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Grim - Das Erbe des Lichts

Grim - Das Erbe des Lichts

Titel: Grim - Das Erbe des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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plötzlich die Augen. Remis stieß einen Schrei aus, warf die Arme in die Luft und schleuderte seinen Teebecher quer durch den Raum. Erschrocken fuhr Mia aus dem Schlaf, und Grim hielt den Atem an, als Theryon für einen Augenblick wie tot an die Decke starrte. Dann sog der Feenkrieger die Luft ein, langsam und fließend. Erleichtert ließ Grim sich auf seinen Stuhl sinken, Remis landete kreidebleich auf seiner Schulter, und Mia fiel Theryon mit einem Laut der Erleichterung in die Arme. Er lachte leise und ließ seinen Blick zu Grim hinübergleiten.
    »Du hast uns einen gewaltigen Schreck eingejagt«, sagte Grim mit einem Lächeln.
    Remis schnaubte durch die Nase. »Allerdings! Mich anzustarren wie ein erleuchteter Lich, also wirklich!«
    »Verzeiht mir«, sagte Theryon, als Mia ihn losgelassen hatte, und setzte sich ein wenig auf. »Ich kann mir vorstellen, dass mein Zustand für euch beängstigend ausgesehen haben muss.«
    Grim verzog den Mund zu einem Grinsen. »Ja«, erwiderte er. »Für uns
gewöhnliche
Wesen war es alles andere als schön, dir beim Sterben zuzusehen.«
    Theryon erwiderte sein Lächeln, doch dann wurde er ernst. »Ihr braucht mir nichts von dem zu berichten, was geschehen ist. Ich habe mich bereits in Kenntnis gesetzt. Dennoch möchte ich euch danken. Ihr habt beide ein großes Opfer gebracht, um mein Leben zu retten.«
    Mia strich ihm über die Hand. »Ich habe Aradis gesehen«, sagte sie leise. »Ich habe mit ihr gesprochen. Euer Opfer ist nicht kleiner als unseres.«
    Theryon nickte langsam. Wie in Gedanken fuhr er sich mit der Hand an die Brust. »Aradis ist immer bei mir«, sagte er kaum hörbar. »Sie ist wie ein Licht in meiner Finsternis.«
    Grim senkte den Blick. Er erinnerte sich daran, wie Aradis ihn angeschaut hatte, mit diesem verzweifelten, sehnsuchtsvollen Ausdruck. Sie hatte Theryon gehen lassen, damit er seinen Weg beenden konnte, und dabei nicht an sich selbst gedacht. Eines Tages, das wusste Grim, würde auch Theryon nach Alvloryn gehen, und dann würde er ihr selbst von Angesicht zu Angesicht danken können für das, was sie für ihn getan hatte.
    Theryon umfasste Mias Hand und neigte sorgenvoll den Kopf. »Das, was Alvarhas dir über die Scherbe in deiner Brust gesagt hat, ist wahr«, sagte er. »Sie wird zu deinem Herzen wandern und dich töten, wenn diejenige nicht vernichtet wird, die sie geschaffen hat — die Schneekönigin.«
    »Und Jakob ...«, begann Mia, doch Theryon schüttelte den Kopf.
    »Auch was ihn betrifft, hat Alvarhas die Wahrheit gesagt.« Theryons Haut wurde eine Spur durchscheinender, als sie es ohnehin schon war. Für einen Moment sah er schwach aus, fast zerbrechlich. Dann wurde sein Blick hart. »Gleichzeitig seid ihr jedoch weniger angreifbar durch die Magie der Feen, da ihr durch die Scherbe, die ja aus nichts anderem besteht, von Feenmagie umgeben seid. Es ist kaum mehr als ein Hauch, selbst für mich nur schwer fühlbar — aber diese dünne Hülle wird dich ebenso wie Jakob schützen, wenn es zum Kampf kommen sollte. Rein theoretisch könntest du auch selbst Feenmagie wirken, indem du deine eigene Magie durch die Scherbe schickst und sie so in Feenmagie verwandelst — wie bei einem Prisma, das weißes Licht zu einem Regenbogen bricht. Damit würdest du deinen Zauber um ein Vielfaches stärken, denn eines ist sicher: Feenmagie übertrifft seit jeher die Macht gewöhnlicher Magie. Doch jedes Mal, wenn du die Kraft der Scherbe benutzt, beschleunigt sie ihren Weg zu deinem Herzen. Aber ...« Ein schwaches Lächeln zog über sein Gesicht. »Alles Böse kann auch zum Guten genutzt werden, nicht wahr?«
    Mia nickte, aber sie war so blass, dass ihre Augen wirkten wie zwei dunkle Tümpel.
    »Was sollen wir jetzt tun?«, fragte Grim und musste sich bemühen, seine Unruhe kleinzuhalten. »Die Königin der Feen wird tun, was sie sagt — und sie wird es schon sehr bald tun.«
    »Sie ist nicht die wahre Königin der Feen«, erwiderte Theryon wie in Gedanken. »Schon lange vor dem Zauber des Vergessens herrschte Rhendralor, der Vielfarbige, über mein Volk. Er war ein guter und gerechter König, dem niemals der Sinn nach Krieg und Zwietracht stand. Und als die Gefährdung seines Volkes durch die zunehmende Zerstörung des Ersten Lichts lebensbedrohlich wurde, verließ er die Menschenwelt und setzte eine Frist, in der sein Volk ihm in die Feenwelt folgen sollte. Die meisten hielten sich an sein Wort, doch einige wenige Rebellen weigerten sich, ihre Heimat ohne

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