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Grim - Das Erbe des Lichts

Grim - Das Erbe des Lichts

Titel: Grim - Das Erbe des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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geflüstert.
Denn dort wartet Dramdya, die Tausendschöne, die Tausendgesichtige — und sie wird dich töten mit tausend kalten Küssen.
    Grim bewegte die Klauen, aber sofort zuckte ein stechender Schmerz durch seinen Rücken und ließ ihn stöhnen. Erschrocken fuhr die Elfe zusammen und stieß gleich darauf erleichtert die Luft aus, als sie feststellte, dass ihre Herrin noch nicht zurückgekehrt war. Sie schenkte Grim ein Lächeln und flog dann — halb zu Boden gezogen von der Schwere ihrer Fessel — zu einem mit Bechern und Tassen beladenen Regal. Eilig goss sie etwas Wasser in ein Gefäß und setzte es Grim an die Lippen.
    »Trink«, flüsterte sie mit leiser Stimme. Unwillkürlich musste Grim an das Geräusch von sanftem Regen auf Waldboden denken. Höflich ließ er die paar Tropfen, die sich in dem Becher befanden, seine Kehle hinabrinnen. Carven neben ihm schüttelte abwehrend den Kopf, als die Elfe auch ihm etwas zu trinken anbot. Grim wollte etwas sagen, doch es drang nur ein heiseres Krächzen aus seiner Kehle. Er hustete. Der verfluchte Betäubungszauber hatte es in sich gehabt, so viel stand fest.
    »Keine Sorge«, sagte die Elfe freundlich. »Dramdya ist fortgegangen und noch nicht zurück.«
    In diesem Moment stach Grim etwas in die Magengegend und wühlte sich in einem Wahnsinnstempo durch seinen Mantel. Nach Luft japsend steckte Remis seinen Kopf ins Freie, keuchte angestrengt — und erstarrte, als er die Elfe sah, die neugierig auf ihn hinabschaute, um dann mit einem Ausdruck plötzlicher Erkenntnis die Hand vor den Mund zu schlagen. Remis riss die Augen auf, schoss hoch in die Luft, als hätte ihn eine bösartige Hummel gebissen, und hielt dicht vor der Elfe inne. Seine Augen wurden kreisrund, ein heiseres Krächzen drang aus seiner Kehle, als er fassungslos die Arme hob und sie wieder sinken ließ. Die Elfe betrachtete ihn nicht weniger entgeistert, es war, als hätten sie in dem anderen eine Gestalt aus einem Märchen erkannt, die nun leibhaftig vor ihnen aufgetaucht war. Fahrig kratzte Remis sich am Kopf, er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch umgehend zerbrach ein kicksender Schluckauf die Worte auf seiner Zunge. Die Elfe nahm die Hand von ihrem Mund und führte sie langsam und mit unverhohlenem Staunen zu Remis' Schulter. Blitzschnell tippte sie dagegen und wich ein ganzes Stück weit zurück, als hätte sie sich verbrannt, während Remis seinerseits erschrocken unter der Berührung zusammenfuhr. Langsam näherte sich die Elfe wieder und blieb dicht vor dem Kobold in der Luft stehen.
    »Remis?«, fragte sie ungläubig. »Bist du es wirklich?«
    Remis hielt für einen Augenblick die Luft an, um dem vermaledeiten Schluckauf den Garaus zu machen, und während sein Gesicht eine rötliche Färbung annahm, glitt ein verlegenes Lächeln über seine Lippen.
    »Rosalie«, erwiderte er dann, noch immer mit dem staunenden, weltentrückten Ausdruck auf dem Gesicht. »Es ist lange her.«
    Die Elfe lachte leise. »In der Tat. Als du mit deiner Familie diesen Wald verlassen hast, passte ich beinahe noch in einen Fingerhut, so jung war ich. Inzwischen hat sich das geändert, wie du siehst.«
    Remis nickte und wurde noch ein wenig röter. »Früher waren wir unzertrennlich«, sagte er gedankenverloren.
    Rosalie lächelte schelmisch. »Auch wenn du das vor deinen Koboldfreunden nicht zugeben konntest. Aber unsere Familien waren immerhin eng befreundet, und wir ...« Sie hielt inne und wurde ernst, während sie Remis von unten herauf ansah.
    »Du hast geweint, als wir den Wald verließen«, sagte der Kobold leise. »Daran erinnere ich mich. Ebenso wie an die Tänze der Trolle im Wilderbach, die wir heimlich beobachteten, oder unsere Expeditionen ins Reich unter den Höhlen. Und dann unser Kampf gegen den Schwarzfaun und den Glücksbringer, den ich dir zum Abschied schenkte ...« Remis schaute auf die Erdnuss um Rosalies Hals. »Du hast ihn immer noch.«
    »Ein Stückchen Gold aus den Händen eines Kobolds«, erwiderte Rosalie mit einem Lächeln. »Wer würde so etwas verlieren?«
    Da stieß Grim die Luft aus. Sie hatten wirklich andere Sorgen als seltsame Verzückungen in Kobold- und Elfenherzen. Remis und Rosalie fuhren zusammen, offensichtlich hatten sie völlig vergessen, dass sie nicht allein waren. Gleich darauf verzog Remis ärgerlich das Gesicht, als hätte er Grims Gedanken gelesen, doch Rosalie seufzte unmerklich. Traurig schaute sie Remis an. »Ich weiß noch, was du sagtest, als du den Wald

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