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Grim - Das Erbe des Lichts

Grim - Das Erbe des Lichts

Titel: Grim - Das Erbe des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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Menschenwelt erfahren hatte, seit die Feenmagie gekommen war. Sie dachte an die Lichter des Himmels, die dort oben ihre Tänze vollführten, dachte an die Blumen der Wünsche und an das Gefühl von Ruhe und nach Hause kommen, das sich beim Anblick der verzauberten Welt immer wieder in ihre Brust setzte. Die Magie der Feen hatte Wunder und Zauberei in die Welt zurückgebracht und sie reicher gemacht, das konnte niemand bezweifeln, und Mia spürte deutlich den fast hörbaren Klang der Sehnsucht, der in dieser Magie mitschwang.
Es ist wahr,
ging Theryons Stimme ihr durch den Kopf,
was in den Märchen der Menschen über mein Volk berichtet wird: In früheren Zeiten erfüllten wir oft die Wünsche der Menschen. Vielleicht liegt dies daran, dass die wahren Wünsche wie aus einem Spiel heraus entstehen — dem freien Spiel des Ersten Lichts, das dem eines Kindes gleicht und zu dem wir Feen niemals fähig waren. Und doch durchdringt uns die Sehnsucht nach diesem Spiel bis in die letzte Faser unseres Ichs. Vielleicht wird die Feenmagie auch aus diesem Grund die Magie der Wünsche genannt — weil mein Volk sie früher, da Feen und Menschen einander noch in Freundschaft begegneten, insbesondere zur Erfüllung der Wünsche der Sterblichen genutzt hat.
    Mia dachte an Rhendralor und das Volk der Freien Feen und stellte sich für einen Augenblick vor, dass sie zurückkehren würden in die Welt der Menschen — in Frieden. Doch die Feen schienen kein Interesse daran zu haben, mit den Menschen zusammenzuleben — nicht mit
diesen
Menschen zumindest, und da waren sie nicht allein. Mia erinnerte sich an die Abwehr der Anderwesen im Senat Ghrogonias, und sie fröstelte in der Kälte der Nacht. Doch dann lächelte sie. Wie oft hatte sie im vergangenen Jahr Gedanken dieser Art gehabt. Aber nun hatte sich die Situation geändert. Nun war sie nicht mehr allein. Jakob hob den Kopf, als hätte er ihre Gedanken gehört und als wollte er etwas sagen — oder ihr widersprechen. Er hatte gerade den Mund geöffnet, um etwas zu erwidern, als laute Musik zu ihnen herüberdrang, und es waren nicht die Klänge Temple Bars.
    Theryon trat ans Geländer der Brücke, noch immer schaute er regungslos in eine Richtung — doch nun sah Mia sie auch: Tausende tanzende Gestalten, Monster, Riesen, Giganten und Geister, Hexen, Kobolde und funkensprühende Tänzer, selbst Drachen, die sich in einem bunten Zug über die Fleet Street auf sie zubewegten. Für einen Moment meinte Mia, dass die Anderwelt Irlands ihre Furcht vor den Menschen vergessen hatte und mit einem gewaltigen Triumphzug an die Oberwelt gekommen war. Sie gab sich diesem Gedanken hin, spürte, wie sie von ihm emporgehoben wurde, und lachte wie ein Kind. Dann sah sie ein bekanntes Gesicht im Gewühl auftauchen, ein Gesicht mit lachenden, außergewöhnlich blauen Augen. Wirres graues Haar stand seinem Besitzer in allen Richtungen vom Kopf ab. Ein goldener Ring blitzte an seinem rechten Ohr auf. Tomkin war es, Tomkin der Barde in seinem einfachen schwarzen Anzug, und er spielte ein wildes Lied auf seiner Geige, das die Gestalten um ihn herum zum Tanzen brachte. Mia erkannte, dass es Menschen waren, verkleidete Menschen, die auf bunt geschmückten Fahrzeugen standen und auf der Straße tanzten. Plötzlich hörte sie Türenschlagen von überall her, weitere Menschen strömten herbei und begleiteten den Festzug, der immer näher kam, und bald stand sie mit Theryon und Jakob inmitten von feiernden Waldschraten, Gnomen und Wildweibern.
    »Samhain«, raunte Theryon neben ihr und lächelte. »Die Menschen feiern das Ende des Sommers mit diesem Schwellenfest, an dem die Zeit stillsteht und die Tore zur Anderwelt leichter geöffnet werden können — und zu anderen Welten, die an die Welt der Menschen grenzen.«
    Mia griff nach Jakobs Hand, der wie verzaubert inmitten der tanzenden Menschen stand. Er sah sie an, als wären sie wirklich Geschöpfe der Anderwelt, und tatsächlich erkannte Mia einen Gnom, der offensichtlich die Gunst der Stunde nutzte, um sich frei unter den Menschen zu bewegen. Ihr Blick glitt über die Menge, sie sah zwei Werwölfe in ihrer tierischen Gestalt, die lässig über die Brücke schritten, und mehrere Trolle, die in der Parade selbst mitliefen und mit lauten Stimmen einige Takte zu Tomkins Melodie mitsummten. Sogar Molly Malone, die sonst als bronzene Statue in der Grafton Street stand, schob nun ihren Karren durch die Menge und rief ihre Fischwaren aus. Die Menschen lachten, sie

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