Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grim - Das Erbe des Lichts

Grim - Das Erbe des Lichts

Titel: Grim - Das Erbe des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
Vom Netzwerk:
steckte in einer leuchtend roten Uniform, auf deren Revers in goldenen Lettern stand: OGP —
Spürnaseneinsatzleitung.
Hinter ihm schwebten sieben weitere Kobolde in ähnlicher Uniform in der Luft.
    »Grim ruft, Remis kommt«, sagte der Kobold mit einem Grinsen, das von einem Ohr zum anderen reichte, und salutierte. »Du brauchst die Unterstützung der Spürnasen?«
    Grim nickte düster. In knappen Worten schilderte er Remis die Lage.
    »Der Kerl hat seinen Geruch verschlüsselt«, meinte dieser mit wissendem Blick. »So könnt ihr Steinnasen ihn natürlich nicht mehr aufspüren, magische Hochbegabung hin, ewiges Leben her, nicht wahr?« Er hob in rascher Folge die rechte Augenbraue. »Aber für jedes Rätsel gibt es eine Lösung, und wo andere lange nachdenken müssen, holen wir Spürnasen einmal tief Luft und ...«
    »... und schon habt ihr jedes Geheimnis gelöst?« Grim konnte den Spott in seiner Stimme nicht unterdrücken. »Da bin ich aber mal gespannt!«
    Remis warf ihm einen wütenden Blick zu. »Nicht jeder hat eine Haut aus Stein und einen Faustschlag wie ein Dampfhammer«, murmelte er. »Manche Wesen verfügen über subtilere Mittel, um das Böse aus der Dunkelheit zu treiben. Du wirst schon sehen!« Damit reckte er die Nase, sog zitternd die Luft ein — und wiederholte diese Geste mit zunehmender Hektik, bis er schließlich den Kopf schüttelte. »Der Kerl muss sich unsichtbar gemacht haben«, flüsterte er mit kreisrunden Augen. »So etwas ist mir noch nie untergekommen! Sein Körpergeruch, noch nicht einmal seine Magie ist auch nur zu erahnen! Ich muss wissen, wonach ich zu suchen habe, um ihn zu finden — ich muss wissen, wie er riecht. Aber er war ja nicht allein, als er floh ...« Remis rieb sich die Hände und lächelte verschmitzt. »Die Magie, die dich fast erstickt hätte, diente nicht dazu, den Duft des Mörders zu übertünchen. Er ist auf keiner Ebene der olfaktorischen Wahrnehmung zu finden, ich weiß nicht, wie das möglich ist. Aber diese Magie hätte eine solche Unsichtbarkeit nie in dieser Vollkommenheit hinbekommen. Nein, sie sollte nur den Geruch des Opfers verdecken. Aber wenn ich eines in meinem Leben gelernt habe, dann dies: Menschen stinken. Und wir Kobolde kennen ihren Geruch gut genug, um ihn überall herausfiltern zu können.« Er nickte Grim entschlossen zu und wandte sich dann an sein Team.
    »Ans Werk, ans Werk, Spürnasen von Paris!«, rief er und flog ihnen voran. »Es gilt, einen Mörder zu finden, habt ihr verstanden?«
    Grim sah zu, wie die Kobolde sich in rasender Geschwindigkeit über die Fährte hermachten. Zuerst hörte er sie einige Male laut niesen, doch dann hatten sie die Spur des Menschen ausgemacht und flogen voraus. Wortlos bedeutete Grim den Schattenflüglern, ihm zu folgen, und stürzte sich in die Nacht. Er ließ die Spürnasen nicht aus den Augen, bis sie das Industriegebiet im Norden der Stadt erreichten.
    Auf einem heruntergekommenen Parkplatz landeten sie. Vor ihnen lag eine Lagerhalle mit zerbrochenen Fenstern und einem halb aus den Angeln gefallenen Tor. Geisterhaft erhob sie sich in die Nacht, Schnee bedeckte ihr Dach wie ein Leichentuch. Remis bedeutete seinen Spürnasen, in einiger Entfernung zu warten, und schwirrte auf Grims Schulter.
    »Dort endet die Spur«, raunte er, und Grim hörte deutlich die Anspannung in seiner Stimme.
    Er warf den anderen Schattenflüglern einen Blick zu und nickte. Lautlos schlichen sie sich näher heran und schlüpften durch das halb geöffnete Tor ins Innere der Halle. Für einen Moment sah Grim nichts als Dunkelheit. Es war, als hätte ihm jemand ein schwarzes Tuch über die Augen geworfen. Ein leises, metallenes Geräusch durchdrang die Stille wie das Knarzen einer verrosteten Kinderschaukel. Dann roch er es. Fleisch. Blut. Fäulnis. Vorsichtig trat er einen Schritt vor — und prallte gegen etwas Weiches. Er fühlte nackte Haut an seinen Klauen und Blut — das Blut eines Menschen. Leise murmelte er einen Zauber, entfachte ein Feuer in seiner Hand und schickte es wie auf einer Zündschnur bis ans andere Ende der Halle. Knisternd bahnten sich die Flammen ihren Weg und beleuchteten ein Bild des Grauens.
    In einiger Entfernung lag der Körper des Mannes, den der Mörder mit sich genommen hatte. Die Gliedmaßen waren unnatürlich verdreht, als wäre er aus großer Höhe fallen gelassen worden, doch Grim bemerkte es kaum. Sein Blick hing an den dunklen Gestalten, die an langen Seilen in stählernen Schäkeln von der

Weitere Kostenlose Bücher