Griffin, Forrest u. Krauss, Erich
es bestätigt den Gegner nur in dem, was er tut. Ihr dürft euch nie anmerken lassen, wie weh es tut. Wanderlei Silva ist das perfekte Beispiel für einen absolut undurchschaubaren Kämpfer (denkt bloß nicht, dass ich auf Wandy abfahre – okay, okay, vielleicht doch). Selbst wenn man ihn mit einem Müllwagen überfahren hätte, würde er sich aufrappeln und rufen: »Wie, mehr hast du nicht drauf? Weichei!« Noch besser ist aber Fedor Emelianenkos Gesichtsausdruck, denn er wirkt immer, als wüsste er gar nicht, dass er gerade kämpft.
»Forrest, Forrest …«
Im Käfig hat man zwei Möglichkeiten, das Publikum für sich zu gewinnen. Die erste besteht darin, einer der besten Kampfsportler der Welt zu sein. Ein guter Kämpfer zu sein reicht nicht, ich spreche von Weltklassekämpfern wie Anderson Silva. Man muss beim Kämpfen so gut aussehen, dass es für alle völlig mühelos wirkt, so, als wäre man noch zu viel mehr fähig, wenn man nur wollte, doch würde man erst mal richtig loslegen, gäbe es reihenweise Tote. Die Leute verehren solche Kampfsportler, wie einst Chuck Liddell einer war; leider vergessen die Zuschauer aber auch schnell wieder.
Falls ihr nicht zu den herausragenden Helden mit makellosem, ausgefuchstem, ja beinahe katzengleichem Kampfstil gehört, solltet ihr lieber auf Technik statt Ästhetik setzen. Macht es lieber so wie ich, und präsentiert euch als einen, der immer alles gibt. Zeigt in jeder einzelnen Bewegung Einsatz und Mühe. Die Zuschauer sind schnell auf der Seite von Kampfsportlern dieses Typs, weil sie wie Rocky Balboa »Männer des Volkes« sind. Versucht also, bei jedem Kampf als Underdog aufzutreten. Stellt euch in den Interviews vor dem Kampf nicht als großen Kampfsportler dar, sondern bringt die Leute durch eure umgängliche Art dazu, Emotionen in euch zu investieren. Wo immer ihr auch seid, erzählt den Leuten, dass sie die schönsten Frauen der Welt haben. Und beachtet die örtlichen Moralvorstellungen und Bräuche: Seid ihr zum Beispiel in Alabama, dann solltet ihr euch Witze über Inzucht verkneifen. Das nehmen die dort sehr persönlich.
Wie man das Publikum nicht für sich gewinnt
indem man es bespuckt, bepinkelt oder sonst wie besudelt. (Glaubt es mir einfach.)
indem man das örtliche Wetter, die Frauen der Gegend oder das landesübliche Essen verunglimpft. Wenn es euch jedoch gelingt, alle drei in nur einem Satz zu schlechtzumachen, gibt es Bonuspunkte. Ihr könntet zum Beispiel sagen: »Bei dem Scheißwetter und dem üblen Fraß wachsen hier offenbar echt hässliche Weiber, ich hab nämlich in diesem Kaff schon einige Bratzen rumlaufen sehen.« Wenn es sich bei dem Kaff um eine Provinzhauptstadt handelt, gibt es noch mal Extrapunkte. Zwar gewinnt ihr so nicht das Publikum, aber dafür meine Hochachtung und vielleicht sogar ein paar Karten für meinen nächsten Kampf.
indem ihr gegen einen ausländischen Kampfsportler in seinem Land antretet. Wenn ihr gegen Georges St-Pierre in Montreal gebucht werdet oder gegen Michael Bisping in England, dann gebt ihr euch am besten gleich als Geisteskranker aus.
indem ihr euren Tiefschutz in die Menge werft, als handelte es sich dabei um ein begehrtes Souvenir. Tut ihr es trotzdem, und dem Publikum gefällt es, streicht diese Stadt von der Liste eurer »100 potenziellen Urlaubsziele«.
Gewalt ist keine Lösung
(aber eine nette Art, Leute kennenzulernen)
Eine Schlägerei auf der Straße – egal, ob es um Geld, Territorium oder ein Auto geht (ihr Autonarren) – ist etwas völlig anderes als ein professioneller Kampf im Ring oder im Käfig. Auf der Straße gibt es schlicht und einfach keine Regeln. Euer Gegner kann euch in die Eier treten, euch die Nase abbeißen, die Ohren abreißen oder euch mit seinem Unflat bewerfen wie ein wütender Brüllaffe. Wenn ihr dagegen wie ein Gentleman kämpft und nach dem Queensberry-Reglement boxt, könntet ihr am Ende die Klöten im Hals stecken haben. Deshalb hier mein Ratschlag für Straßenschlachten: Kopf einziehen, Hände vors Gesicht und dann so schnell wie möglich Faustschläge austeilen. Dabei nie zurückweichen – immer vorrücken! Wenn der Abstand dafür zu kurz wird, könnt ihr die Ellbogen einsetzen. Falls es dafür zu eng ist, macht mit Kopfstößen weiter. Blindwütige Aggression ist das beste Mittel, um eine Schlägerei zu gewinnen, das kann ich aus eigener Erfahrung sagen. …. Moment mal! Ich selbst habe haufenweise Schlägereien verloren!
Wichtig ist auch, nicht zu zögern. Wenn
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