Griechisches Feuer
aber nicht so wie ,alle Frauen'! Ich denke schon, dass ich etwas Besonderes bin."
Ungerührt musterte er sie. "Und wie kommst du auf diese Idee?" Seine Stimme war eiskalt.
"Na ja, ich bin eben mehr als nur irgendeine Frau." Nervös blickte Grace Constantine an. Aber er antwortete nicht.
"Ich meine ... ich bin ..."
Constantines nervtötendes Schweigen ließ Grace den Faden verlieren. Es war nicht zum Aushalten! Er erinnerte sie an ein wildes Raubtier, das nur noch auf den richtigen Moment wartete, um sich auf seine Beute zu stürzen.
"Wenn wir erst einmal verheiratet sind, wirst du schon ..."
Zu Grace' Verblüffung sprang Constantine auf, als hätte sie ihn geschlagen. Mit zornig blitzenden Augen stand er einschüchternd vor ihr.
"'Wenn wir erst einmal verheiratet sind'!" wiederholte er und betonte jedes Wort höhnisch. "Was, um alles in der Welt, lässt dich glauben, meine liebe Grace, dass ich vorhabe, dich zu heiraten?"
Alles um Grace herum begann sich zu drehen, und Tränen traten ihr in die Augen. Sie hatte das Gefühl, dass alle Kraft sie verlassen hatte, und ließ sich rücklings aufs Bett fallen.
"Aber ich dachte ..."
Sie war so entsetzt, dass sie kein Wort mehr hervorbrachte.
Verzweifelt bemühte sie sich um einen klaren Kopf. Constantine schien ihre Qual gar nicht zu interessieren. Er stand nur da, und sein kalter Blick schien sie zu durchbohren.
"Wir ... wir ... wollten ja schon einmal heiraten. Nun sind wir wieder zusammen, und da dachte ich ..."
"Da hast du dich geirrt", eröffnete er ihr schonungslos. "Ich habe ganz bestimmt nicht vor, dich zu heiraten."
Ich kann mich nur verhört haben, dachte Grace. Das war alles nur ein großes Missverständnis. Das konnte er nicht wirklich meinen. Sie straffte die Schultern und atmete tief durch. Sie würde das jetzt klären, ein für alle Mal.
"Bitte nimm mich nicht auf den Arm, Constantine! Diese Sache ist mir zu wichtig. Wir waren bereits verlobt. Du hast mich geliebt, und ich habe dich geliebt. Es ist doch nur normal, wenn wir genau da wieder beginnen. Du bist zu mir zurückgekehrt, also willst du mich immer noch heiraten."
Schweigen. Grace hätte schreien können.
Schließlich sagte Constantine: "Das sehe ich anders. Es tut mir Leid, aber du hast die ganze Situation falsch verstanden."
Es kümmert ihn überhaupt nicht, dachte Grace entsetzt. Er schien Lichtjahre von ihr entfernt zu sein.
"Um weiteren Missverständnissen vorzubeugen, möchte ich dir Folgendes sagen: Ich kam zu dir, weil ich dich besitzen wollte. Nicht mehr und nicht weniger. Nachdem ich dich wieder gesehen hatte, konnte ich einfach nicht widerstehen. Ich musste dich einfach haben. Das war es aber auch schon. Wenn du es anders verstanden hast, dann ist deine Phantasie mit dir durchgegangen. Und noch eins ..."
Er machte eine bedeutungsvolle Pause, um ihr zu zeigen, wie wichtig der nächste Satz für ihn war.
"Wenn du also noch irgendwelche romantischen Träume hast, zum Beispiel von einer weißen Hochzeit, Ringen und einem Und-sie-lebten-glücklich-bis-an-ihr-Lebensende, dann solltest du sie besser gleich begraben. Das haben wir schon einmal versucht, und es hat nicht funktioniert. Was immer noch zwischen uns sein wird, über eins solltest du dir keine Illusionen machen: Ich werde dich niemals zur Frau nehmen!"
6. KAPITEL
Ich werde dich niemals zur Frau nehmen.
Seine Worte trafen Grace bis ins Mark.
Sie war so sicher gewesen, so glücklich. Sie hatte gedacht...
Nein. Gedacht hatte sie nicht. Sie hatte gar keine Zeit gehabt, nachzudenken. Sie hatte sich von ihren Gefühlen leiten lassen und nie überlegt, ob das, was sie tat, auch wirklich gut war. Und sie wäre nie auf den Gedanken gekommen, dass hinter Constantines Verhalten etwas anderes als Liebe gestanden hatte.
Sie war ja so dumm gewesen!
Jetzt wusste sie Bescheid. Am liebsten hätte Grace ihn angeschrien und ihm alle möglichen Beleidigungen an den Kopf geworfen. Aber sie wollte ihm nicht zeigen, wie verletzt sie war.
Nein, diese Genugtuung sollte er nicht haben!
"Kannst du mir vielleicht auch verraten, warum du mich nicht heiraten willst?"
Verächtlich musterte Constantine sie von oben bis unten. Es schien ihm unbegreiflich, dass sie diese Frage überhaupt stellte.
"Du kennst meine Gründe. In den letzten zwei Jahren hat sich nichts geändert. Ich halte immer noch das Gleiche von dir wie damals, als du auf allen vieren zu mir zurückgekrochen kamst, um..."
"Zurückgekrochen!"
Das war schon viel besser.
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