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Grim - Das Erbe des Lichts

Grim - Das Erbe des Lichts

Titel: Grim - Das Erbe des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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als der letzte Tropfen die Kehle des Jungen hinabrann. Gerade streckte der Feenkrieger die Hand nach dem Schwert aus. Doch in dem Moment, da seine Finger es berührten, sog Auryl mit einem langen, zischenden Atemzug die Luft ein, öffnete die Augen und schaute ihn direkt an.
    Theryon stand da wie erstarrt, Grim sah die Empfindungen, die über sein sonst so regloses Gesicht flackerten wie Blitze bei einem Gewitter. Sein Bruder sah ihn ungläubig an, dann flog ein zärtliches Lächeln über seine Lippen und leise flüsterte er: »Theryon.«
    Sofort fuhr die Schneekönigin herum. Ihr Gesicht verwandelte sich binnen weniger Augenblicke in eine Fratze aus Hass, und sie duckte sich wie eine Harpyie kurz vor dem Sturz auf ihr Opfer. Theryon griff nach dem Schwert, doch die Königin schleuderte einen mächtigen Blitz nach seiner Hand. Klirrend flog das Schwert durch die Luft und landete weit von Grim entfernt zwischen den Säulen. Theryon riss einen Schutzschild vor sich, doch die Königin zerschlug ihn mühelos mit einer glühenden Peitsche, die sich mit dem Geräusch brechender Knochen um Theryons Hals schlang.
    »Wie kannst du es wagen«, zischte die Königin, als sie Theryon zu sich heranzog, ihn quer durch den Raum schleifte und mit wenigen Handbewegungen an eine der Säulen fesselte. »Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich nicht glauben, dass du mein Sohn bist.«
    Grim spürte den Bannzauber, der sich mit tödlicher Kälte auf Theryons Stirn legte, und er roch den Gestank von verbranntem Fleisch, als die Fesseln sich durch die Kleider des Feenkriegers brannten. Dieser Zauber würde Theryon innerhalb kurzer Zeit töten, das wusste Grim. Schon rann Blut aus Theryons Nase, es fiel ihm sichtlich schwer, den Kopf aufrecht zu halten, und doch starrte er die Königin unverwandt an. »So geht es mir auch — Mutter«, flüsterte er und verzog den Mund zu einem so grausamen Lächeln, dass Grim sein Gesicht für einen Moment nicht wiedererkannte.
    »Ich habe dich geschaffen«, zischte die Königin boshaft. »Und jetzt werde ich dich vernichten, wie ich es längst hätte tun sollen!«
    »Nicht, wenn wir es verhindern können!«, brüllte Grim und stürmte vor. Mit gezieltem Schlag landete sein Donnerzauber zu ihren Füßen und trieb sie von Theryon fort, der halb bewusstlos in den Schnüren ihres Zaubers hing. Mit weit ausholenden Schritten trat Grim auf sie zu. Er sah die Flammenwinde, die sie in ihren Fäusten sammelte, um ihn mit einem Schlag zu vernichten. Doch Carven reagierte sofort. Rasend schnell sprang er über das Podest Auryls, der schwer atmend die Augen aufriss, und bezog hinter der Königin Position, die erschrocken zurückfuhr. Carven feuerte einen tosenden Hitzesturm in ihre Richtung und trieb sie auf Grim zu, der sie mit einem Tarnschlag gegen die nächste Säule schleuderte.
    Mit einem Schrei stieß sie sich von der Säule ab und raste quer durch die Luft auf Grim zu. Er fühlte die Macht Morrígans, die wie ein Fieber aus der Königin herausbrach und unter ihren Worten zu gewaltigen Zaubern geformt wurde. Wirbelnde Schatten glitten in ihren Händen wie Morgensterne durch die Luft, sie schlugen in den Boden ein und rissen tiefe Krater in den Marmor, als wäre er weiche Butter. Grim duckte sich unter den Schatten, setzte mit einem Salto über das Podest und packte Carven, um ihn mit mächtigem Schwung über die Königin hinweg auf die andere Seite zu befördern. Auf allen vieren kam der Junge auf, die Königin fuhr herum. Schon sausten die schweren Schatten durch die Luft und zerschlugen zwei Säulen, die krachend in den Raum fielen. Carven warf Grim einen Blick zu, entschlossen nickte er.
    »Mh'alvor Ung'hyn!«, brüllte Grim und hörte Carvens Stimme als hellen Schrei um seine eigenen Worte wirbeln, als er die Abschlussformel rief: »Lho'no!«
    Im selben Moment stießen sie die Fäuste vor und entließen ihren Zauber in gewaltigen Strömen aus Gold und Farben. Donnernd schlug er von beiden Seiten auf die Königin ein, zerriss ihre Schatten und schmetterte sie mit einer Wucht zu Boden, dass tiefe Risse den Raum durchzogen. Die Königin schrie, als sich die Farben um ihren Leib wanden, als das Gold sich in ihr Fleisch fraß und ihr mit brennenden Lanzen in die Lunge fuhr, um ihr das Leben aus dem Körper zu reißen. Wie erstarrt standen Grim und Carven da, die Schreie der Königin umtosten sie wie fliegende Scherben, und als sie die Hände nach Carven ausstreckte, konnte Grim die Knochen ihrer Finger

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