Griechisches Feuer
Constantine zusammen im Bett lagen, und ihre erotischen Phantasien trieben Grace beinahe zum Wahnsinn. Als sie dann aus ihrem unruhigen Schlaf erwachte, war sie schweißgebadet und zitterte.
Aber heute hatte sie wirklich mehr als ihre Pflicht getan. Und jetzt hatte sie endgültig genug. Wenn sie auch nur noch einem Kunden freundlich zulächeln oder die Tirade von noch einem ach so wichtigen Geschäftsführer über die Unzulänglichkeiten der britischen Regierung über sich ergehen lassen musste, würde sie laut schreien.
Es würde schon keiner merken, wenn sie sich heimlich davonschlich. Der Abend war schon weit fortgeschritten, die Gäste hatten sich ausgiebig am köstlichen Büfett bedient und sich den großzügig ausgeschenkten Wein schmecken lassen. Da würde es keinem auffallen, wenn sie verschwand.
Erleichtert schloss Grace die Tür, die vom Bankettraum in den Hotelgarten führte, und ließ die verräucherte Luft, die Musik und das Stimmengewirr hinter sich. Sie genoss die frische, kühle Brise im Garten des Hotels und atmete tief durch.
Endlich Ruhe und Frieden!
"Da haben Sie sich also versteckt!"
O nein, dachte sie entsetzt. Nicht schon wieder!
Les Harvey hatte den ganzen Abend versucht, mit ihr zu flirten. Sie war gerade angekommen, da hatte er sie schon mit Beschlag belegt und war seitdem unermüdlich hinter ihr her gewesen. Und das Problem war, sie konnte ihn nicht in seine Schranken verweisen. Er war einer der wichtigsten Kunden von Henderson & Cartwright und durfte nur mit Samthandschuhen angefasst werden.
"Sie wollten sich doch nicht einfach aus dem Staub machen?
Ich habe Sie gesucht, und Sie waren nicht mehr da - ganz wie Cinderella, aber wo ist Ihr Schuh?"
"Ich brauchte frische Luft."
Das ließ sich gar nicht gut an. Er hatte offensichtlich mehr Wein getrunken, als er vertragen konnte. Er war rot im Gesicht, und in seinen Augen stand unverhohlenes Verlangen.
"Unsinn!" Vorwurfsvoll drohte Les ihr mit dem Finger und stach ihr dabei beinahe ins Auge. Erschrocken zuckte sie zurück.
"Sie... Du hast mich den ganzen Abend zappeln lassen, hast die Unberührbare gespielt. Ich sehe doch sofort, wenn eine Frau hinter mir her ist."
"Hinter Ihnen her sein? Wie kommen Sie denn darauf, Mr.
Harvey?" Hoffentlich brachte die förmliche Anrede ihn zur Vernunft. Schon jetzt kam er ihr viel zu nahe. Leicht schwankend und mit weit aufgerissenen Augen starrte er auf den Ausschnitt ihres schwarzen Seidenkleides. Es fehlte nur noch, dass er gleich anfing zu sabbern!
"Ich wollte gerade nach Hause gehen."
"Gute Idee." Bevor Grace noch reagieren konnte, hatte er sich vorgebeugt und ihr einen feuchten Kuss auf die Wange gegeben.
"Gehen wir zu mir oder zu dir?"
Angewidert wich Grace zurück. Bloß weg aus seiner Reichweite.
"Sie haben mich missverstanden."
"Von wegen!" Les kam hinter ihr her, legte ihr eine Hand auf die Schulter, fasste mit der anderen unter ihr Kinn und zwang sie, ihn anzusehen. "Ich weiß doch, worauf du scharf bist. Was zwischen dir und Kiriazis gelaufen ist, ist doch ein offenes Geheimnis."
"Constantine?" Allein die Erwähnung des Namens ließ Grace aus der Fassung geraten, und ihre mühsam aufrechterhaltene kühle Beherrschung geriet ins Wanken. "Was meinen Sie damit?"
"Mädchen, jeder weiß, dass du was mit ihm gehabt hast -
dass du dich an den Höchstbietenden verkauft hast." Seine Hand glitt tiefer, und er betatschte sie unbeholfen. Grace schauderte voller Widerwillen. "Aber jetzt hat er dich abserviert - ist doch klar, dass du jetzt einen neuen Beschützer suchst."
"Nein ..."
Ihr Protest interessierte ihn nicht. Der Druck seiner Hand auf ihr Kinn war schmerzhaft, und zu allem Überfluss strich er auch noch mit dem Daumen über ihren Mund. Mit der anderen Hand erforschte er zielstrebig ihren Rücken und die Partie darunter.
Mühsam riss Grace sich los.
"Ich habe Nein gesagt!" schrie sie, und jeder Gedanke an Höflichkeit war vergessen. "Und ich meine Nein! Lassen Sie mich in Ruhe! Ich kann es nicht ertragen, wenn Sie mich berühren."
Sofort erkannte sie, dass sie einen Fehler begangen hatte, denn ihr Widerstand machte ihn nur wütend.
"Was soll das heißen?" tobte er. "Bin ich nicht gut genug für dich? Wohl eher nicht reich genug. Ich habe vielleicht nicht so viel Geld wie dein griechischer Millionär, meine Süße, aber ich stehe genauso meinen Mann wie er, und ich werde es dir beweisen!"
Grace erkannte zu spät, was er vorhatte. Sie konnte nicht mehr ausweichen. Mit
Weitere Kostenlose Bücher