Griechisches Feuer
du das Richtige getan hast?"
"Ganz und gar sicher. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, was mein Vater mir eingeschärft hat, als ich meine erste Verabredung hatte. Er sagte, dass es nicht schwer sei, mit jemandem zu schlafen - nein, erst der nächste Morgen werde zum Problem. Ich solle lieber zwei Mal nachdenken, bevor ich am nächsten Tag neben jemandem aufwachen würde und es mir peinlich wäre."
"Und bei Constantine gab es dieses Problem nicht?"
"Überhaupt nicht. Als ich heute neben ihm aufwachte, war ich einfach nur glücklich. Ich habe mich noch nie im Leben besser gefühlt."
"Ich freue mich ja so für dich. Wann ist denn die Hochzeit?"
"Hochzeit? Ach Ivan, wir wollen nichts überstürzen. Wir haben doch gerade erst wieder zusammengefunden."
"Aber er wollte dich schon vor zwei Jahren heiraten. Eins wirst du bei Constantine nicht erleben: Unentschlossenheit.
Wenn er etwas will, dann holt er es sich ohne Rücksicht auf Verluste. Ich wette, dass er dich mir nichts dir nichts vor einen Priester schleppt und dir einen Ring an den Finger steckt."
"O Ivan, das wäre wunderbar. Hoffentlich hast du Recht."
Grace musste zugeben, dass ihr Freund genau ins Schwarze getroffen hatte.
"Das hoffe ich auch, Liebes. Du weißt doch, wie gern ich den Tag erleben möchte, an dem du Constantines Frau wirst."
Constantines Frau. Seine Frau. Dieses Wort ließ Grace den ganzen Tag nicht mehr los.
Sollte der Albtraum endgültig vorüber sein? Gab es für sie beide doch noch ein Happy End wie im Märchen?
Alles an diesem Tag deutete darauf hin. Grace' neue Werbekampagne wurde von dem so anspruchsvollen und schwierigen Kunden auf Anhieb für gut befunden, und sogar der unzuverlässige englische Frühling überraschte sie auf dem Heimweg mit Sonne und blauem Himmel.
Daher war sie guter Laune und voller Erwartung, als sie am Abend in ihre Wohnung zurückkehrte.
Das Erste, was Grace tat, war, den Anrufbeantworter abzuhören. Constantine hatte sicher eine Nachricht hinterlassen.
Er hatte bestimmt im Lauf des Tages Zeit dafür gefunden, egal, wie viele wichtige Besprechungen er gehabt hatte. So wie sie ihn kannte, hatte er sich die Zeit dafür genommen.
Aber ein Blick auf das Gerät belehrte sie eines Besseren: kein Anruf. Und als sie das Band trotzdem abhörte, musste sie feststellen, dass er sich tatsächlich nicht gemeldet hatte.
Keine Nachricht. Zum ersten Mal an diesem Tag beschlichen sie Zweifel, und ein Schauder der Vorahnung lief ihr über den Rücken.
Ich rufe dich an.
Sie erinnerte sich noch genau an Constantines Worte, aber jetzt fragte sie sich, ob er es wirklich ernst gemeint hatte.
Ich rufe dich an.
Wie oft war dieses Versprechen schon gebrochen worden?
Wie oft hatte eine ihrer Freundinnen schon auf einen Anruf gewartet, um später herauszufinden, dass der Mann gar nicht mehr an ihr interessiert war und schon mit jemand anders ausging? Mehr als einmal!
Nein! Das konnte und wollte sie nicht glauben. Constantine machte keine leeren Versprechungen. Wenn er einmal sein Wort gegeben hatte, dann hielt er es auch.
Nein, er hatte wohl doch einfach nur zu viel zu tun.
Wahrscheinlich waren die Probleme viel schwieriger zu lösen als angenommen.
Aber er würde anrufen. In der Zwischenzeit würde sie etwas essen und ein ausgiebiges Schaumbad nehmen. Sie würde so lange im heißen Wasser bleiben, bis sie völlig entspannt war, und dann ihre parfümierte Bodylotion benutzen, die sie gerade erst letztes Wochenende gekauft hatte.
Grace überlief es heiß, als sie überlegte, was geschehen würde, wenn Constantine endlich kam. Wenn sie Glück hatte, hielt er sich gar nicht erst mit Vorreden auf, sondern sagte gleich: "Gehen wir ins Bett." Und genau so wollte sie es.
Grace aß besonders langsam, legte sich danach in die Badewanne, bis das Wasser kalt geworden war, und zog sich anschließend einen pfirsichfarbenen Morgenmantel an. Es wurde später und später, und noch immer kam kein Anruf von Constantine.
"Constantine, wo bist du?" fragte sie laut. "Was ist bloß los?
Du kannst zu dieser Zeit wohl kaum noch in der Firma sein!"
Aber natürlich konnte er noch im Büro sein, sie hatte es in der Vergangenheit ja oft genug erlebt. Er war der typische Workaholic. Er ging ganz in dem auf, was er tat, und für ihn hätte der Tag ruhig mehr als vierundzwanzig Stunden haben können, die er dann allesamt in der Firma verbracht hätte.
Hauptsache, er erreichte sein Ziel. Als sie mit ihm verlobt gewesen war, hatte sie sich
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