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Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Kommentar wurde von ihrem unglaublich charmanten Lächeln begleitet. »Wir anderen kommen mit Kitty leidlich aus, Emily ausgenommen. Emily hat sich noch nie mit ihr vertragen, sie hält Kitty für eine falsche Schlange.«
    »Inwiefern?«
    »Kitty hielt sich zugute - nein, das trifft es nicht ganz - ihr wurde etwas zugutegehalten, was sie nicht getan hat: Sie hat Maisie nämlich gar nicht das Leben gerettet. Es war Zufall, reiner Zufall. Aber mit der Zeit redete Kitty sich ein, sie hätte dem Baby das Leben gerettet.«
    Jury nickte. »Eines frage ich mich dabei aber doch: Wieso ist sie während des Blitzkriegs überhaupt mit einem Baby rausgegangen? Die deutsche Luftwaffe hat doch ganz wüst bombardiert.«
    »Wüst, aber ziel- und regellos. Darüber hat Simon oft gesprochen. Kaum überraschend, dass er zu diesem Buch angeregt wurde, denn Francis, unser Vater, war im Blitzkrieg umgekommen.
    Simon war der Ansicht, dass es sich bei dem, was viele Leute fälschlicherweise für strategisch durchdachte Bombardierungen hielten, einfach um Flächenbombardierungen handelte. Göring stand auf verlorenem Posten. Der Versuch, unsere Luftwaffe durch das Bombardement zu zerstören und die Flugplätze auszuschalten, war nämlich bereits fehlgeschlagen.
    Für uns Junge war die ganze Sache höchst aufregend - denken Sie an die Ruinen, die Trümmerhaufen, die wir nach Schätzen durchsuchen konnten. Es war eigentlich wie in einem Film. Sie sehen, ich versuche Ihre Fragen zu beantworten. Diese Art von Illusion beschränkte sich nicht auf Kinder. Auch Erwachsene verspürten sie.«
    »Was ich damit sagen will«, fuhr Marie-France fort, »es gab manchmal Zeiten, in denen wir das Ganze für ein Märchen hielten. Das klingt jetzt ungeheuerlich, ich weiß, aber so sah man es damals nun mal allgemein. Dazu kommt noch, dass Kitty Riordin ein ziemlich halsstarriges Ding war, und wenn sie fand, ein Baby brauchte frische Luft, dann glaube ich nicht, dass sie sich im Blue Last verschanzt und gewartet hätte, bis der Angriff vorüber war.«
    »Und Alexandra? « »Alex war vernünftiger, realistischer.«
    »Wieso hat sie dann zugelassen, dass man mit ihrem Baby spazieren ging?«
    »Das ist eine gute Frage. Eine Antwort darauf habe ich nicht. Aber wir sitzen jetzt hier und nehmen das auseinander, was vor fünfundfünfzig Jahren geschehen ist.«
    Jury lächelte. »Damit verbringe ich einen Großteil meines Lebens.«
    »Das kann ich mir denken.«
    Jury stellte seine Tasse hin. »Dieses Buch, an dem Ihr Bruder geschrieben hat. Anscheinend kam Ralph Herrick darin vor.«
    Das überraschte sie. »Ralph?« Verwundert wiederholte sie den Namen mehrmals wie eine magische Beschwörung. »Ralph. Ich kann mich nicht erinnern, dass Simon ihn im Zusammenhang mit seinem Buch erwähnt hätte, obwohl wir damals als Kinder Ralph faszinierend fanden. Er war ein Held, sah gut aus, war mit Alexandra verheiratet. Simon und Ian vergötterten ihn. Sie fanden es toll, dass er eine Spitfire flog.«
    »Haben Sie an Herrick noch eine andere Erinnerung als die an ein Idol?«
    Marie-France nippte an ihrem Kaffee und überlegte einen Augenblick. »Das ist gut ausgedrückt, Superintendent. Ich glaube, genauso sahen wir ihn nämlich. Er verkörperte etwas am Krieg, das edel und gut war. Aber ob wir ihn richtig kannten nun, Ralph war nicht oft da. Er war selten zu Hause, auch nachdem er Alex geheiratet hatte. Als sie umkam, waren sie gerade mal ein gutes Jahr verheiratet gewesen. Und dann...?« Sie hielt inne, versuchte sich zu erinnern. »Ich bin mir nicht sicher, was aus ihm wurde.«
    »Herrick schloss sich der Gruppe in Bletchley Park an. Sie wissen doch, Mathematikern wie Turing, die an Hitlers Enigma-Maschinen arbeiteten.«
    Sie betrachtete Jury mit hochgezogenen Augenbrauen. »Wirklich? Nein, davon habe ich eigentlich nie gehört. Ich kann mir allerdings denken, dass Simon Bescheid wusste.« Sie blickte aus dem Fenster, wo ein Streifen Sonnenlicht einer Vase mit Rosen einen tieferen Roseton verlieh. Die kleine vergoldete Uhr auf dem Kaminsims schlug sieben.
    »Ich muss gehen. Ich danke Ihnen wirklich sehr für dieses Gespräch.« Jury erhob sich.
    »Das habe ich doch gern getan, Superintendent.« Als sie aufstand, um ihn hinauszubegleiten, musste sie plötzlich lachen. »Ich kann es einfach nicht fassen, dass jemand gesagt hat, Simon leide unter Verfolgungswahn. Wenn ich mir überhaupt bei einem Menschen nicht vorstellen kann, dass er Feinde hat, dann bei Simon.«
    Jury sah sie

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