Griechisches Feuer
oft beschwert, dass er sie vernachlässige und ihm seine beruflichen Verpflichtungen über alles gingen. Er hatte Besserung versprochen - sobald sie verheiratet wären.
Sobald sie verheiratet wären...
Grace nahm sich eine Tasse frisch aufgebrühten Tee mit ins Wohnzimmer und setzte sich nachdenklich in einen Sessel. Es war nie zu einer Hochzeit gekommen. Paulas bösartige Lügengeschichte hatte dafür gesorgt.
Alles hatte mit einem Klingeln an der Tür begonnen.
Plötzlich war das Vergangene wieder da und lauerte wie ein dunkler Schatten. Wieder musste Grace an den Tag vor genau zwei Jahren denken, als von ihrer heilen Welt nur ein Scherbenhaufen übrig geblieben war.
Sie hatte den Tag in Constantines Wohnung verbracht. In der Wohnung, die in weniger als einer Woche auch ihr Zuhause sein sollte. Es war Sonntagabend, und am darauf folgenden Samstag wollten sie und Constantine den Bund fürs Leben schließen.
Sie hatten gemeinsam gegessen und saßen noch bei einer Flasche Kotwein zusammen, als Grace sich schließlich - wenn auch ungern - entschloss, den Heimweg anzutreten.
"Geh nicht", bat Constantine und spielte mit einer ihrer Haarsträhnen. "Bleib heute Nacht hier."
"Constantine, du weißt, das geht nicht! Du warst damit einverstanden, zu warten, und es sind jetzt nur noch sechs Tage!
Das ist nun wirklich nicht mehr lange."
"Stimmt", gab Constantine nach und stand widerwillig auf.
"Aber irgendwie macht deine altmodische Idee vom Jungfräulich-in-die-Ehe-gehen das Warten absolut unerträglich."
"Denk doch nur daran, wie besonders diese erste Nacht dann sein wird."
Grace bemühte sich, ihm nicht zu zeigen, wie sehr seine Worte sie getroffen hatten. Ihr Wunsch schien auf einmal sehr egoistisch zu sein, nur dazu da, um Constantine auf die Folter zu spannen. Aber für sie war es ein Grundsatz, an dem sie festhielt.
"Ich denke nur daran! Ich liege nachts allein wach im Bett, wälze mich von einer Seite auf die andere und habe nur eins im Sinn: dich." Constantine sah sie mit flehendem Blick an. "Ich würde dich so gern in die Arme nehmen ..."
Er ließ seinen Worten gleich Taten folgen, setzte sich wieder neben sie und legte den Arm um sie.
"Und dich überall küssen ... hier ... und hier ..."
Grace stockte der Atem, als er mit den Lippen ihre Wangen, Lippen und geschlossenen Augenlider liebkoste. Alles begann sich um sie her zu drehen, und sie schmiegte sich an ihn.
"Dich so lange küssen, bis du so leidenschaftlich reagierst wie ich, bis du mich genauso ..."
"Constantine!" Unvermittelt befreite sie sich aus seiner Umarmung. "Nein!"
Als er sich vorbeugte, um sie noch einmal zu küssen, stieß sie ihn energischer weg, als sie eigentlich beabsichtigt hatte.
Entweder so, oder sie würde seinen Verführungskünsten auf der Stelle erliegen. Gleich hier auf dem Sofa oder vielleicht sogar auf dem Boden, es wäre ihr egal.
Constantine atmete tief durch und versuchte, sich wieder unter Kontrolle zu bekommen.
"Du bist grausam, Grace Vernon", erklärte er ihr mit gespielt ernster Miene. "Grausam, hartherzig und eine Versuchung, die nicht einmal den Teufel kalt lassen würde!"
Constantine hat ja keine Ahnung, dachte Grace. Hätte er gewusst, wie schwer es ihr fiel, ihn abzuweisen, hätte er sie nicht für grausam und hartherzig gehalten.
Und sie war mehr als einmal in Versuchung gekommen.
Immerhin war er der Mann, den sie liebte und heiraten wollte.
Er war ihr nicht gleichgültig. Nein, im Gegenteil. Er brauchte ihr nur ein Lächeln zu schenken, und schon begann ihr Herz, schneller zu schlagen. Und wenn er sie küsste, schien sie in Flammen zu stehen. Aber Grace wollte einfach, dass ihre erste gemeinsame Nacht etwas ganz Besonderes wurde.
Natürlich war das eine sehr altmodische Einstellung. Doch nachdem die Ehe ihrer Eltern in die Brüche gegangen war, weil ihre Mutter es mit der Treue nicht so genau genommen hatte, und Grace den Schmerz ihres Vaters miterleben musste, hatte sie sich geschworen, dass bei ihr alles anders sein sollte. Ihr Eheversprechen sollte für das ganze Leben gelten, und dieses Leben begann ihrer Meinung nach mit der Hochzeitsnacht.
Sie hing noch diesen Gedanken nach, als sie schon zu Hause war und sich noch eine Tasse Tee machte, bevor sie ins Bett gehen wollte. Ihr Vater und Diana waren ausgegangen, und Paula übernachtete bei einer Freundin. Grace wollte gerade ins Schlafzimmer gehen, als es plötzlich an der Tür klingelte.
"Wer, um Himmels willen ...?"
Die Worte erstarben ihr
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