Griechisches Feuer
wäre es nicht? Du betrügst dich selbst, meine liebe Grace. Das hatte mit Vertrauen rein gar nichts zu tun. Dafür gibt es ein ganz anderes Wort - nämlich Lust. Habe ich nicht Recht, agape mou?"
Verwirrt blickte Grace ihn an. "Ich verstehe nicht..."
Constantine seufzte tief und erklärte es noch einmal: "Ich meine Lust, Begierde, Leidenschaft, Sex ... nenn es, wie du willst. Am Ende ist es immer das Gleiche: Ein Verlangen, das einen um den Verstand bringt."
"Nein!" Grace wollte es nicht wahrhaben.
"Doch", beharrte Constantine. "Du warst völlig davon beherrscht. Du konntest dich nicht befreien, du wolltest es genauso wie ich. Deshalb hast du mich nicht abgewiesen."
"Nein!" Grace hätte gern die Augen geschlossen, damit sie sein grausames Gesicht nicht mehr sehen musste. Sie hätte am liebsten die Hände auf die Ohren gepresst, um seine Stimme nicht mehr hören zu müssen. Aber sie wusste, dass eine solche Reaktion ihn nur noch in seiner Meinung bestärkt hätte. Selbst ihr Protest hatte ihn nicht überzeugen können.
"Spiel mir doch nichts vor, Grace", sagte er spöttisch und musterte ihr blasses Gesicht. "Ich war doch dabei. Ich weiß genau, was du gefühlt hast, denn bei mir war es das Gleiche.
Wenn ich dich nicht ins Bett bekommen hätte, wäre ich verrückt geworden. Und das gilt auch für die vielen Nächte, die wir ab jetzt beide zusammen verbringen werden."
"Aber wie viele Nächte?"
"Keine Ahnung. Hundert? Tausend vielleicht? Wer weiß schon, wie lange es dauert, bis ich von diesem Fieber geheilt bin."
"Jetzt bin ich auf einmal also wieder ein Virus!"
"Du kannst es nennen, wie du willst", antwortete Constantine ungerührt. "Solange du nur nicht das Wort ,Vertrauen' in den Mund nimmst, wenn du eigentlich Lust meinst."
"Du verdrehst die Tatsachen!"
"Nein. Was ich sagen will, ist Folgendes: Ich kann mit Geschäftsfreunden und Kunden lachen und Hände schütteln, ich kann mit ihnen den ganzen Tag zusammen sein, mit ihnen essen
- aber ich werde ihnen nie vertrauen. Ich weiß ganz genau, dass sie nur auf den kleinsten Fehler, die kleinste Unsicherheit von mir warten, um dann meine Schwäche sofort zu ihren Gunsten zu nutzen."
"Hier geht es aber nicht um Geschäfte."
"Wirklich nicht? Ich denke, dass es genau das ist. Ein Handel unter zivilisierten Leuten."
"Von wegen zivilisiert!" entgegnete Grace verächtlich. "Du weißt nicht einmal, was das Wort bedeutet."
"Ich finde, ich biete dir einen fairen Tauschhandel. Ich widme dir meine Zeit und meine Aufmerksamkeit, und du kannst meine Gesellschaft genießen. Und an Geld wird es dir nicht fehlen. Du brauchst es nur zu sagen, und jeder Wunsch wird dir erfüllt werden, egal, wie ausgefallen er sein sollte."
Materielle Dinge. Was aber war mit ihren Gefühlen? Grace konnte es nicht über sich bringen, ihn das zu fragen. Tief in ihrem Innersten wusste sie, dass die Antwort ihr das Herz brechen würde.
Also machte sie das Spiel mit. "Und was muss ich zu unserem Handel beisteuern?"
Auch hier wusste sie schon im Voraus, was er antworten würde.
"Du teilst mein Bett und mein Leben. Wenn ich zu einem Empfang oder Galadiner eingeladen bin, wirst du an meiner Seite sein. Wir werden ins Theater und in die Oper gehen. Und wie ich schon sagte, du bist die geeignete Gastgeberin, also wirst du bei mir zu Hause Partys ausrichten und Freunde empfangen. Ich werde dich in feinste Seide und Samt kleiden, dir den teuersten Schmuck kaufen. Es wird dir an nichts fehlen.
Und eins kann ich dir versprechen: Du wirst der Traum aller Männer sein!"
Verzweifelt wünschte Grace, dass er endlich aufhören würde zu sprechen. Sie wollte das alles nicht hören. Sie konnte die leidenschaftslose Auflistung ihrer Rechte und Pflichten einfach nicht mehr ertragen. Doch sie brachte kein Wort heraus. Sie saß nur da und blickte ihn fassungslos an.
"Aber jeder dieser Männer wird wissen, dass du zu mir gehörst und dass wir am Ende des Abends zusammen nach Hause fahren werden. Dass du in meinem Bett liegen wirst, und zwar nicht nur in dieser Nacht, sondern auch in allen darauf folgenden Nächten. Ich werde es sein, der dich in die Arme nimmt und dich küsst. Ich werde dich lieben. Ich werde der Einzige sein, der deinen Körper bis ins kleinste Detail kennt.
Ich, und nur ich allein, werde dich besitzen."
"Bis ich dich eines Tages langweile."
Constantine lächelte ungerührt. "Meine liebe Grace, ich denke doch, dass du schlau genug sein wirst, um dies für eine lange, lange Zeit zu
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