Griechisches Feuer
dachte schon, du würdest gar nicht mehr kommen."
Nicht gerade ein guter Anfang, dachte sie, als sie sah, wie seine Miene sich verfinsterte. Sie hatte ihm eigentlich nur sagen wollen, wie sehr sie ihn vermisst hatte, aber es hatte wie ein Tadel geklungen.
"Wie spät ist es denn?"
Sie blickte auf die Uhr.
"Es ist halb elf, Constantine. Ich wollte schon ins Bett gehen."
Er betrachtete sie unverfroren von oben bis unten. "Eine gute Idee, finde ich."
Dazu fiel Grace nichts ein! Dieser Mann war geradezu unverschämt. Gut, sie hatte sich darauf gefreut, ihn wieder zu sehen, aber das bedeutete noch lange nicht, dass er einfach auftauchen konnte, wann er wollte, und obendrein noch der Meinung war, sie würde sofort mit ihm ins Bett gehen.
"Du hättest anrufen können."
"Grace, ich habe gearbeitet", erwiderte Constantine irritiert.
"So spät noch?"
"Ich habe mit einem Kunden zu Abend gegessen, und zwar genau bis ..." Er blickte auf die Uhr. "Bis vor einer halben Stunde. Und da du leider ganz am anderen Ende von London wohnst, dauerte es eben eine Weile, bis ich hier war. Aber ich hoffe, das hier besänftigt dich ein bisschen."
Der Blumenstrauß, den er ihr hinhielt, verschlug Grace den Atem. Lilien waren schon immer ihre Lieblingsblumen gewesen, aber die Menge - es mussten mehr als dreißig Stück sein - und die farbenprächtigen Blüten waren überwältigend.
"O Constantine, vielen Dank. Sie sind wunderschön."
Am meisten jedoch zählte, dass er es trotz seines offensichtlich äußerst hektischen Arbeitstages geschafft hatte, an sie zu denken und diesen prächtigen Blumenstrauß zu besorgen.
Natürlich erledigten Männer wie Constantine so etwas nicht selbst, sie hatten dafür Mitarbeiter. Aber er hatte noch genau gewusst, was sie gern mochte und was nicht und dementsprechend seine Anweisungen gegeben.
"Eigentlich war ich ja gar nicht richtig böse. Wirklich, du hättest keinen Strauß mitbringen müssen."
"Ich bringe meinen Frauen immer Blumen mit."
Grace versteifte sich, als sie diese Worte vernahm.
"Deinen Frauen", wiederholte sie und hoffte, dass er ihren plötzlichen Schmerz nicht bemerkte. "Ich dachte, ich würde dir mehr bedeuten."
Sein Schweigen ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren. Er hatte den gleichen kalten Gesichtsausdruck wie an dem Tag, an dem sie die Hochzeit verschoben hatte. Nur zu gut konnte sie sich noch daran erinnern.
Aber so schnell, wie sie gekommen war, verschwand die Kälte aus seinen Augen wieder.
"Im Moment wünsche ich mir nur eins, und das bist du", sagte Constantine voller Leidenschaft. "Um Himmels willen, Grace, komm endlich her, und begrüß mich vernünftig."
Mehr wollte sie gar nicht hören. Bereitwillig kam sie in seine Arme und küsste ihn.
Seine Lippen waren noch kalt, aber es machte ihr nichts aus.
Heiße Wellen der Begierde überliefen sie.
"Du duftest wunderbar", flüsterte Constantine schließlich.
"Und du fühlst dich auch so gut an. Aber der Morgenmantel steht dir nicht."
"Ich habe keinen anderen."
"Dann werde ich dir eben einen kaufen. Was möchtest du lieber - Seide, Satin?"
"Constantine, du brauchst mir keine Geschenke zu machen."
"Wirklich nicht?" Gespielt überrascht zog er die Augenbrauen hoch. "Und ich dachte, alle Frauen lieben Geschenke - je teurer, desto besser."
"Ich habe nicht gesagt, dass ich keine Geschenke mag ...
Apropos Geschenk, ich sollte die Blumen besser in eine Vase stellen. Constantine, du musst einfach immer übertreiben!"
Constantine störte sich nicht im Geringsten an ihren Worten.
Er zuckte nur die Schultern und folgte Grace in die Küche.
Constantines Gegenwart schien den kleinen Raum ganz auszufüllen, und seine männliche Ausstrahlung war Grace dort noch viel stärker bewusst. Jeder Nerv in ihr schien zu vibrieren, und sie erschauerte.
"Das ist doch lächerlich", sagte sie leise.
"Was ist lächerlich?" Constantine hatte sie genau gehört, und seine sanfte Stimme erschreckte sie so, dass sie beinahe das Wasser verschüttet hätte.
"Ich ... Ich habe dir noch gar nichts zu trinken angeboten", lenkte sie schnell ab. "Möchtest du Kaffee? Wein?"
"O Grace, pethi mou, haben wir dieses Spiel nicht schon gestern gespielt? Und meine Antwort ist wieder die gleiche."
"Also willst du nichts trinken?"
"Nein."
"Und Hunger hast du auch nicht?"
"Nein - jedenfalls nicht auf etwas zu essen."
Mehr brauchte Constantine nicht zu sagen. Sie sah es in seinen Augen.
"Grace, komm her", befahl er heiser.
Plötzlich lag sie in
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