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Grim - Das Erbe des Lichts

Grim - Das Erbe des Lichts

Titel: Grim - Das Erbe des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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aller Dunkelheit.«
    Und sie vernahm die Worte, die Aldrir sprach, als er starb. »Für die Freiheit der Welt«, sagte er, und Mia hörte, dass seine Stimme zitterte. »Denn dafür kämpfe ich: nicht für Mensch oder Zwerg oder Andergeschöpf, nicht für Gut oder Böse, nicht für Tag oder Nacht — nein, nur für eines: Mein Weg ... ist das Licht.«
    Es waren die letzten Worte des Kriegers des Lichts, die der Wind über die Dächer der Stadt davontrug.

Kapitel 29

    rim fröstelte unter den eisigen Fingern des Windes, der über die Hügel fegte und wie ein ungezogenes Kind an seinem Mantel riss. Mia hockte neben ihm am schneebedeckten Boden, auch Theryon und Carven hatten sich neben Asmael auf der kalten Erde niedergelassen. Nur Remis flog ruhelos durch die Luft, die Arme um den Körper gezogen. Die jungen Eichen ließen den Wind wie ein Klagelied durch ihre Blätter wehen, und die Blumen der Wünsche schienen in dunklerem Licht zu glimmen, als würden auch sie wissen, was Aldrirs Tod bedeutete. Grim holte tief Atem. Aldrir hatte sie gerettet — doch mit ihm hatten sie gleichzeitig die einzige Möglichkeit verloren, das magische Feuer Carvens neu zu entfachen. Ohne dieses Feuer war der kleine Krieger des Lichts hilflos wie ein Welpe. Niemals würde er das Schwert Kirgans finden, und die Schneekönigin könnte ihn mit einem einzigen Blick zermalmen, sobald sie ihn in die Finger bekam. Und das würde sie — es war nur eine Frage der Zeit.
    Grim fuhr sich über die Augen. Es musste eine Lösung geben, irgendetwas, an das er bisher nicht gedacht hatte, aber sein Kopf war wie leer gefegt. Immer wieder sah er den goldenen Phönix, hörte Aldrirs letzten Atemzug und sah Hortensius mit dem toten Körper seines Freundes in der magischen Gruft der Kathedrale verschwinden. Nach Ewigkeiten war der Zwerg mit einer steinernen Urne wieder aufgetaucht, und nun stand er allein auf dem höchsten Hügel Taras und vollführte ein uraltes Ritual des Ordens für seinen Freund. Zum wiederholten Mal schaute Grim zu ihm hinüber und sah, wie er die Asche Aldrirs auf den Hügeln seiner letzten Schlacht zu Lebzeiten verteilte. Mia kam auf die Beine, als sie die Anspannung bemerkte, die durch Grims Körper ging, und die anderen folgten ihrem Beispiel. Remis ließ sich auf ihrer Schulter nieder, und sie beobachteten, wie Hortensius die Arme ein wenig hob und tief Luft holte. Es sah aus, als würde er einen ehernen Ring um seinen Brustkorb sprengen, und Grim spürte die Helligkeit, die mit diesem Atemzug auch in ihn selbst zurückkehrte.
    Hortensius schaute suchend über die Hügel, erfasste die Gruppe mit seinem Blick und setzte sich in Bewegung. Kraft lag in seinen Schritten, eine unnachgiebige Entschlossenheit, die Grim lächeln ließ. In Momenten wie diesen war ihm der Zwerg richtig sympathisch — er war ein Ritter, ein Kämpfer, der niemals aufgab und noch aus seinem Leid die größte Stärke gewinnen konnte. Doch kaum dass Hortensius bei ihnen ankam und dieses streitbare Funkeln in den Augen hatte, war der Moment vorüber.
    »Was macht ihr alle für Gesichter?«, fragte der Zwerg unwirsch und stemmte die Fäuste in die Hüfte. »Ihr seht aus, als wäre euch der Himmel auf den Kopf gefallen mit all seinen Engeln und Wolken und was sich da oben sonst noch so herumtreibt!«
    Mia lachte, aber Grim zog die Brauen zusammen und verschränkte die Arme vor der Brust. »Mir war nicht klar, dass unsere Lage momentan Anlass zur Freude bietet«, grollte er. »Aldrir ist tot und mit ihm ...«
    Hortensius nickte vehement. »... mit ihm ist ein großer Krieger gefallen, so ist es«, vollendete er Grims Satz.
    »Ja«, sagte Mia leise. »Und die einzige Möglichkeit, Carvens Feuer zu entfachen. Nur mit ihm könnte er seine Magie nutzen und das Schwert Kirgans finden, und jetzt ...«
    »Jetzt wird er genau das tun.« Hortensius sah so entschlossen von einem zum anderen, dass in einem Augenblick totaler Fassungslosigkeit keiner widersprach.
    »Ach ja?«, sagte Grim dann, denn er spürte, wie ihm langsam die Hutschnur platzte. »Und wie soll er das anstellen? Kann Aldrir von den Toten zurückkehren oder wie?«
    Der Zwerg verdrehte die Augen, als hätte er in seinem ganzen Leben noch nie eine so beschränkte Frage gehört. »Nein«, sagte er sanft wie zu einem besonders einfältigen Tier. »Aldrir kann uns nicht mehr helfen. Aber es gibt noch einen anderen Weg, Carvens Feuer wieder zu entfachen. Hierfür brauchen wir nichts weiter als den Ursprung aller

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