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Grim

Grim

Titel: Grim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Schwartz
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Ghrogonier den grauen Schleier aus Gift von ihren Leibern schleuderten und ihnen nachsetzten. Es schien, als wäre mit dem goldenen Schatten auch der Kampfeswille der Car’lay Ythem erloschen, und Grim konnte das Entsetzen in ihren Gesichtern sehen, als sie zu ihrem einstigen Anführer hinaufschauten. In wildem Flug jagte Verus über die Dächer, in goldenen Flammen entbrannt, doch er verglühte nicht, er schlug mit den Schwingen und schrie, dass seine Verzweiflung die Erde zum Beben brachte.
    Da setzte Grim sich in Bewegung. Noch im Lauf kehrte er zurück in die Gestalt seines Drachen und raste auf Verus zu. Und als er die Faust vorstieß und die Brust des Dämons durchschlug, fühlte er für einen Moment dessen Herzschlag in seinen Fingern widerklingen.
    Sie schauten sich an, Grim sah sie vor sich, zwei gewaltige Drachen über den Dächern einer verwüsteten Menschenstadt, und er erwiderte das Lächeln, das nun auf Verus’ Lippen trat, ein Lächeln voll grausamer Schönheit und Finsternis. Dann zog er die Klaue von dem Weißen Diamanten zurück, den er in Verus’ Brust gepflanzt hatte, dorthin, wo das Herz war. Er schaffte es gerade noch, auf einem der Dächer zu landen , bevor gleißende Wärme aus dem Kristall brach – eine Glut, die von den Bildern seiner Erinnerungen getragen wurde. Er sah Carven, Mia, Remis, aber auch den Mond über den Feldern aus Asche, die Verus vor langer Zeit durchschritten hatte, und die flüsternden Winde auf den Ebenen des Zorns. Er sah Verus über den Himmel dahinrasen, sah ihn an den Fenstern der Menschen stehen und die Hand eines sterbenden Kindes halten, und dann, mit einem Schrei wie aus tausend Kehlen, zerbrach der Diamant, löschte die Flammen auf Verus’ Haut und verwandelte sie in goldenes Licht. Grim hielt den Atem an. Über den Dächern Prags, schwingenrauschend und gewaltig, stand Verus Crendilas Dhor, der goldene Schatten der Verkommenheit, der Phoenix aus der Asche – und er spürte zum ersten und letzten Mal in seinem Leben ohne jede Furcht, was Liebe bedeutete.
    Grim meinte, ihn zu sich herabschauen zu sehen, und ein Lachen klang an sein Ohr, das helle, klare Lachen eines Kindes. Dann ging ein Windhauch durch die Stille, der Drache zerbarst zu flüsternder Asche. Und die Flocken fielen auf die Anderwesen und Menschen nieder, die auf dem Platz vor der Burg standen, die Blicke staunend und sehnsuchtsvoll, als sähen sie ein Wunder.

Kapitel 56
    Ein Raunen ging durch die Welt der Farben, die unter den Händen der Menschen entstanden war. Mia hörte es wie das Flüstern von Vogelschwingen in der Luft, beinahe zärtlich strich es durch ihr Haar, und sie erschrak, als die Menschen um sie herum sich plötzlich zusammenkrümmten. Doch gleich darauf glitten die Dämonen aus ihren Körpern, kaum mehr als Schatten waren sie, sobald sich die Farben auf ihre Haut legten, und sie stoben durch die Reihen der Menschen wie dunkler Nebel, den der Sturm davonweht. Mia schaute in ihre Züge, die Augen aufgerissen, die Münder zu stummen Schreien verzerrt, doch als sie mit ihren Klauen nach ihr griffen, spürte sie die Berührung kaum, und bald waren sie verschwunden. Braskatons Zorn hatte sie zurückgeholt.
    Mia legte den Kopf in den Nacken, sie lachte, als sie die Sterne in rotem und grünem Licht über ihr Gesicht flackern sah, und sie hob die Arme und drehte sich, so schnell, dass alles um sie herum zu einem wirbelnden Teppich aus Farben wurde. Grim hatte Verus besiegt, er hatte den Zauber gebrochen – und sie selbst stand in der Welt der Träume und hätte sich nicht gewundert, wenn sie angefangen hätte zu schweben, so leicht fühlte sie sich. Schwindel klopfte hinter ihrer Stirn, als sie innehielt und sich umsah. Die Menschen standen staunend inmitten der Welt, die sie erschaffen hatten, umgeben von den Anderwesen, die sie seit jeher tief in ihrem Inneren mit sich trugen und an die sie sich erinnert hatten, gerade hier, in dieser Welt der Dämmerung. Ihre Gesichter strahlten, als würden sie von innen mit sanftem Licht erhellt, und ein Frieden lag in ihren Augen, der Mia aufatmen ließ. Mochten die Menschen schwach sein, mochten sie Böses in sich tragen und alle Schlechtigkeit der Welt. Aber für diesen Moment in diesem wundersamen Reich hatten sie alle denselben Traum: Ihr Traum war es – der Traum einer geeinten, einer freien Welt.
    Schweigend hob sie die Maske des Bhaal vor ihr Gesicht, und als die Flammen von dem Artefakt ausströmten und sich auf die Stirnen der

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