Grim - Das Erbe des Lichts
Fell und das Zischen in der Luft, als der Löwe mit seinen Pranken nach den Feen ausholte. Kronk stand beinahe regungslos, doch seine Augen sprühten Funken, und aus seinen Händen schossen schwarze und grüne Peitschen aus flüssigem Erz, mit denen er tiefe Kerben in die schimmernden Wälle schlug. Grim sah Mia, wie sie sich den Alb mit einem Wasserzauber vom Hals hielt, der sie wie ein durchsichtiger Strudel umgab, doch er fühlte, dass ihre Kräfte nachließen, und das grausame Blitzen im Blick des Albs zog ihm den Magen zusammen. Im nächsten Augenblick waren sie hinter zwei Schattenflüglern verschwunden, die angestrengt gegen eine Fee ankämpften. Da hörte Grim das Splittern der ersten Wälle. Entschlossen ballte er die Fäuste und rief Walli und Vladik zu sich, die gleich darauf aus der Menge auftauchten und mächtige Flammenzauber gegen die Wälle schickten. Grim zögerte nicht. Lautlos erhob er sich in die Luft, raste durch Feuer und Peitschen auf den splitternden Wall zu — und durchschlug ihn mit donnerndem Gebrüll.
Er landete direkt vor der Königin. Niemals würde er ihr Gesicht vergessen — diesen halb empörten, halb fassungslosen Ausdruck auf ihren Zügen, als er nach dem Zepter griff. Doch sie reagierte schnell. In letzter Sekunde riss sie das Artefakt an sich, breitete die Arme aus und sprang rücklings in die Luft. In rasender Geschwindigkeit bewegte sie sich von Grim fort. Alben, Feen und Gargoyles prallten von ihr zurück. Gerade wollte Grim ihr nacheilen, als sie die Hand vorstreckte und einen glimmenden Zauber zwischen ihren Fingern bildete. Sofort spürte Grim dessen Kälte, sah den schneeweißen Raureif, der sich blitzschnell von dem Zauber ausbreitete und sich auf die Kämpfenden legte, und starrte wie gebannt auf den nebelschwitzenden Zauber in der Hand der Königin. Jetzt zerbarst er in einen gewaltigen Schild flirrender Eissplitter, nur schemenhaft war die Gestalt der Fee dahinter noch zu erkennen. Grim sah silberne Fäden, die den Zauber durchliefen wie ein Fischernetz. Weißer Nebel stieg von seinen Rändern auf, während er seinen Umfang vergrößerte, bis er beinahe den gesamten Raum ausfüllte — und glitt dann vor. Grim hörte die Stimme der Schneekönigin, er sah sich selbst, wie er die Schwingen ausbreitete und auf den Zauber zuraste, und fühlte gleichzeitig die Schreie der Menschen und Schattenflügler, die von dem silbernen Schild getroffen wurden. Lautlos glitt er durch sie hindurch — und zerschnitt ihre Körper mit den feinen Maschen seines Netzes.
Außer sich sprang Grim dem Zauber entgegen und schlug seine Klauen in den Schild. Ein stechender Schmerz durchfuhr seine Finger, als die Magie sich in sein Fleisch grub, doch er zwang sich, nicht darauf zu achten. Er würde nicht zulassen, dass die Königin Menschen und Anderwesen tötete — niemals. Geisterhaft erkannte er die Gestalt der Schneekönigin auf der anderen Seite des Schildes und sah, wie sie das Zepter emporhob und die Streben sich langsam auf ihren Arm zuschoben. Grim spürte, wie sein Blut über seine Klauen und Arme lief, und ließ die höhere Magie durch seinen Körper rasen. Sie setzte seine Augen in Flammen und fuhr als flüssiges Gold aus seinen Klauen in die Streben des Zaubers. Ein Knacken wie das Bersten dicker Eisschichten durchzog den Raum, als Grims Zauber in die Magie des Schildes eindrang, die Kälte zwischen glühenden Pranken verdampfte und den todbringenden Zauber zum Innehalten zwang.
Für einen Moment schien die Zeit stillzustehen. Grim spürte die Erschöpfung in seinen Gliedern, vereinzelt hörte er noch das stöhnende Knistern des Eises, das er überwältigt hatte. Hinter dem Schild, der nun golden schimmerte, sah er die dunklen Augen der Schneekönigin. Dann riss er die Fäuste hoch, und mit einem gewaltigen Krachen zerbrach der Zauber in tausend Funken.
Grim sprang durch die niederrieselnden Flammen wie durch Regen aus Feuer, stürzte auf die zurückweichende Königin zu und stieß die rechte Klaue vor. Das goldene Feuer in seinen Fingern verbrannte ihr die Hand, als er das Zepter umfasste und es ihr entriss. Ehe die Königin etwas hätte tun können, ballte er die Faust und richtete sie auf das Herz der Fee. Er hielt ihren Blick gefangen, als er den Zauber sprach, der den Schutz von den Feen nahm — den Zauber, den Mia gewirkt hatte und der die Feen vor der Menschenwelt schützte. Die Worte schmeckten hart und bitter auf Grims Zunge, ein greller Blitz traf die Brust der Königin
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