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Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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säuberlich aufgereiht standen. Weder im Text auf dieser Seite noch auf den vorhergehenden oder folgenden Seiten gab es korrespondierende Daten. Er besah sich jede Seite, auf die Simon sich Randnotizen gemacht hatte. Da im Text keinerlei solche Daten auftauchten, hatte Croft offenbar andere Quellen herangezogen. Jury konnte jedoch keine Verweise darauf finden. Wie konnte er den Daten also die Ereignisse zuordnen? Wie konnte er den gemeinsamen Nenner finden? Gab es einen, und war es Ralph ? Bisher hatte keiner viel über ihn gesprochen, allerdings war er damals auch so selten in Erscheinung getreten, dass die Familie ihn nicht wirklich gut gekannt hatte. Simon und Ian hatten Ralph vergöttert; das hieß aber nicht, dass sie ihn kannten. Die Kriegsehe mit Alexandra war kurz gewesen. Was alle wussten und auch erwähnt hatten, war die Tatsache, dass der junge Flieger das Viktoriakreuz verliehen bekommen hatte.
    Auf die letzte Buchseite hatte Simon ganz unten hingeschrieben:
    Coventry Ultra Chick. Bed. Hatston Enigma b. P. - Mein Gott, ich glaub's einfach nicht.
    »Enigma.« Jury runzelte die Stirn.
    Er blieb sitzen und dachte eine Zeitlang nach. Dann ging er zum Telefon hinüber und zog sein kleines Notizbuch hervor. Er rief Marie-France Muir an.
    Danach wählte er die Nummer von Boring's.
42
    Marie-France Muir wohnte in der Chapel Street. Das Haus war nicht sehr geräumig, musste es in Anbetracht der Quadratmeterpreise in Belgravia auch nicht sein, um seine Besitzerin als wohlhabend auszuweisen. An der Einrichtung ließ sich dies ebenfalls erkennen. An eine Wand gerückt stand ein Schreibtisch in Walnussholz mit einer Einbuchtung für die Knie, flankiert von einem reich verzierten Pfeilerspiegel und einem außergewöhnlich schönen Gemälde von einem Wald mit Schafen und Schneewehen, die von innen zu leuchten schienen. In einer Nische neben dem Kamin stand eine üppig patinierte Aufsatzkommode in Walnussholz. Die Kamineinfassung war aus reich gemasertem grünem Marmor, die Feuerstelle geschützt durch einen fein gearbeiteten, mit Vögeln und Schmetterlingen bemalten Kaminschirm. Bei der Glasvitrine mit Rosenholztäfelung, in der feines Porzellan untergebracht war und die Jury ganz allgemein als Etagere bezeichnet hätte, handelte es sich zweifelsohne um etwas anderes, um ein selteneres Stück. Sie war über einsachtzig hoch, fast so groß wie er selbst. Durch die Tür ins, vermutete er, Speisezimmer konnte er geschnitzte Walnussholzstühle und die Ecke eines dunklen Esstischs erkennen.
    Was im Wohnzimmer jedoch dominierte, war nicht das Mobiliar, sondern die Kunst. Vornehmlich Gemälde der französischen Impressionisten und Postimpressionisten hingen in vergoldeten Rokokorahmen übereinander, so dass man sich vorkam wie in einer Galerie. Wie viele davon wohl Originale waren, fragte er sich. Ob es wohl alles Originale waren?
    Das Sofa und die Sessel waren von bescheidenerer Herkunft und etwas behaglicher, mit einem schlichten grauen Leinenstoff bezogen. »Wirklich ein schönes Zimmer«, sagte Jury und lehnte sich mit dem Kaffee, den Marie-France in weiser Voraussicht bereitet hatte, in den weichen Sessel zurück. Er zögerte fast, die hauchdünne Tasse zu heben, die aussah, als würde sie zerbrechen, wenn er bloß darauf blies.
    »Danke.« Sie blickte um sich, als wollte sie im Lichte seines Kommentars alles neu bewerten. »Viele von den Kunstwerken hat Ian besorgt. Das ist sein Fachgebiet, Malerei. Ein paar Stücke stammen aus Simons Haus -« Das zarte Tässchen erzitterte auf der Untertasse, und sie stellte es auf dem Tisch neben ihrem Sessel ab. Eine Zeitlang schwiegen beide. In dieses vom Kummer hervorgerufene Schweigen schaltete Jury sich niemals ein. Nur wenn die andere Person deutlich machte, dass er etwas beitragen konnte, tat er das.
    »Es ist einfach so anders«, sagte sie. »Simon und ich sahen uns eigentlich gar nicht so oft, aber das muss ja auch nicht sein, oder? Um zu wissen, dass der andere da ist. Wir waren ja ziemlich unabhängig, und obwohl der Eindruck entstehen könnte, wir wären eng miteinander verbunden, waren und sind wir es eigentlich nicht. Da schließe ich uns alle ein, auch die Tynedales. Ich glaube, seine Unabhängigkeit war vielleicht der Grund, weshalb Ian nie geheiratet hat, oder jedenfalls einer der Gründe.« Sie lächelte. »Er hätte es sich weiß Gott aussuchen können. Eigentlich schade, dass keiner von uns Kinder hatte. Ich wollte unbedingt welche und mein Mann auch.« Sie zuckte

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