Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
dachte, vielleicht bezahlen Sie jemanden dafür, dass er sie für Sie erledigt. Oder Ihr Diener Ruthven macht sie. Oder sonst jemand.«
    »Ach, du meine Güte, Polly. Was glauben Sie eigentlich, was für ein Leben ich führe?«
    Sie schien zu überlegen. »Hmm, das Leben eines reichen Müßiggängers auf jeden Fall. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass Sie bei Harrods am Wühltisch nach Socken stöbern.«
    »Ich auch nicht, das liegt aber daran, dass ich mich weigere, zu Harrods zu gehen. Das überwältigt mich, saugt mich auf. Bei einem Besuch bei Harrods muss man sich an jeder Ecke auf Treibsand gefasst machen. Haben Sie mal die Menschenmassen bei Harrods gesehen?«
    »Ja, es ist aber doch für Menschen gedacht. Darum existiert es ja.«
    »Unglückseligerweise. Nein, ich ziehe Fortnum & Mason vor. In der Lebensmittelabteilung herrscht zwar Gedränge, aber die oberen Etagen sind eine Wohltat. Jede Menge Sauerstoff. Nein, bei Fortnum bin ich richtig. Dort bekomme ich alles, was ich will, im Handumdrehen.«
    »Für Geschenkkörbe ist es aber jetzt zu spät, Sie werden enttäuscht sein.«
    Melrose bestellte bei dem Kellner per Handzeichen noch eine Runde Cappuccino. »Polly, wissen Sie, dass Sie sich manchmal anhören wie meine Tante Agatha, die mir immer sagt, wie es mir ergehen wird?«
    Polly war nicht beleidigt. Das lag daran, dass sie redete, wie ihr der Schnabel gewachsen war, und Melrose' Äußerungen nicht viel Aufmerksamkeit schenkte. Jetzt legte sie den Löffel hin, mit dem sie ihre Weetabix gegessen hatte (Melrose hatte noch nie erlebt, dass jemand in einem Restaurant tatsächlich Weetabix bestellt hatte), und fragte: »Woran arbeiten Sie und Richard Jury eigentlich gerade?«
    »Woher wissen Sie, dass wir an etwas arbeiten?« »Ich weiß es. Sie können es nicht verhehlen.«
    »Kann ich nicht sagen. Sorry.«
    Polly hüpfte ungeduldig auf ihrem Stuhl auf und ab. »Ach, kommen Sie schon, Melrose. Mir können Sie doch ein bisschen davon verraten, oder?«
    »Okay.« Er erzählte ihr von dem Mord an Simon Croft. »Es stand in der Zeitung. Vielleicht haben Sie darüber gelesen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Woran noch?«
    »An sonst nichts.« Melrose hatte zu viel von Divisional Commander Macalvies Philosophie aufgesogen: nichts sagen.
    Trotzdem fühlte er sich bemüßigt, ihr von Gemma und der Schießerei zu erzählen.
    »Mein Gott, Melrose! Wer würde denn ein neunjähriges Kind ermorden?«
    »Kommt doch vor, oder nicht? Ein entführtes, geschlagenes, verstümmeltes, vergewaltigtes, als Geisel genommenes Kind. Ich kenne jemanden, dem es passiert ist.« »Wen?«
    Melrose zuckte die Achseln und bereute, es zur Sprache gebracht zu haben. Wieder dachte er an Brian Macalvie. »Sie kennen ihn sowieso nicht.«
    »Aber in solchen Verhältnissen? Mit so einem Zuhause, einer solchen Familie?«
    Der Kellner stellte ihnen mit schwungvoller Geste zwei frische Tassen hin, und Melrose bat um die Rechnung.
    »Jedenfalls hält Jury es für möglich, dass jemand anderes das Ziel war. Ein Mädchen, das als Hilfsgärtnerin arbeitete und oft ins Gewächshaus ging.«
    »Hat sie ihm das gesagt?«
    »Nein.«
    »Woher weiß er es dann?«
    Melrose ließ den schaumbehäuften Löffel auf dem Weg zu seinem Mund verharren.
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Wie kommen Sie drauf, dass diese Hilfsgärtnerin und nicht die Neunjährige das Ziel war?«
    »Es scheint - einleuchtender. Das junge Mädchen arbeitete oft noch nach Einbruch der Dunkelheit im Gewächshaus. Außerdem hörte sie unmittelbar nach der Schießerei auf, dort zu arbeiten.«
    »Würde ich aber auch. Und doch war nicht sie im Gewächshaus, sondern das kleine Mädchen. Vielleicht war der Schütze ja auch blind.«
    »Die Hilfsgärtnerin ist ziemlich klein. Im Gewächshaus ist es schattig und düster. Der Killer rechnete damit, dass das junge Mädchen dort war. So gesehen ist es schon möglich.«
    »Möglich ja, aber wahrscheinlich? Sie machen ganz schöne Verrenkungen, um die Tatsachen so hinzudrehen, dass sie zu Ihren Vermutungen passen.« Sie seufzte. »Rätsel, Rätsel, Rätsel, Rätsel.« Ihr Kopf wackelte von einer Seite zur anderen, als wollte sie sich Wasser aus den Ohren schütteln oder hätte gerade Vorsprechen für eine Filmrolle in der nächsten Folge von Der Exorzist.
    »Allmählich fange ich an, Kriminalgeschichten zu hassen, inklusive meine eigenen. Vielleicht vor allem meine eigenen.«
    Melrose war erleichtert, vom Thema um Gemma abzukommen. Sollte Polly

Weitere Kostenlose Bücher