Griechisches Feuer
Endlich hatte sie einen Grund, um ihre Wut herauszulassen. Stolz hob sie den Kopf und sah Constantine in die Augen.
"Ich bin nicht zurückgekrochen gekommen! Ich wollte mich entschuldigen, denn ich hatte einen Fehler gemacht und wollte dich um Verzeihung bitten."
"Einen Fehler!" Constantine lachte verächtlich. "Ich glaube nicht, dass du deinen Fehler je eingesehen hast."
"Wie kannst du so etwas sagen!" Entrüstet setzte Grace sich auf. Allerdings bereute sie es sofort, denn die Bettdecke rutschte herunter, was Constantine natürlich nicht entging. Unverfroren musterte er ihre nackten Brüste.
"Zieh dir etwas an", befahl er schroff.
Grace hätte sich gern geweigert und spielte sogar mit dem Gedanken, die Decke noch weiter heruntergleiten zu lassen, aber etwas in seiner Stimme warnte sie. Er würde sich nicht verführen lassen, jedenfalls nicht jetzt. Sie war ihm egal.
"Ich sagte, zieh dir etwas an! So, wie du da sitzt, machst du dich lächerlich."
"Ich würde es ja tun, wenn ich etwas hier hätte!"
Grace widerstand der Versuchung, die Decke nach oben zu ziehen. Noch nie in ihrem Leben hatte sie sich so wehrlos und verletzlich gefühlt. Aber sie wäre lieber gestorben, als ihm das zu zeigen.
"Mein Nachthemd ist im Wohnzimmer."
Der Gedanke daran, wie sie sich erst gestern leidenschaftlich vor dem Kamin geliebt hatten, ließ Grace beinahe die Fassung verlieren. Sie schluckte und unterdrückte die Tränen, die ihr in die Augen schießen wollten.
"Und wenn ich jetzt so aus dem Bett steige, um es zu holen, dann gebe ich dir nur einen Grund, noch beleidigender zu werden. Du könntest zum Beispiel..."
"Grace!" schimpfte Constantine ungeduldig, aber zu ihrer Erleichterung drehte er sich um, ging ins Wohnzimmer und kam gleich darauf mit dem Nachthemd zurück.
"Zieh es an", befahl er und warf ihr das Hemd zu. "Vielleicht können wir diese Diskussion dann wie zwei erwachsene Menschen zu Ende führen."
"Letzte Nacht hattest du es nicht so eilig, mich zuzudecken", erinnerte Grace ihn mit honigsüßer Stimme, während sie sich den dünnen Stoff überstreifte.
"Letzte Nacht hatte ich auch etwas ganz anderes im Sinn.
Also, können wir uns jetzt vernünftig unterhalten?"
Am liebsten hätte Grace ihn gleich hier und jetzt zum Teufel geschickt, aber sie brachte es nicht fertig. Sie verließ das Bett, und erst als sie ihm gegenüberstand und sich zu ihrer vollen Größe aufgerichtet hatte, antwortete sie auf seine Frage.
"Wenn du meinst, dass wir uns unbedingt unterhalten müssen, bitte. Aber wenn es dir nichts ausmacht, möchte ich das woanders tun." Und selbst wenn er etwas dagegen gehabt hätte, wäre es ihr auch egal gewesen. Mit hoch erhobenem Kopf ging sie an ihm vorbei ins Wohnzimmer, und ihm blieb nichts anderes übrig, als ihr zu folgen.
"Also", begann sie und drehte sich zu ihm um, "wenn ich mich nicht irre, wolltest du mir gerade sagen, welchen Fehler ich deiner Meinung nach vor zwei Jahren gemacht habe."
"Wenn man sich liebt, muss man zueinander absolutes Vertrauen haben." Sein unversöhnlicher Ton zeigte Grace, wie verbittert er war. "Als dein Vertrauen auf die Probe gestellt wurde, hast du versagt. Du hast tatsächlich geglaubt, dass ich dich betrogen hätte. Du hattest eben kein Vertrauen ..."
"Constantine ..."
Grace ging zu ihm, nahm seine Hände und sah ihn flehend an. Sie hoffte inständig, dass er ihr glauben würde.
"Paula war meine Schwester!"
"Und ich dein Verlobter!" Constantine riss sich los, ging mit großen Schritten zum Fenster und blickte hinaus. Er hatte seine Hände in die Taschen geschoben, und seine gespannte Körperhaltung verriet ihr, dass er nur mit Mühe sein hitziges Temperament unter Kontrolle hielt.
Als er sich schließlich wieder umdrehte, blickte er Grace mit einer Verachtung an, dass ihr ein kalter Schauder über den Rücken lief.
"Du hast mir damals nicht getraut, und heute habe ich kein Vertrauen mehr zu dir. Deshalb werde ich dich nicht heiraten."
Da hatte sie ihre Antwort! Aber wenn sie es genau überlegte, dann musste Grace zugeben, dass auch sie nicht ganz unschuldig gewesen war. Für Constantine gab es nur Schwarz oder Weiß -
sie hatte nur ihm zu glauben und keinem anderen -, und diese Einstellung hatte sich in den letzten beiden Jahren nicht geändert. Er war immer noch so starrsinnig wie früher.
"Das war's dann", sagte sie müde und fühlte sich wie eine Angeklagte, über die gerade das Todesurteil gesprochen worden war. "Mehr gibt es wohl nicht zu
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