einen Tisch und begab sich mit freudiger Erwartung in die Passap-Ausstellung, die er zufällig in der Galerie Nadelör, dem ›Ritz‹
    gerade gegenüber, entdeckte, und die des Andrangs wegen auch abends besucht werden konnte. Es waren auch Passaps letzte Bilder ausgestellt (Winkel von 60°, Ellipsen und Parabeln), die Archilochos mit Begeisterung inmitten von Ameri-kanerinnen, Journalisten und Malern andächtig betrachtete, mit seinen Blumen (weiße Rosen) durch die hellen Säle wandernd.
    Doch stutzte er vor einem Bild in Kobaltblau und Ocker, auf welchem doch eigentlich nichts anderes als zwei Ellipsen und eine Parabel zu sehen waren. Er starrte das Bild entgeistert mit rotem Kopf an, die Blumen krampfhaft umklammernd, schoß mit einem Male davon, von panischem Entsetzen gepackt und schweißgebadet, auch von einem Schüttelfrost überfallen, und stürzte sich in ein Taxi, nicht ohne sich vorher bei Herrn Nadelör, der im schwarzen Smoking lächelnd und händerei-bend neben der Kasse stand, nach der Adresse des Malers erkundigt zu haben; worauf der Kunsthändler, ohne einen Mantel zu nehmen, Archilochos sogleich nachfuhr, auch mit einem Taxi, seine Prozente sicherzustellen, vermutete er doch einen geheimen Kauf. Passap wohnte in der Rue Funèbre in der Altstadt, die das Taxi (jenes mit Nadelör dicht hintendrein) über die Marschall-Vögeli-Allee erreichte, nur mit großer Mühe freilich, da die Anhänger Fahrcks’ gerade eine Massen-kundgebung veranstalteten, mit den Bildern des Anarchisten auf langen Stangen, mit roten Fahnen und riesigen Transparen-ten ›Weg mit dem Staatspräsidenten!‹, ›Verhindert den Vertrag von Lugano!‹ usw. Irgendwo hielt Fahrcks selbst eine Rede.
    Tosendes Gebrüll und Gekreisch erfüllte die Luft, Pfiffe gellten, Pferdegetrampel, und wie nun die Polizei mit Gummi-67

    knütteln und Wendrohren zu hantieren begann, wurden auch das Taxi des Generaldirektors und jenes des Kunsthändlers begossen, der unglücklicherweise wohl aus Neugier ein Fenster geöffnet hatte. Doch bogen in diesem Augenblick beide Fahr-zeuge mit ihren fluchenden Chauffeuren bei Vrener und Pott in die Altstadt ein. Die schlecht gepflasterten Straßen stiegen steil hinauf an baufälligen Häusern und Kaschemmen vorbei. In Scharen standen Dirnen herum, wie schwarze Vögel, winkten und zischten, und so kalt war es, daß sich die nassen Automobile schon längst mit Eis überzogen hatten. Vor Nummer dreiundvierzig (wo Passap wohnte), in der

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