Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grim

Grim

Titel: Grim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Schwartz
Vom Netzwerk:
lächelte sie. »Ja«, erwiderte sie und legte die Hand auf seine Brust. »Dieser Moment. Das ist für immer.«
    Sanft küsste sie ihn, und als er ihren Atem auf seinen Lippen fühlte und den Schein des Mondes auf seiner Haut, da spürte er, dass irgendetwas merkwürdig war. Er lächelte kaum merklich. Das Brennen in ihm war verstummt.
    »Oh, das tut mir aber leid!«
    Erschrocken fuhr Mia zusammen und Grim warf Remis, der mit betont überraschtem Ausdruck auf den Zügen vor der Lichtsäule des Fahrstuhls schwebte, einen düsteren Blick zu. Er hatte noch nie einen miserableren Schauspieler als diesen Kobold getroffen.
    »Natürlich«, erwiderte er. »Ich kann mich nicht erinnern, schon jemals ein so schlechtes Gewissen gesehen zu haben.«
    Remis tat so, als würde er rot werden, was ihm allerdings nicht gelang – jedenfalls nicht sehr. In raschem Flug kam er näher und übergab Grim ein verschlossenes Kuvert.
    »Ist für dich abgegeben worden von so einem kleinen Vieh mit seltsamen Haaren«, sagte der Kobold und zuckte die Achseln.
    Grim musterte ihn. »Einem Kobold?«, fragte er und lachte, als Remis empört das Gesicht verzog.
    »Nein«, erwiderte dieser nachdenklich. »So ein Wesen habe ich noch nie gesehen. Es steckte in einem violetten Anzug, war kaum größer als eine Heuschrecke, und seine Augen … «
    Grim fühlte, wie das Lächeln von seinen Zügen glitt. Auf einmal war es kalt auf dem Turm, so kalt, dass er fröstelte.
    »… sie waren mit groben Stichen zugenäht«, beendete der Kobold seinen Satz.
    Mit finsterer Miene betrachtete Grim den Umschlag. Er kannte es nur zu gut, das blutrote Siegel des Kartenmanns. Ohne es zu brechen, entfachte er schwarze Flammen in seiner Hand und ließ das brennende Kuvert von seinem Turm segeln. Ihm stand nicht der Sinn danach, sich an diesem Abend mit einem Schatten wie diesem zu beschäftigen. Schweigend schaute er den Funken nach, die in die Nacht regneten. Dies würde nur ein kurzer Aufschub sein, irgendwann würde er sich mit ihm auseinandersetzen müssen, so viel stand fest.
    Er spürte Mias Blick auf sich und lächelte kaum merklich. Remis flog auf seine Schulter, gemeinsam gingen sie zum Fahrstuhl hinüber. Grim fühlte schon dessen Schein auf seinem Gesicht, als er sich noch einmal umschaute. Die Lichter der Stadt glommen zu ihm herauf, es schien ihm, als würden sie mit silberhellem Gelächter über seine Haut tanzen, und ein Gefühl der Leichtigkeit und Stille durchdrang ihn bis ins Mark.
    Manchmal , dachte er, ist das Leben schön.

Epilog
    Die Schatten tanzten vor Carvens Blick. Sieben Tage und Nächte hatte er nur geschlafen, hatte im Traum geschrien und hohes Fieber gehabt, doch Grim war nicht von seiner Seite gewichen, und die Heiler Ghrogonias hatten ihn zurückgeholt aus den Träumen, in die er geraten war. Seit Kurzem war er nun wieder ganz gesund, abgesehen von dem Schwindel, der ihn hin und wieder befiel, der Narbe an seinem Handgelenk – und dem Tanz der Dunkelheit. Nachdenklich schaute er in das Unterholz des Parks, dorthin, wo sich schemenhafte Gestalten ineinanderschoben und gleich darauf zerrissen, als wären sie niemals da gewesen. Ihm schien es, als würde er vor einem riesigen dunklen Vorhang stehen und durch ein winzig kleines Loch schauen. Aber er konnte das, was dahinterlag, nicht genau erkennen. Allzu schnell entglitt es ihm und ließ ihn ins Leere starren und in die Finsternis, die ihn umgab.
    Er wandte sich ab und drehte das Skateboard in seiner Hand. Er hatte Klara und Fibi so schnell um ihren Einsatz gebracht, dass er noch immer über ihre fassungslosen Gesichter lachen musste. Dabei war es doch der kleine Teufel gewesen, der ihm das Kartenspielen beigebracht hatte – inklusive sämtlicher Tricks. Aufgeregt hatten sie ihn zu einer weiteren Runde überreden wollen, sobald er sein neues Spielzeug ausprobiert hatte, und auch, wenn sie keinen besonders spektakulären Gewinn aus dem Ärmel ziehen konnten, hatte Carven zugestimmt. Er wusste ja, dass sie ihn nur beschäftigen sollten, während unten in Grims Reich die Vorbereitungen für seine Party liefen. Er kickte einen Kiesel vom Weg, um seine Aufregung klein zu halten, doch das freudige Kribbeln in seinem Bauch nahm nur noch mehr zu. Er stieß die Luft aus. Er musste sich zusammenreißen. Er war doch kein kleines Kind mehr, das …
    Mitten in seinem Gedanken strich ein Windhauch über sein Handgelenk, kühl und samten. Er fuhr zusammen, und für einen Moment fühlte er sich wieder von

Weitere Kostenlose Bücher