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Grim - Das Erbe des Lichts

Grim - Das Erbe des Lichts

Titel: Grim - Das Erbe des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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gleichzeitig las er in diesem Augenblick von den Abenteuern, die von diesem Tag an auf Carven warteten, von den Gefahren, denen er sich stellen musste, den äußeren und inneren Kämpfen, die ihn vielleicht eines Tages in die Finsternis stürzen würden. Und noch eines fand Grim in seinem Blick, etwas, das sie beide betraf und das sie ohne ein Wort in diesem Augenblick besiegelten: Sie hatten miteinander gekämpft, mehr noch: Sie waren dem anderen in die Seele gefahren. Ein solcher Schritt ließ sich nicht mehr umkehren. Wenn einer von ihnen unterging, würde der andere ihm folgen. Das war unausweichlich.
    Die Königin hustete, als Carven mit fester Stimme den Zauber Bromdurs sprach. Blitze stoben donnernd über die Klinge, schwarze und weiße Lichter flackerten um Carvens Körper, doch er stand regungslos wie ein Abbild der Helden vergangener Zeit.
    Da sprang die Königin vor, nicht mehr würdevoll und anmutig, sondern geduckt und schattenhaft wie ein niederer Dämon. Mühelos wehrte Carven ihren Flammenzauber ab, der sich in mehreren Wirbeln auf ihn werfen wollte, und schleuderte jede einzelne Flamme zu ihr zurück. Die letzte traf sie an der Schulter, mit einem Schrei landete sie rücklings am Boden. Langsam trat Carven auf sie zu, die Klinge des Schwertes auf ihre Kehle gerichtet.
    »Das darfst du nicht tun«, flüsterte die Schneekönigin und kroch vor ihm zurück. »Gib mir das Schwert zurück, ich ...« Sie unterbrach sich und deutete mit zitternder Hand auf ihren Sohn, der sich langsam und geschwächt auf dem Podest aufrichtete. »Siehst du mein Kind, meinen Sohn? Sein Name ist Auryl. Er ist dir gar nicht unähnlich, nicht wahr? Es fehlt nur noch eine Formel, eine winzige, unwichtige Formel, die ihn zu mir zurückbringt. Mit Morrígans Kraft hole ich ihn ins Leben zurück, durch sie habe ich die Gewalt über Leben und Tod und ...« Sie leckte sich über die Lippen, die langsam aufsprangen und zu bluten begannen. »Und ich bin bereit, diese Macht mit dir zu teilen. Ich könnte meine Fähigkeit auf dich übertragen, du könntest deine Schwester wieder lebendig machen — oder deinen Meister Hortensius.«
    Carven blieb stehen, als hätte sie ihm einen Schlag versetzt. Grim spürte die Anspannung, die seinen Körper überzog wie ein Netz aus elektrischen Stößen.
    Die Königin sah, dass ihre Worte den Jungen getroffen hatten wie giftige Pfeile. Langsam und schwankend erhob sie sich, die Hand fest an ihre Brust gepresst. »Komm«, flüsterte sie kaum hörbar. »Stell dich auf meine Seite.«
    Grim fühlte die Tränen, die sich in Carvens Augen sammelten, als wären es seine eigenen. Er hörte die Schwester des Jungen weinen in der schäbigen Wohnung, in der sie ermordet worden war, und er spürte die Sehnsucht Carvens nach Hortensius, der sein Leben für ihn gegeben hatte. Die Königin näherte sich dem Jungen, sie streckte die Hand aus. Fast hatte sie das Schwert erreicht. Doch da hob Carven den Blick.
    »Nein«, flüsterte der Junge mit einer Traurigkeit in der Stimme, die Grim das Atmen schwer machte. »Für das Licht!«
    Damit sprang er vor der Königin zurück, riss das Schwert über seinen Kopf und rief die letzte Formel des Zaubers Bromdurs. Krachend schossen die Gestalten von Feen und Zwergen aus der Klinge, warfen die Königin zu Boden und überzogen sie in wenigen Augenblicken mit goldenem Licht, das sie in die Welt der Feen tragen würde. Schon klaffte ein Portal mitten im Raum, goldene Nebelfäden glitten daraus hervor und verbanden sich mit dem Körper der Königin, deren Konturen langsam blasser wurden.
    Zur gleichen Zeit stürzten sich die Geister auf Morrígan. Zischend zerriss das Bild des Zimmers hinter ihr, Grim sah die Schatten, die durch das aufbrechende Portal nach ihr griffen. Laut kreischend wehrte sich Morrígan gegen die Angreifer, die sie zurück in die Verbannung treiben wollten. Da wichen die Geister zurück — doch nicht vor ihr. Eine Gestalt schob sich durch ihre Reihen — die Gestalt eines Zwergs. Er hob den Kopf und sah Carven an. Ein Lächeln lag auf seinen Lippen, als er die Hand zum Gruß hob. Niemand anderes war es als Hortensius, der Letzte Ritter der Sterne. Voller Stolz neigte er vor Carven den Kopf, und Grim spürte die Wärme, die bei dieser Geste zu dem Jungen hinüberbrandete. Dann fuhr Hortensius herum, Grim sah das Aufblitzen seines Streitkolbens, als er Morrígan in ihre Welt zurückschickte, und er meinte, den Zwerg lachen zu hören, als er gemeinsam mit den

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