Griechisches Feuer
wieder in den Hals zurückstopfen und ihn dann..."
"Nein, Constantine! Das darfst du nicht tun. Ich möchte es nicht."
Zuerst dachte Grace, er würde sie wieder nicht beachten, aber diesmal blickte er sie an, und es gelang ihm mit Mühe, sein hitziges Temperament unter Kontrolle zu bekommen.
"Dann gehen wir zur Polizei." Es klang wie ein Befehl.
"Nein. Ich ... Ich möchte nicht, dass du irgendetwas unternimmst."
"Nichts unternehmen? Aber Grace, sieh dich doch an. Du kannst doch wohl kaum erwarten, dass ich zulasse, dass irgendjemand dir so etwas antut und dann auch noch ungestraft davonkommt?"
Erzürnt wies Constantine auf ihre Kleidung, und zum ersten Mal, seitdem Grace seine Wohnung betreten hatte, blickte sie an sich herunter und erschrak.
Ihr schwarzes Kleid war vorne aufgerissen, und ihr spitzenbesetzter BH war zu sehen. An der Stelle, wo der Siegelring die Haut aufgerissen hatte, bemerkte sie eine hässlich aussehende Blutspur.
"Es sieht schlimmer aus, als es ist", versicherte Grace, aber Constantines skeptischer Gesichtsausdruck zeigte ihr, dass er ihr nicht glaubte. "Ich hatte Angst, ja, aber er hat mich nicht weiter verletzt. Bitte, Constantine, lass es dabei bewenden. Ich möchte den heutigen Abend einfach nur ganz schnell vergessen."
Er kämpfte mit sich, doch schließlich siegte die Vernunft.
"Also gut, wenn es das ist, was du möchtest", sagte er schließlich widerstrebend. "Aber nur, weil du mich darum bittest. Ansonsten würde ich..."
Wieder ballte er die Hand zur Faust. Grace lief ein Schauder über den Rücken. Sie wollte auf gar keinen Fall, dass er seine Drohungen wahr machte - auch wenn es dabei um Les Harvey ging.
"Danke, Constantine. Genauso möchte ich es, und nicht anders. Wenn du mich liebst..."
Nein! Warum hatte sie das gesagt? Sie wünschte, sie hätte diese unbedachten Worte zurücknehmen können, aber es war zu spät.
"Wenn ich dich liebe", wiederholte Constantine. "Grace, ich habe dir doch gesagt, was ich für dich empfinde."
Liebe ja, aber keine Heirat, keine Verpflichtungen. Eine Art von Liebe, die er rücksichtslos unterdrückte, genau wie seine Angst vor Fahrstühlen. Egal, sie hatte sich heute Abend geschworen, auch so leben zu können.
"Ich..." begann Grace, aber wieder unterbrach Constantine sie.
"Ich habe dir bereits alles gegeben."
"Das ist mir klar", flüsterte sie niedergeschlagen.
"Da bin ich mir nicht so sicher." Was meinte er denn damit nun wieder?
Bevor sie Gelegenheit hatte, darüber nachzudenken, setzte sich Constantine wieder neben sie und nahm ihre Hände.
"Grace, warum bist du zu mir gekommen?"
"Warum?" Überrascht sah sie ihn an. "Du weißt doch, warum! Weil Les Harvey ..."
"Aber warum bist du ausgerechnet hierher gekommen?
Warum nicht zu deinen Freunden, zu Ivan zum Beispiel?"
"Es war wie ein Zwang", gestand sie offen ein. "Sobald ich wieder klar denken konnte, wusste ich, dass ich dich brauchte, dass nur du mich trösten konntest. Constantine, was hast du?"
Er hatte sie abrupt losgelassen und die Hände vor das Gesicht geschlagen.
"O Grace", stöhnte er. "Ich war ja so blind."
"Blind? Ich verstehe nicht ganz, was du meinst."
Langsam ließ er die Hände sinken, und als er Grace ansah, entdeckte sie in seinem Blick etwas Neues - nein, eigentlich war es nicht neu, denn sie hatte diesen Ausdruck damals, in der Zeit vor der Hochzeit gesehen. Bevor Paula ihre Lügen erzählt hatte.
Damals hätte sie es Liebe genannt, jetzt aber hatte sie einfach nicht den Mut, es so zu bezeichnen.
"Vertrauen." Constantine sagte nur dieses eine Wort.
"Vertrauen?" wiederholte Grace verwirrt. Noch bevor sie weiterfragen konnte, legte er ihr einen Finger auf den Mund und brachte sie zum Schweigen.
"Bitte hör mir einfach nur zu. Ich habe dir so viel zu sagen.
Du musst noch so viel erfahren. Hör mir zu, und beantworte mir danach eine Frage."
Grace nickte schweigend. Ihre Gedanken rasten. Es war klar, dass das, was er ihr sagen wollte, überaus wichtig war.
"Ich fange am besten mit meinem Großvater an."
"Mit deinem Großvater?" Eigentlich hatte sie ihn ja ausreden lassen wollen, aber die Überraschung war zu groß. Sie musste ihn einfach unterbrechen. "Was hat er denn damit zu tun?"
"Mehr als du dir vorstellen kannst. Du erinnerst dich sicher noch daran, dass ich dir erzählt habe, welchen Einfluss er auf mich als Jugendlicher gehabt hat. Er hatte gewisse Leitsätze, die er mir immer wieder eingeimpft hat. Einer war: Ruhe dich nie auf deinen Lorbeeren
Weitere Kostenlose Bücher