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Grim - Das Erbe des Lichts

Grim - Das Erbe des Lichts

Titel: Grim - Das Erbe des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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Atem über seinen Mund und erstickte jedes Geräusch.
    Grim spürte, wie ihr Feuer in ihn eindrang, er wusste, dass er bald schon anfangen würde, sich zu verändern — bis er der war, den sie wollte. Wütend stemmte er sich gegen die Flammen, und es gelang ihm, einige von ihnen mit seinem Zorn zu ersticken — doch die anderen brannten sich ihren Weg durch sein Fleisch. Schon fühlte er sie in seinen Gedanken, merkte, wie Worte und Bilder erst grau wurden und dann verblassten. Er sah Erinnerungen aus seinem Inneren auftauchen wie kostbare Blumen, die Flammen warteten nur auf sie. Mia erschien in einem Bild, sie saß auf dem Rand des Bettes, ihre bloßen Schultern waren wie Samt im Schein des Feuers. Grim erinnerte sich an diesen Moment, noch einmal nahm er den Duft von Mias Haut wahr und den Klang ihrer Stimme in jener Nacht. Dann begannen die Flammen sich durch das Bild zu brennen, Mia wandte den Blick — sie sah Grim an, und in diesem Moment raste seine Stimme durch sein Inneres wie ein Orkan aus Donner und Finsternis. Brüllend schlug sie sich ihren Weg, zerfetzte den Schleier vor seinem Mund und mündete in einem Schrei, der Dramdya rücklings zu Boden warf. Grim atmete schwer. Mias Blick stand ihm vor Augen, dieser wachsame, durchdringende Blick, mit dem sie ihn schon damals angesehen hatte, als sie sich zum ersten Mal begegnet waren. Niemand würde ihm ihr Bild nehmen, wenn er es nicht gestattete.
    Dramdya kam auf die Beine, Zorn stand in ihrem Blick. Grim rechnete damit, dass sie ihn schlagen würde — und sie tat es mit solcher Wucht, dass sein Kopf zur Seite flog. Blut schoss ihm in die Wange, doch als sein Blick zu Remis' Versteck glitt, sah er etwas, das ihm unwillkürlich den Atem raubte.
    Der Kobold flog durchs Zimmer, lautlos und mit einem Ausdruck in den Augen, der Grim unwillkürlich an einen der alten Koboldkrieger denken ließ, die einst in zahlreichen Gebieten der Wälder die Trolle unter ihre Herrschaft gezwungen hatten. Remis fixierte den Fresser, jenen Zauber, der noch immer auf dem Tisch vor sich hin dampfte. Rosalie kehrte zu den Zwiebeln zurück, doch sie schaute angespannt auf Remis.
    Dramdya schien auch etwas bemerkt zu haben, denn sie zog unwillig die Brauen zusammen und wandte den Kopf halb zurück, um sich im Zimmer umzuschauen.
    »Du bist es gewohnt, dir mit Gewalt zu nehmen, was du willst«, grollte Grim und umfasste sie mit seinem Blick, bis sie ihn ansah. »Aber ist es wirklich das, was du begehrst?«
    Er sah das Funkeln in ihren Augen und bemerkte gleichzeitig, dass Remis den Zauber beinahe erreicht hatte. Lautlos umgab der Kobold sich mit einem Schutzwall, um den Fresser schadlos berühren zu können.
    Dramdya runzelte die Stirn. »Wie meinst du das?«, fragte sie leise.
    Grim sah aus dem Augenwinkel, wie Remis die Hände an den Topf legte und ihn mit einiger Anstrengung hochhob, aber er ließ Dramdya nicht aus den Augen. »Noch nie habe ich die Macht einer Hexe gespürt«, raunte er mit einem Lächeln. »Du könntest mehr sein als das hier. Und warst du das nicht — früher? Damals musstest du niemanden zwingen, dir zu Willen zu sein. Menschen wie Anderwesen sind für dich in den Tod gegangen, für ein Lächeln, ein Wort, einen Kuss. War es nicht so?«
    Grim spürte, wie sein Mund trocken wurde, als er sah, dass sich Dramdyas Augen weiteten. Niemals hätte er gedacht, dass die alten Legenden über ihre Grausamkeiten wahr sein könnten — und dass das Wissen, das er darüber besaß, ihm einmal von Nutzen sein würde. Remis erhob sich in die Luft, er keuchte leise unter der Last des Zaubers. Ein Zucken ging über Dramdyas Gesicht, aber sie wandte sich nicht von Grim ab.
    »Hexe der Nacht«, sagte er leise. »Was ist aus dir geworden?«
    Da neigte Dramdya den Kopf. Sie stand da wie ein Mädchen, ein zartes, wunderschönes Geschöpf mit pechschwarzem Haar und sehnsuchtsvollen, einsamen Augen. Sie öffnete den Mund, und für einen Augenblick wollte Grim hören, was sie erwidern würde, wollte sie lachen und tanzen sehen in ihrer ganzen Schönheit und Finsternis. Doch ehe auch nur ein Laut über ihre Lippen gekommen wäre, stieß Remis einen Schrei aus und schleuderte den Fresser gegen Dramdyas Rücken. Mit unmenschlichem Kreischen riss die Hexe die Arme zurück, Grim hörte, wie der Zauber sich in ihren Körper fraß. Ein goldenes Licht sauste an die Decke, und gleich darauf schlugen die Pfannen auf Dramdyas Körper, dicht gefolgt von dem riesigen Kessel. Grim fühlte, wie die

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