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Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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was er so alles machte, von den Wichteln und dem allem. Eigentlich hatte er sich darauf gefreut, sich überlegen fühlen zu können. Das war doch das Schöne am Umgang mit kleinen Kindern: Man konnte sich ihnen überlegen fühlen.
    »Dann hast du aber nicht lang dran geglaubt. Du hast ja erst so richtig über den Weihnachtsmann nachgedacht, als du vier warst. Wenn du also mit fünf aufgehört hast - dann hat sich's doch kaum gelohnt. Dann hättest du auch von vornherein nicht an ihn glauben können.«
    Benny wusste nicht recht, was dieses verworrene Bedürfnis nach Genauigkeit eigentlich sollte. Lag es daran, dass sie auf seine Mutter gekommen waren und ihm, wenn er über sie sprach, vor Aufregung ganz kalt wurde? Und doch war das Bedürfnis, über sie zu sprechen, so stark wie die Angst davor.
    Er fand die Art, wie sie gelebt hatte und gestorben war, mutig, für jemand anderen war sie aber vielleicht verachtenswert. So sahen die anderen ja auch die Leute unter der Waterloo Bridge.
    Benny hatte seine Mutter an den meisten Tagen begleitet. Eines Tages, als sie kaum genug für Sparkys Hundefutter zusammen bekommen hatten, hatte sich Benny an seine Mutter gelehnt und geweint.
    »Wir haben nichts, nichts, nichts.« Und sie hatte geantwortet: »Goff auch nicht.« Darauf hatte er gesagt: »Aber Er hat ja auch keinen Hund.« Da hatte seine Mum gelacht.
    Aber so war sie immer gewesen, nicht voller Hoffnung, dass sich etwas ändern würde, denn sie wusste, dass das nicht eintreten würde, doch sie schien sich nicht so viel draus zu machen. Er erinnerte sich, wie einmal eine Einkaufstüte von Selfridges an ihnen vorbeigekommen war (sie saßen vor dem großen Kaufhaus auf dem Gehweg). Drei weiße Schachteln waren darin, wie Benny über den Rand sehen konnte.
    Seine Mutter sagte: »Sie hat sich gerade drei Paar neue Schuhe gekauft. Das sind nämlich Schuhschachteln. Und weißt du, was mit denen geschieht? Die werden in ihrem Schrank landen, sie wird sie ein paarmal anziehen, und dann stellt sie sie zu den anderen und kauft sich neue.«
    Es störte sie anscheinend nicht zu betteln. Der Gedanke machte ihn wütend, denn sie hatte es so viel besser verdient, und in Dublin hatten sie es auch so viel besser gehabt.
    »Was ist los?«, fragte Gern besorgt. »Du guckst so sauer.«
    »Bin ich aber nicht.« War er aber doch. Er wandte sich zu ihr und fragte: »Macht es dir was aus, dass du nichts hast?«
    Sie sah ihn verständnislos an. »Was meinst du damit?«
    Mit einer ausladenden Geste beschrieb Benny das Haus und das ganze Anwesen. »Ich mein das alles hier, was den Tynedales gehört. Stört es dich, dass nichts davon deins ist? Nicht einmal ein ganz kleines bisschen?«
    Zu seinem Entsetzen begann Gern das Gesicht zu verziehen.
    »Entschuldige, Gem. Das klang jetzt gemein, ich hab's nicht so gemeint.«
    Gern heulte laut und presste sich Richard gegen die Brust.
    Benny legte den Arm um sie, ehrlich zerknirscht darüber, dass sie nichts haben sollte, bloß weil er nichts hatte, dabei begriff er überhaupt nicht, was hier vor sich ging.
    »Ach, Mensch, tut mir Leid.« Sie heulte unvermindert weiter. »Hör auf.«
    Sie hörte auf, und zwar so unvermittelt, als hätte sie nie angefangen und besah sich wieder eingehend Richards Hosen.
    Jetzt war Benny wirklich irritiert. »Wie machst du das bloß?« Mit ihrem Geheul hatte sie durchaus ein überzeugendes Beispiel ihrer Untröstlichkeit geboten.
    »Was denn?« Jetzt summte sie und wischte an der Stelle von Richards Hemd herum, wo sie hineingeweint hatte.
    »Du hast doch gerade geheult wie ein Schlosshund.«
    »Weiß ich. Ich war traurig.«
    »Schon, aber -« Ach, was soll's?, dachte Benny genervt.
    Eingehend betrachtete Melrose den Busch.
    Wieso Murphy dem nicht einfach seine Ruhe ließ, war ihm schleierhaft. Der Busch sah seiner Meinung nach ganz ordentlich aus, in seinem Pflanzenkasten in der Eibenhecke. Hier war eine ganze Reihe von Büschen in Hecken gepflanzt, Kastenbeet nannte man das wohl. Zwar war der besagte Busch etwas struppig und musste - wie Polly Praeds Kriminalromane - ein wenig in Form gebracht werden, präsentierte sich der Welt jedoch ziemlich in einer Reihe mit den anderen. »Dem Busch da«, hatte Murphy gesagt, »dem steht desuetude förmlich ins Gesicht geschrieben.« Melrose war froh, dass Murphy für heute schon Feierabend gemacht hatte.
    Er hörte einen Motor aufheulen, und als er sich umdrehte, sah er Kitty Riordin in ihrem kleinen VW auf der Kiesauffahrt wenden. Sie

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