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Griffin, Forrest u. Krauss, Erich

Griffin, Forrest u. Krauss, Erich

Titel: Griffin, Forrest u. Krauss, Erich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Voll auf die Zwölf
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eure Sozialkompetenz nicht völlig gestört ist, merkt ihr ja, wenn eine Schlägerei in der Luft liegt. Ich rede nicht von dem Fall, dass jemand euch anpöbelt, denn das kommt ständig vor und führt selten zu Handgreiflichkeiten. Ich meine den Fall, dass ein Typ die Hände hebt, den Kopf einzieht und mit entschlossenem Blick auf euch zukommt. Instinktiv wissen wir doch alle, was das bedeutet. Trotzdem habe ich unzählige Male mitansehen müssen, wie der Angegriffene den ersten Schlag tatenlos eingesteckt hat. In so einer Situation hat man nur zwei Möglichkeiten – Kampf oder Flucht. Entscheidet man sich fürs Kämpfen, sollte man schnell, heftig und ohne Gnade zuschlagen. Ich habe in Schlägereien schon mehrmals nur halbherzig gekämpft, was einfach nur dumm ist, und zwar aus zwei Gründen: Erstens gibt man so dem Angreifer die Möglichkeit zu treffen, und zweitens zögert man den Kampf nur hinaus und erhöht damit das Risiko, verhaftet zu werden. Wenn es losgeht, geht’s los. Schlagt schnell zu, schlagt hart zu, und dann macht euch vom Acker.
    Habt ihr wie die meisten Menschen eine tiefe Abneigung gegen Gewalt, dann prügelt euch hier und da ein bisschen. Natürlich sollt ihr jetzt nicht einfach irgendeinen Kerl auf der Straße ohrfeigen, der gerade mit seiner Familie essen gehen will – das wäre echt krank. Aber ihr werdet überrascht sein, wie leicht ihr bereitwillige Mitspieler findet, wenn ihr in Prügellaune seid. Neulich beispielsweise saß ich in einer Bar in Athens, Georgia, als ein junger Kerl zu mir rüberkam und mich schräg anschaute.
    »Hey, ich würd mich gern mit dir prügeln«, sagte er.
    »Echt?«
    »Echt.«
    »Cool«, meinte ich. »Wir treffen uns in fünf Minuten auf dem Klo.« Für die anderen Barbesucher klang das wahrscheinlich ziemlich schwul (ich meine homosexuell schwul).
    Nach ein paar Minuten gehe ich also zum Klo, und tatsächlich wartet er dort auf mich. Ich gehe zum Waschbecken, nehme meine Uhr ab, lege sie in meine Mütze und die Mütze ins Waschbecken. Ich schüttele meine Arme aus in der Erwartung, dass der Junge Schiss bekommt und so etwas sagt wie: »Hey, war nur ’n Gag.« Schließlich ist er eher schmal gebaut und sieht aus, als hätte er nicht viel zu bieten. Ich warte erst mal ab und sehe plötzlich, wie er die Hände hochnimmt und zu tänzeln beginnt. Mist, denke ich, der Junge hat Ahnung vom Boxen. Er weiß offenbar, was er tut . Ohne zu zögern greife ich ihn an. Dabei habe ich gar nicht bemerkt, dass mein Kumpel Vern am Pissoir steht und sich gerade erleichtert. Wir krachen gegen ihn, sodass die Pisse nur so umherspritzt. Um Vern nicht weiter zu stören, ziehe ich den Jungen in den Clinch, er drückt mich gegen die Wand, und ich bearbeite seinen Körper, so hart ich kann, mit beiden Fäusten. Schließlich lande ich einen guten Treffer, er stößt ein Murmeln aus und sinkt zusammengekrümmt zu Boden. Ich gehe zum Waschbecken, ziehe Uhr und Mütze wieder an und gehe zurück zur Bar.
    Dort erzählte ich meinem Freund Rory von meinem Erlebnis, aber er wollte es nicht glauben. »Du bist doch kein Depp, der Prügeleien auf dem Kneipenklo anfängt«, sagte er. »So dumm kannst du gar nicht sein.«
    »Doch, bin ich«, erwiderte ich.
    Nach ein paar Minuten kam der Junge auf mich zu und reichte mir ein Bier: »Ich hab gesehen, dass du New Castle trinkst, und möchte dir eins ausgeben.«
    »Das ist der Junge, mit dem ich gerade gekämpft habe«, erklärte ich Rory.
    »Einfach so?«, fragte Rory den Jungen.
    »Klar doch.«
    Das alles hatte etwas sehr Lässiges. Niemand war ernsthaft verletzt worden, und keiner musste sich schlecht fühlen. Das Ganze war so gut verlaufen, dass ich später an jenem Abend, als mich ein betrunkener Student in einer anderen Bar zum Ringkampf herausforderte, auch dieses Angebot annahm. Der Witz an der Sache: Als ich ein Jahr später wieder in Athens war und im Hardcore-MMA-Studio vorbeischaute, sah ich beide Typen dort trainieren. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie sich nach unserer Begegnung angemeldet haben; eigentlich hätte ich von dem Studio Provision verlangen sollen. Die Moral von der Geschichte ist jedenfalls, dass Schlägereien keine große Sache sind. Angst sollte euch also nicht daran hindern, euch selbstbewusst im Nachtleben zu bewegen. Wenn ihr Dresche bezieht, na und? Ein blaues Auge verschwindet wieder, und eine gebrochene Nase lässt sich richten. Angst ist etwas Gutes, denn sie kann euch das Leben retten, aber wenn sie

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