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Grim - Das Erbe des Lichts

Grim - Das Erbe des Lichts

Titel: Grim - Das Erbe des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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mir die Finger verbrannt an dem verteufelten Vampirzauber, der das Gebäude über unseren Köpfen vor magischen Wesen schützt, und ich gehe nicht davon aus, dass es den Alben besser ergangen wäre, falls sie die Tür benutzt hätten.«
    »Nein«, erwiderte Lyskian mit regloser Miene. »Mein Volk versteht sich darauf, seine Geheimnisse zu schützen.«
    Remis schwirrte aufgeregt in die Luft. »Das heißt, dass es noch einen Eingang geben muss — eine Tür, die unseren Augen bisher verborgen geblieben ist. Vielleicht hat meine Nase mehr Erfolg bei der Suche.«
    Er sog die Luft ein, dass seine Nasenflügel bebten, und stieß sie langsam und konzentriert wieder aus. Für einen Moment hielt er inne, als müsste er in seiner Erinnerung nach einem Wort für das suchen, was er gerade gewittert hatte. Dann hob er die Brauen und flüsterte, als wäre ihm im wahrsten Sinne des Wortes ein Licht aufgegangen: »Glutquarz.«
    So schnell, dass Grim und die anderen ihm kaum folgen konnten, flog Remis atemlos witternd durch den Raum und hielt vor einem der alten Teppiche inne. Vielsagend warf er Grim einen Blick zu.
    »In diesem Gewölbe nehme ich mindestens siebzehn verschiedene Minerale wahr«, sagte der Kobold leise. »Aber Glutquarz ist nicht darunter.«
    Kaum hatte er seinen Satz beendet, sah Grim, wie sich Remis' Haare in einem kaum merklichen Luftstrom bewegten. Mit einem Ruck riss er den Teppich von der Wand. Nebelhaftes Licht fiel ihm ins Gesicht. Ein feiner Riss hatte die Wand gespalten.
    »Sieht so aus, als hätten wir den Eingang gefunden«, murmelte Remis, hielt jedoch respektvoll Abstand von der Öffnung, die er soeben aufgespürt hatte.
    Grim witterte, und nun roch er ihn auch: den feinen Duft von Glutquarz, einem uralten Mineral, das in der Anderwelt aufgrund seiner Fähigkeit, aus sich selbst heraus zu glimmen, häufig zur Beleuchtung der Unterwelt eingesetzt wurde. Er presste die Klaue in den Spalt und murmelte einen Zauber. Laudos schob sich die Wand auf und gab den Blick frei auf einen Gang mit einer niedrigen, von Stalaktiten übersäten Decke. Der Boden war vereinzelt mit Glutquarz besetzt, dessen Glimmen die Finsternis des Ganges jedoch nicht zurückdrängen konnte. Grim sah Lyskian an, der neben ihn trat.
    »Offensichtlich kennst du nicht alle Geheimnisse deines Volkes«, raunte er. »Euer Blutgewölbe scheint tiefer hinabzureichen, als du geahnt hast.«
    Grim bedeutete den Schattenflüglern, Wache zu halten. Dann wollte er den Gang betreten, doch Lyskian hielt ihn zurück. »Du weißt nicht, worauf du dich einlässt«, sagte der Vampir kaum hörbar. »Die Schattenalben sind nicht zu bezwingen. Es heißt, dass sie dir mit einem Blick das Fleisch von den Knochen schälen könnten, ohne dass es sie auch nur anstrengen würde. Du ...«
    »Es ist, wie du sagtest«, erwiderte Grim. »Ich bin ein Menschenfreund — und daher werde ich die Menschen vor den Gefahren schützen, gegen die sie sich selbst nicht verteidigen können. Komm mit oder geh, Prinz der Vampire, während ich dafür sorge, dass du auch in Zukunft nicht verdursten musst.«
    Lyskian setzte zu einer Entgegnung an, doch plötzlich klangen Stimmen durch den Gang, grausame, kalte Stimmen voller Verachtung. Sie strichen aus der Dunkelheit auf sie zu wie die eisigen Flügel eines Engels, und als Grim die lähmende Berührung an seiner Wange fühlte, sah er auch Lyskian zusammenfahren. Doch dann hob der Vampir den Blick. »Du weißt nichts vom Durst meines Volkes«, erwiderte er mit der Andeutung eines Lächelns auf den Lippen. »Aber eines sage ich dir: Der Tag, da ich vor der Finsternis zurückschrecke, ist noch fern.«
    Grim erwiderte das Lächeln kaum merklich. Dieser Lyskian war es, der den Namen Prinz der Vampire verdiente. Für einen Moment neigte Grim leicht den Kopf. Dann holte er Atem, die Stimmen schallten durch den Gang wie die Gesänge der Verdammten. Noch einmal schaute er auf die ermordeten Menschen, ließ ihre leeren Blicke über seinen Körper streifen und hörte ihre Schreie, bis sie lauter waren als die Stimmen ihrer Mörder. Dann wandte er sich um und tat den ersten Schritt in den Gang hinein.

Kapitel 8

    ia zitterte vor Kälte, als Alvarhas näher kam. Tosend drang der Kampfeslärm der Schattenflügler zu ihr herüber, die mit aller Kraft versuchten, die rätselhaften Fremden zu überwältigen. Grim hatte einige der mächtigsten Krieger zum Schutz der Artefakte abgestellt, und doch schien es, als hätten sie gegen die Einäugigen kaum

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