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Grim - Das Erbe des Lichts

Grim - Das Erbe des Lichts

Titel: Grim - Das Erbe des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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Geburt beiwohnte, und umso mehr freut es mich, dass du bis zum heutigen Tag Schweigen über die Freundschaft zwischen deiner Familie und mir bewahrt hast, wie ich es einst von dir verlangte — und wie jedes Andergeschöpf es mir geloben muss, das diesen Wald jemals verlässt.«
    Grim warf Remis einen erstaunten Blick zu. Mitunter vergaß er, dass auch der Kobold einige Hundert Jahre alt war — und vor ihrer ersten Begegnung genügend Zeit gehabt hatte, jede Menge Geheimnisse anzuhäufen.
    Remis ignorierte seinen Blick gekonnt und neigte ehrerbietig den Kopf. »Manche Rätsel müssen gelöst werden«, sagte er mit einem feierlichen Unterton in der Stimme, der klang, als rezitierte er eine magische Losung. »Andere Geheimnisse rufen nach Entdeckung. Doch es gibt Mysterien, die nur in Schweigen und Dämmerung atmen können — in der stillen Verwunschenheit des ersten Morgenlichts, fern jeder Neugier und Entzauberung.«
    Grim wusste, dass er Remis anstarrte, aber er konnte nicht anders. Er kannte den Kobold nun tatsächlich schon eine ganze Weile — aber noch niemals zuvor hatte Remis so gesprochen wie in diesem Moment: mit einer Stimme wie unsichtbare Magie.
    Larvyn neigte leicht den Kopf vor Remis. »Ohne jeden Zweifel bist du willkommen in meinem Reich«, sagte er sanft. »Ebenso wie du, Zwergenkrieger und Blutsbruder.«
    Unvermittelt wandte der König sich Grim zu und dieses Mal hatte sein Blick jede Sanftmut verloren. Langsam trat Larvyn näher. Instinktiv wollte Grim zurückweichen, doch seine Beine gehorchten ihm nicht, es war, als hätte sich ein Zauber über ihn gelegt. Atemlos sah er zu, wie der König vor ihm stehen blieb, riesig und schillernd, und langsam den Kopf neigte. Jetzt waren seine Augen Grim ganz nah, zwei glänzende Perlen aus Eis. Er spürte, dass Larvyn ihn ansah, dass er mit diesen Augen in sein Innerstes schauen konnte, und da, wie ein Flackern in unendlicher Ferne, ging ein Riss durch Larvyns Blick und das Blau seiner Augen füllte sich mit Wärme. Eine Welle aus Licht umschloss Grim wie eine Umarmung.
    »Steinblut und Menschenkind«, sagte Larvyn sanft. »Auch du sollst willkommen sein in meinem Reich.«
    Wortlos neigte Grim den Kopf und fühlte, wie die Lähmung von ihm abfiel.
    »Ihr habt Dramdya bezwungen«, fuhr der König fort und ließ seinen Blick auch über Remis und Hortensius schweifen. »Lange litt mein Volk unter ihrer Gegenwart, viel Leid ist über uns gekommen durch ihre Taten. Ihr habt uns von ihr befreit. Der Bann des Elfenfeuers wurde gebrochen, dieser Ort ist nicht länger ein Ort der Gefahr und des Siechtums. Nun soll er erblühen und neu entstehen als Teil meines Reiches. Der Dank meines Volkes soll euch gewiss sein.«
    Grim wechselte mit Hortensius einen Blick, der unruhig in die Dunkelheit des Waldes schaute. »Dramdya war nicht die einzige Gefahr in Euren Wäldern, Eure Majestät«, sagte er. »Schattenalben standen mit ihr im Bund, sie haben ein Kind entführt, das mit uns reiste, und ...«
    Der König nickte kaum merklich. »Carven«, flüsterte er, als würde der Name ihm gerade vom Wind zugetragen werden. »Ein Junge mit schwarzem Haar und Augen wie ein Stück vom Himmel.«
    Hortensius trat einen Schritt vor. Grim spürte die Unruhe im Zwergenkörper wie einen Funken beim Tanz auf einem Fass Sprengstoff. »Wo ist er?«, fragte Hortensius eindringlich.
    Larvyn musterte den Zwerg schweigend, und Grim fiel es schwer, die Gelassenheit im Blick des Elfenkönigs zu ertragen. »Sie haben den Wald nicht verlassen«, erwiderte Larvyn dann. »Ich habe sie daran gehindert.«
    Er wies zu den Wipfeln der Bäume hinauf. Grim folgte seinem Fingerzeig und erkannte erst jetzt das dünne, spinnwebartige Netz, das in schwarzen Schnüren über dem Wald lag und den leisen Hauch von mächtiger Magie verströmte.
    »Schattenalben sind Wesen der Finsternis«, sagte der Elfenkönig, und zum ersten Mal konnte Grim erahnen, wie seine Stimme im Zorn klang. »Sie hatten die Wahl, und sie haben sich für den falschen Weg entschieden. Sie sind gestürzt — in Dunkelheit und Schatten, und sie weiden sich am Tod und am Leid derer, die nicht so sind wie sie. Ich dulde keine Schattenalben in meinem Wald. Keiner von ihnen betritt ungestraft mein Reich. Sie ...«
    Ein gellender Schrei zerriss die Luft und ließ Larvyn innehalten. »Carven«, flüsterte Hortensius.
    Der König der Elfen hob den Kopf, zitternd sog er die Luft ein. Ein schwarzes Glimmen war in seine Augen getreten — das Feuer eines

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